Mittags Rind: Kleinbäuerlich und deutsch
■ Bremer Unimensa: Herkunftsgarantie bei Rindfleisch nicht 100-prozentig
Das Studentenwerk Oldenburg läßt sich seit drei Jahren von seinen FleischlieferantInnen schriftlich garantieren, daß sie nur deutsches Rindfleisch liefern. Doch wie verhält sich das Bremer Studentenwerk angesichts neuester Meldungen über Rinderwahn?
„Wir beziehen unser Fleisch im wesentlichen von einem Hauptlieferanten, der die Rinder aus kleinbäuerlichen Betrieben in Norddeutschland einkauft,“ gibt Geschäftsführer Christian Rohlfing an. Von allen LieferantInnen würden ständig schriftliche Zertifikate über die deutsche Herkunft verlangt. Was den Wahrheitsgehalt dieser Zertifikate betrifft, setzt Christian Rohlfing auf Vertrauen: „Wir haben unseren Lieferanten klargemacht, daß sie uns als Kunden sofort verlieren, wenn Unregelmäßigkeiten auftauchen würden. Und einen Großkunden wie uns zu verlieren, das kann für unsere Zulieferbetriebe existenzbedrohlich sein.“
Das Studentenwerk selber überprüft die Angaben der Zulieferfirmen aber nicht. Für hundert Prozent deutsches Rindfleisch in den Bremer Mensen kann Christian Rohlfing nicht garantieren: „Dafür sind die gesetzlichen Kennzeichnungspflichten leider einfach nicht streng genug.“ Einen Verzicht auf Rindfleisch habe man aber nicht erwogen; das wäre ja ein Widerspruch zu seiner Haltung, daß er den Lieferanten vertraut.
Bei anderen Rinderprodukten (Milch, Gelantine usw.) ist es noch schwieriger, das Herkunftsland nachzuweisen – wegen der mangelhaften Kennzeichnungspflichten. Und wenn die Mensa doch mal auf Lebensmittel mit britischen Herkunftsangaben stößt? „Da sind wir seit drei Jahren sensibilisiert.“
Weitaus deutlichere Konsequenzen fordert Carsten Wes-terholt, Ökologiereferent des AstA. „Solange man das Ansteckungsrisiko nicht ausschließen kann, muß man auf alle Produkte mit Risikopotential verzichten. Das Studierendenwerk trägt schließlich Verantwortung gegenüber seinen Mensagästen.“ Aber auch langfristig solle das Bremer Studentenwerk seine Einkaufspraxis umstellen und Fleisch aus artgerechter Tierhaltung beziehen: „Auf Biohöfen werden die Tiere nicht mit Tierkörpern oder Knochenmehl gefüttert“ – diese Praxis hatte den BSE-Erreger unter den Rindern verbreitet.
Mit dieser Meinung ist Carsten Westerholt nicht allein: Über 80 Prozent der Studierenden hatten sich bei einer Mensa-Umfrage im letzten Jahr für Fleisch aus artgerechter Tierhaltung ausgesprochen.
K.B.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen