: Ein Hormonverbot mehr
■ EU schafft einen Kompromiß und verdrängt damit US-Fleisch aus Europa
Brüssel (taz) – Die EU geht in Sachen Hormone in die Offensive. Die Agrarminister der Union beschlossen gestern in Brüssel, das Hormonverbot in der Kälbermast zu verschärfen. Mit den sogenannten Beta-Agonisten wird eine Hormonart verboten, die bisher noch als Medikament vor allem gegen Kälberhusten eingesetzt werden durfte. Außerdem sollen die Kontrollmechanismen und die Sanktionen für BäuerInnen, die ihre Tiere dopen, verschärft werden.
Beta-Agonisten sind Hormone, die den Kreislauf der Tiere anregen und so das Fleischwachstum verschärfen. Deshalb werden sie häufig nicht nur als Medikament eingesetzt, sondern regelrecht verfüttert. In zahlreichen nachgewiesenen Fällen führte die Verwendung bei FleischesserInnen zu Herzrhythmusstörungen und Kreislaufbeschwerden.
Die jüngste EU-Initiative will das Medikament weitgehend aus europäischen Kuhställen verbannen. Umstritten war, ob überzüchteten Rindern, die häufig nur noch mit Kaiserschnitt gebären können, dafür weiterhin Beta-Agonisten gegeben werden dürfen. Der jetzt gefundene Kompromiß läßt dies zu, sieht aber vor, daß bei der Medikamention immer ein Tierarzt dabeisein muß.
Die Offensive der EU ist die Antwort auf eine US-amerikanische Klage bei der Welthandelsorganisation WTO, die das europäische Hormonverbot zu Fall bringen will. Denn die EU läßt amerikanisches Fleisch nur auf den Markt, wenn Hormonfreiheit nachgewiesen ist. Im Interesse der europäischen BäuerInnen propagiert die EU dagegen den „vorbeugenden Verbraucherschutz“. Christian Rath
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