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Leidenschaftslose Brillanz

■ Hammoniale: Amanda Millers Choreografie „Two Pears“

Entspanntestes Schweifen durch ätherische Bewegungsmuster über die große Bühne der Kampnagelhalle 6 entwickelt Amanda Millers Tanztheater Two Pears, das am Sonnabend Hamburg-Premiere hatte – eine Art Meditation über körperlose Wesenshaftigkeit zu Geräuschmusik von Arto Lindsay. Vollendet graziös bewegen sich mal fünf, mal sechs Tänzerinnen und Tänzer ohne Störung, ohne Blickkontakt, ohne Konflikt in geschwungenen Linien und erwecken ikonenhafte Vorbilder zum Leben: Tempeltänze, wie sie die Friese an den Heiligtümern des Hinduismus überliefert haben, Moriskentänzer aus Spanien oder feines Jugendstil-Pathos aus Buchillustrationen zu Klassikern der Romantik.

Die leidenschaftslose Brillanz der Arbeit Amanda Millers, die viele Jahre bei William Forsythe in Frankfurt getanzt und choreografiert hat, entfaltet sich im gedämpften Licht und mit relativ gleichmäßigem Tempo. Sie basiert auf Beobachtungen, nicht auf Kommentaren. Miller reizt die Bilderwelt ihrer tagträumerischen Stimmung phantasievoll und kenntnisreich aus, verweigert sich aber jeglicher Kritik an der Fragwürdigkeit erhaben inszenierter Schönheit.

Somit verwandelt die fließende Eleganz ihrer Choreografie, die keinerlei Aggression zuläßt, die drei Akte des Stückes in Traumsequenzen und märchenhafte Verschleierung, jedoch unter Ausschluß jeglicher Erotik. Natur und Naturphilosophie, romantischer Mystizismus und sterilisierter Schamanismus scheinen ihr das Material zu liefern, aus dem sie ihre bezaubernde Monotonie ohne Steigerung entwickelt. Das Resultat, das ihre Tänzer in Perfektion zelebrieren, wirkt dann nahezu höfisch: schön, lieblich, reich an Formen und Verzierungen, aber dadurch auch modisch, glatt und gepudert. Und so stellt sich nachträglich die Frage, warum ihre Gruppe eigentlich Pretty Ugly Dancecompagnie heißt? Till Briegleb

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