: Ein „großer Sohn“ kehrt zurück
In der Kaukasus-Republik Georgien wird Stalin vielerorts wieder als Nationalheld verehrt. Vergrabene Statuen werden ans Tageslicht geholt und wieder aufgestellt. Straßen und Plätze des Landes sind nach Stalin benannt. Manch Neugeborenes wird auf den Namen des Diktators getauft. ■ Fotos: Thomas Dworzak/Wostok
Georgien, das Land der Zitrusfrüchte, Meeresbuchten und Berghänge. In der Kaukasusrepublik mit ihren rund fünf Millionen EinwohnerInnen wird die Pflege von Kultur und Traditionen großgeschrieben. Mit Stolz gedenkt man hier der berühmten Söhne und Töchter, die aus dem georgischen Volk hervorgegangen sind. Dazu zählen unter anderem der Nationaldichter Schota Rustaweli, der Komponist Rewas Gabitschwadse, der Filmregisseur Otar Iosseliani und nicht zuletzt Iossif Wassarionowitsch Stalin, alias Dschugaschwili. Daß der Diktator ein Terrorregime errichtete, tut seiner Größe in den Augen vieler Georgier keinen Abbruch.
Plätze und Straßen sind nach Stalin benannt. Neugeborene werden wieder auf den Namen des „großen Sohns des Volkes“ getauft und Statuen aus der Versenkung hervorgeholt. An den Revers von manchem Veteranen prangt der Stalinorden. Besonders stolz auf Josef Stalin sind die Einwohner der Stadt Gori, 86 Kilometer westlich von der georgischen Hauptstadt Tiflis gelegen. Stalin wurde hier im Jahre 1879 geboren. Sein Geburtshaus wurde renoviert. Auch das Stalin-Museum ist wieder geöffnet. Erst kürzlich wurde hier das „Wissenschaftliche Zentrum zur Erforschung Josef Stalins“ eröffnet, das die Einwohner von Gori finanzieren. Sogar Staatspräsident Eduard Schewardnadse war zur Einweihung der Stätte angereist. Mit großen Worten pries der Präsident der internationalen Stalin-Gesellschaft, Grigol Oniani, anläßlich dieser Gelegenheit den Diktator: „Stalin war ein Gigant unter Giganten.“ Fotos: Thomas Dworzak/Wostok
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