■ Daumenkino
: Stirb langsam III

Bruce Willis zu fragen, ob er die Rolle des John McClane mag, ist so, als frage man einen Hai ob er hungrig sei. Willis ist McClane. Man kann sich einfach niemand anderen in dieser Rolle vorstellen. Lang, lang hat's gedauert, bis endlich ein passendes Buch für den dritten Teil gefunden wurde. Denn nachdem man im ersten Teil einen Wolkenkratzer zu Bruch gehen ließ und danach einen ganzen Flughafen zerstörte, mußte man natürlich auch für Teil drei eine Steigerung finden. Man entschied sich für die Superlative: Ganz New York City ist diesmal Schlachtfeld. Der Vorspann ist noch nicht durch, Lovin' Spoonful trällern „Summer in the City“, Impressionen vom Big Apple beherrschen die Leinwand – da geht auch schon die erste Bombe hoch. In einer belebten Straße fliegt ein ganzes Kaufhaus in die Luft. Das hätte peinlich wirken können. Aber Regisseur John McTiernan erklärt in jedem Interview, daß alles schon im Kasten war, bevor der echte Sprengsatz in Oklahoma City hochging. Also, Auftritt Bruce Willis. John McClane geht's dreckig. Frau weg, Kinder weg, Job fast weg. Sein Leben geht, Johnny Walker kommt. Er will nur noch eins: Aspirin. Doch der irre Bombenleger, der sich Simon nennt, möchte mit McClane spielen. Der verkaterte Bulle muß, bekleidet nur mit Boxershorts und einem Pappschild auf dem „I hate Niggers“ steht, nach Harlem. Tut er's nicht, geht die nächste Bombe hoch. McClane ist eh alles egal – solange man ihn mit Aspirin füttert. Dank Samuel L. Jackson, der einen Ladenbesitzer namens Zeus spielt, überlebt er den Ausflug. Jetzt drückt McTiernan kräftig aufs Gaspedal: Simon mutiert zum nationalen Sicherheitsrisiko, McClane hat seinen Job als menschliche Knautschzone endgültig satt, wird aber trotzdem zusammen mit Zeus kreuz und quer durch die Stadt gehetzt. Die beiden können nicht verhindern, daß eine U-Bahn-Station weggesprengt wird, kommen aber allmählich dahinter, was Simon wirklich plant ... John McTiernan erzählt seine Geschichte gradlinig und schnell, keine melodramatischen Elemente, keine dramaturgischen Verschachtelungen, „Speed“ läßt grüßen. Doch leider erreicht der neue „Die hard“ nicht den Charme des ersten Teils. Das mag daran liegen, daß diesmal die Action nicht auf einen Ort konzentriert ist. Eine Autojagd, und sei es durch den Central Park, ist halt nicht so toll und auch nicht neu. Trotzdem, ein paar Überraschungen hält der Film schon bereit, und Jeremy Irons gibt einen sehenswerte Oberschurken mit Sprachfehler ab. Seine Bande dagegen, die uns als deutsche Neonazis, von der Stasi geschult, verkauft werden soll, ist dümmste Hollywood-Phantasie. Fazit: Nicht so gut wie Teil eins, aber viel besser als Teil zwei. kweg

John McTiernan: „Stirb langsam: Jetzt erst recht“, mit Bruce Willis, Samuel L. Jackson, Jeremy Irons u.a., USA 1995, 128 Min.