Querrille

Lester Bangs And The Deliquents – Jook Savages On The Brazos/Roger Manning – dto. (beide Moll/EfA)

Zwei Platten von zwei Männern, die viel gemeinsam haben, und sich einiges mehr zu erzählen hätten. Wenn sie denn könnten. Lester Bangs nämlich ist seit fast dreizehn Jahren tot – ein Medikamentencocktail war für den begnadeten Musikjournalisten vom Creem-Magazin am 30. April 1982 zuviel des Schlechten. Selbst schuld wäre zu einfach, denn der 34jährige war gerade dabei, seinen Alk- und Drogenkonsum zu reduzieren.

Das nun wiederveröffentlichte und Dezember 1980 in Austin/Texas aufgenommene Album sollte Bangs' erstes und letztes sein. Eine Rockplatte bar jeder New Wave-Zappeligkeit, deren Stärken die Texte sind – wie sollte es bei einem genreprägenden Autor auch anders sein. Songtitel wie „Life Is Not Worth Living (But Suicide's A Waste Of Time)“ scheinen für sich selbst zu sprechen. Auch Roger Manning liebt den Zynismus. In New York lebt der Mann, dort, von wo Bangs nach Austin flüchtete, weil er sich nach mehr Ruhe sehnte. Manning redet wie ein Wasserfall: von Polizisten, nervigen Mitmenschen und Autos. In einem Tempo, das wohl der Lebenshektik im Big Apple entspricht. Und der von Manning. Ach ja, Musik ist auch drauf auf seinem dritten Album, welches wieder nur so wie er selber heißt. Obwohl alle Titel auf „Blues“ enden, ist es doch Folk, was er mit den Soho Valley Boys fabriziert. Eine Bezeichnung, deren Verwendung Manning seiner Plattenfirma vertraglich untersagt hat. Wie gut, daß das nicht für mich gilt. cleg