: Als der Regen kam, war alles klar
■ Becker, Agassi, Chang und Woodforde sind im Halbfinale der Australian Open – und nicht zu vergessen: Anke Huber
Melbourne (dpa) – Das eine: Boris Becker gegen Mark Woodforde und Andre Agassi gegen Michael Chang heißen morgen die Halbfinals bei den Australian Open. Das andere: Andre Agassi ist die neue Nummer eins der Weltrangliste. „Normalerweise bleibt einem da nur noch der Flug in die USA“, sagte Titelverteidiger Agassi nach seinem gestrigen Viertelfinale gegen Jim Courier. 7:6 (9:7), 6:2, 3:1 lag Courier schon in Front. Noch nie zuvor in seiner Karriere hatte Agassi einen 0:2-Satzrückstand aufholen können. Die letzten sechs Spiele gegen Courier hatte er verloren.
Auf dem grünen, vom Schiebedach bedeckten Hartplatz war Agassi nach zwei Tagen und einer Matchdauer von 3:16 Stunden durch nach dem 6:7, 2:6, 6:3, 6:4, 6:2 doch noch am Ziel und im Halbfinale. Und Agassi präsentierte sich so stark, daß er auch als Favorit gegen Chang gelten muß.
Boris Becker (München) könnte im Finale auf Agassi treffen. Sein Viertelfinale gegen Jewgeni Kafelnikow bereitete ihm wenig Probleme. „Ich weiß, daß ich schon jetzt einen Riesenerfolg habe, aber die Arbeit hier ist noch nicht vollendet“, sagte Becker nach 28 Assen in einem perfekten Spiel beim 6:4, 7:6 (11:9), 6:1 über Kafelnikow. „Ich bin ein kompletterer Spieler geworden. Viele hatten mich schon abgeschrieben. Aber letztes Jahr war ich der drittbeste Grand-Slam-Spieler.“ 1996 will er 28jährig noch einmal der Beste werden. Gegen Mark Woodforde, der Thomas Enqvist mit 6:4, 6:4, 6:4 bezwang, geht Becker trotz des Heimvorteils des Australiers als Favorit. Schließlich war der 30jährige aus Adelaide noch nie so weit gekommen.
Die neue Weltranglistensechste Anke Huber mußte nach einem überzeugenden 4:6, 6:2, 6:1 über die Weltranglistenzweite Conchita Martinez in der Nacht bereits gegen Amanda Coetzer (7:5, 4:6, 6:1 gegen Martina Hingis) ihr Halbfinale bestreiten. Im zweiten Semifinale: Chanda Rubin und Monica Seles.
„Gott sei Dank ist Steffi nicht dabei“, sagte Huber (21). Die Deutsche kämpft zum zweiten Mal in ihrer Karriere um den Einzug in ein Grand-Slam-Endspiel, vor zweieinhalb Jahren in Paris war sie an Graf gescheitert. „Vor dem Spiel habe ich um Regen gebetet“, sagte sie nach ihrem Erfolg über Martinez. Als der Regen tatsächlich kam und das Dach geschlossen wurde, war alles klar.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen