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„Für Ingrid tun wir alles!“

■ Eine vergessene Renaissance-Oper wird von den Bremer SchülerInnen des Schulzentrum Rübekamp wiederbelebt / Wandelkonzert und Pralinen inklusive

„Für Ingrid tun wir alles!“ Was ist das für eine Lehrerin, deren SchülerInnen so sprechen? Ingrid Galette-Seidl ist Musiklehrerin am Schulzentrum am Rübekamp, aber sie läßt sich anderes und mehr einfallen als die meisten ihrer frustrierten KollegInnen. Sie studiert Opern ein und führt sie auf – ganz einfach. „Ich finde, so sollte Schule sein, weil da alle etwas lernen, wofür sie auch motiviert sind. Im normalen Schulunterricht macht ja kaum noch jemand freiwillig mit“. So konnte sie ihre Kollegin Silke Fischer überreden, mit ihrem Grundkurs Kunst Klasse 11 das Bühnenbild zu bauen: eine Stadtmauer, ein Paradies, ein Wasserfall, ein Flammenmeer. Die Schule trägt derartige Riesenprojekte kaum, weil das Kollegium in der Regel Schwierigkeiten macht, den SchülerInnen für die heiße Phase frei zu geben.

Nach eineinhalbjähriger Vorarbeit und wochenlangen Proben findet nun heute abend in der Kirche Unser Lieben Frauen die Premiere von Francesca Caccinis „La Liberazione di Ruggiero dall'Isola d'Alcina“ (Die Befreiung Ruggieros von der Insel der Alcina) statt. 1625 wurde die Oper der Italienerin in Florenz uraufgeführt; die Partitur fand sich erst vor wenigen Jahren wieder. „Ruhm, Träume und entfernte Lebensziele treiben die Figuren an“, sagt der Regisseur Marcello Monaco zum Opernstoff. Den ausgebildeten Schauspieler und Regisseur, der jetzt in Bremen Schulmusik studiert, konnte Ingrid Galette-Seidl für die szenische Arbeit gewinnen. „Vitale Energien“ will er umsetzen. Keine leeren Worte: Die SchülerInnen singen, laufen, tanzen, immer und immer wieder, niemand ist genervt, zumindest scheint es so in dem Wirrwarr von Aktivitäten. „Wir können's doch mal ausprobieren“: Der Vorschlag kommt von einer Sängerin, als es um die Raumaufteilung in der Kirche geht. Aus dem Kuddelmuddel wird allmählich eine Szene.

Ingrid Galette-Seidl produziert nicht zum ersten Mal Opern – ihr letztes Projekt war Mozarts „Gärtnerin aus Liebe“ –, aber zum ersten Mal läßt sie auch die Hauptpartien von Laien singen, und das in italienischer Sprache. Die Rolle der Alcina spielt eine Studentin der Kulturwissenschaften in Bremen. Das Orchester wird unterstützt von SchülerInnen auch anderer Gymnasien und vom „Consortium Musicum“. Da hört man Krummhörner, Gamben und Blockflöten, aber auch die modernere Oboe und Celli. Nicht nur Insider wissen, daß eine solche Produktion alle bis an die Grenze der Leistungsfähigkeit fordert. Aber „das ist so wahnsinng, wenn dann die Aufführung stattfindet, dafür kann man richtig leben“, sagt ein Schüler, der am liebsten sofort im nächsten Projekt mitsingen will.

Gibt es denn eine Voraussetzungen, um mitzumachen? Etwa, wenigstens die Stimme halten zu können? „Ist nicht nötig. Wer das nicht kann, meldet sich gar nicht erst.“ Ingrid Galette-Seidl bestätigt die Aussage einer Schülerin, daß es in solchen Projekten auch keinerlei Disziplinprobleme gibt, obwohl am Ende während der Proben die Nacht zum tage gemacht wird.

Ingrid Galette-Seidl war gleich angetan von der Musik Francesca. Sie ist „zart, tänzerisch, harmonisch und melodisch unendlich reich“. Der Musikschriftsteller Wilhelm Ambros nannte die Oper 1892 das Werk „eines Genies“, was damals nicht zur Folge hatte, daß sich irgendjemand für sie interessierte. Eingebettet wird die heutige Aufführung in einen historischen Rahmen: Dazu gehört der nachgestellt der Palast der florentinischen Medici., ebenso wie das Wandelkonzert und kleine Pralinengeschenke für das Publikum .

Ute Schalz-Laurenze

Heute und morgen um 20 Uhr in der Kirche Unser Lieben Frauen: La Liberazione di Ruggiero dall'Isola d'Alcina, Oper von Francesca Caccini. Eine Aufführung des Schulzentrums am Rübekamp, Leitung: Ingrid Galette-Seidl.

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