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RWE will eine eigene Telefongesellschaft gründen

■ Die Kooperation mit den Mobilfunkern von Mannnesmann wurde aufgekündigt, der Partner soll AT & T werden

Berlin (rtr/dpa/taz) – Dietmar Kuhnt mag in der schönen neuen Medienwelt nicht mehr nur eine Nebenrolle spielen. Eine komplette eigene Telefongesellschaft muß es schon sein, meint der Chef der Rheinisch Westfälischen Elektrizitätswerke (RWE). Bisher war der Konzern lediglich mit 25 Prozent des Kapitals an der Gesellschaft „Communications Network International“ (CNI) beteiligt, in der die Mobilfunker von Mannesmann mit ihren 50 Prozent das Sagen haben (das letzte Viertel hält die Deutsche Bank). In der CNI war RWE vor allem wegen der Leitungen willkommen, die der Energiekonzern von Haus aus besitzt, darunter 4.300 Kilometer hochmoderne Glasfasern. Sie könnten zusammen schon jetzt etwa 40 Prozent der Fläche Deutschlands mit Telefon- und Computeranschlüssen versorgen.

1998 wird das Telekom-Monopol für die Übermittlung privater Gespräche fallen. Spätestens dann möchte Kuhnt selbst mitreden dürfen, wenn der Markt neu aufgeteilt wird. Die Rolle des bloß für die technische Infrastruktur zuständigen Juniorpartners von Mannesmann genügt ihm nicht mehr, verriet er am Mittwoch abend dem handverlesenen Club der Hamburger Wirtschaftsjournalisten. Kuhnt hat den Vertrag mit CNI gekündigt. „RWE strebt eine starke Stellung am deutschen und internationalen Telekommunikationsmarkt an“, heißt es in seiner Rede, und dieses Ziel sei nun mal nur zu erreichen mit einer sogenannten Vollizenz, die sowohl den Betrieb des Leitungsnetzes wie auch von Telefondienstleistungen ermögliche.

Zehn Milliarden Mark liegen in den nächsten zehn Jahren in der Konzernkasse für den Einstieg in das Mediengeschäft bereit. Was allerdings noch fehlt, ist ein Partner, der bei den künftigen Kunden Endgeräte an die RWE-Leitungen anschließen kann. Danach werde noch gesucht, gab Kuhnt bekannt, Er denkt vor allem an ausländische Kooperationen, Gespräche würden unter anderem auch auch mit der US-amerikanischen Marktführerin AT & T geführt.

Das allerdings hat umgehend ein Dementi ausgelöst. AT & T ist nämlich schon vergeben. Erst vor kurzem hatte Mannesman mitgeteilt, die Amerikaner hätten einen Vorvertrag für ein künftiges Joint- venture abgeschlossen. AT & T denke gar nicht daran, diese Kooperation in Frage zu stellen, sagte gestern ein Sprecher der deutschen Niederlassung. Der Partner soll aber nicht Mannesmann alleine werden, sondern just jene CNI- Gesellschaft, aus der RWE nun ausgestiegen ist.

In der Mannesmann-Zentrale ist die Kündigung Kuhnts denn auch ohne Aufregung zur Kenntnis genommen worden. Man habe sich „freundschaftlich getrennt“, sagte gestern ein Sprecher, „Leitungen gibt es zur Zeit genug“. Was RWE bisher mitgebracht habe, sei entbehrlich. Noch sei offen, ob für den Kapitalanteil des Essener Konzern ein neuer Partner gesucht wird. Möglicherweise wird Mannesmann seine beherrschende Position weiter ausbauen und 25 Prozent selbst übernehmen. Die technische Basis der geplanten Telefondienste kann die CNI jederzeit kostengünstig mieten, das Wettbewerbsrecht schreibt den Anbietern marktgerechte Preise vor – auch der RWE. Kuhnt muß sich beeilen. Im Süden führt der Viag-Konzern seit Monaten Kooperationsverhandlungen mit der britischen Telekom, die auf diesem Wege nach 1998 ebenfalls in den deutschen Markt einbrechen will.

Auch die Viag hat mit ihren Bayernwerken reichlich lange Leitungen in Deutschland anzubieten. Und die Mannesmanns CNI ist gerade dabei, die allermodernste Software einzurichten, um noch in diesem Jahr die ersten gewerblichen Kunden an ihr Netz anschließen zu können. Die RWE hat ohne diesen Partner noch nichts Vergleichbares vorzuweisen. „Ein Riesenerfolg“, meint Kuhnt denn auch vorsichtig, wäre es schon, wenn alle privaten Telefonanbieter nach dem Stichjahr 1998 der Telekom etwa 25 Prozent ihrer heutigen Kunden abnehmen könnten. Niklaus Hablützel

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