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Patriarchale Lehrpläne

■ Bundeskongreß „Frauen und Schule“ in Oldenburg / Heute Hauptvortrag

Frauen-Power auch im Klassenzimmer verspricht der 10. Bundeskongreß „Frauen und Schule“, der bis morgen in der Uni Oldenburg stattfindet. Über 100 Veranstaltungen stehen unter dem Motto: „FrauenStärken ändern Schule“. Den Hauptvortrag halten heute Cheryl Benard und Edit Schlaffer: „Das Patriarchat auf dem Lehrplan“.

Der Verein „Frauen und Schule“, der bereits seit 1982 Kongresse ausrichtet, stellt sich bewußt in Gegensatz zu den jüngsten Debatten um die Abschaffung des 13. Schuljahres und die Verschärfung des Abiturs. Statt stärkerer Vereinheitlichung des Lehrstoffes fordern die feministischen Pädagoginnen einen ganzheitlichen Unterricht. Geschlechtersymmetrie statt männlicher Dominanz ist ihre Devise.

„Es ist zum Beispiel gar nicht einzusehen, warum die Definition von Wasser rein auf seine chemische Formel reduziert wird“, argumentiert Astrid Kaiser, Professorin in Oldenburg und erste Vorsitzende des Vereins. „Die Eigenschaften von Wasser können auch sinnlich erfahren werden. Indem man sich etwa das Wasser über Hände und Gesicht laufen läßt.“ Astrid Kaiser findet, die SchülerInnen müßten beides kennen und akzeptieren lernen. Dadurch werde sowohl das Selbstbewußtsein der Mädchen gestärkt als auch die Toleranz bei den Jungen erhöht.

„In den Achtziger Jahren haben wir über die Koedukation nachgedacht, also über die Organisationsformen des Unterrichts. Heute beschäftigen wir uns stärker mit den Unterrichtsinhalten“, beschreibt Kaiser die Entwicklung in der feministischen Pädagogik. „In der heutigen Risikogesellschaft müssen die Schulen neue Aufgaben übernehmen.“ Die Schulen müssen sich stärker zu Orten sozialen Handelns und Lernens entwickeln. „Dazu gehört beispielsweise die Pflege von alten Menschen oder die Versorgung von Haustieren in der Klasse“, so Kaiser.

100 Jahre nach der ersten Frauenversammlung tagt nun der Jubiläumskongreß in der Stadt. Bis zu 1.000 Teilnehmerinnen werden erwartet. Männer sind bewußt nicht eingeladen. Schließlich sei es nicht die Aufgabe der Frauen, die Bildungsarbeit für die Männer zu übernehmen. E.G.

Der Benard-Schlaffer Vortrag ist heute um 14.20 Uhr, Aula der Carl-von-Ossietzky-Universität, Oldenburg

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