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■ DaumenkinoThe Birdcage

Wenn es zumindest einen Grund gibt, sich The Birdcage anzutun, ist es der, daß man es gesehen haben muß, wenn Robin Williams sich einen Film aus der Hand nehmen läßt. Nun ist Williams selbst nicht gerade bekannt für zurückhaltende Darstellung, aber was sein Co-Star Nathan Lane hier zur Aufführung bringt, ist mit Overacting nicht mal annähernd umschrieben. The Birdcage ist ein Remake von „Ein Käfig voller Narren“, und Williams und Lane geben das schwule Pärchen, das sich mit den ultra-konservativen künftigen Schwiegereltern des gemeinsam erzogenen Sohnes herumplagt. Dabei bleibt die Neuverfilmung sehr nahe am Original, von wenigen kleinen Änderungen abgesehen, die die Verlegung der Handlung von der Riviera der Siebziger ins Miami der Neunziger nötig machen. Und einigen kleinen Spitzen gegen die „Moral Majority“ und ihre politischen Repräsentanten, die fast schon zu aktuell sind, als daß The Birdcage diesen Filmsommer wird überdauern können.

Und überhaupt fragt man sich, was unbedingt so lustig daran sein soll, Tunten in viel zu weiten Hosen herumstolzieren zu sehen. Passen Männer und Pailletten inzwischen nicht ganz hervorragend zueinander? So ist The Birdcage dann am besten, wenn er sich ganz den Gesetzen der Screwball-Komödie hingibt: Die Protagonisten handeln dann am beklopptesten, wenn sie sich besondere Mühe geben, normal zu sein. Und hier kommt dann Nathan Lane ins Spiel, der eher als Theater- denn als Filmschauspieler bekannt ist. Auf der Bühne hat er gelernt, wie man die Augenbrauen hochzieht, daß es noch in der letzten Reihe zu sehen ist, und diese Fähigkeiten kann er nicht nur als Starina, dem Star im Nachtclub The Birdcage entfalten. Ins Zimmer rauschen, angetäuschte Ohnmachten, Kußhände, Ganzkörperseufzen – Lane fährt das komplette Spektrum auf, von den kleinen Details ganz zu schweigen. Der abgespreizte kleine Finger beim Kaffeetrinken aus dem Original darf hier natürlich auch nicht fehlen.

Aber nicht nur Lane, auch der für seine Verhältnisse recht zurückhaltende Williams, selbst Gene Hackman als moralinsaurer Senator und Schießbudenfigur, und auch die restlichen Schauspieler retten einen Film ohne Berechtigung, der nur so tut, als sei er politisch, aber in Wirklichkeit die alten uramerikanischen „family values“ hochhält. Die glückliche Kleinfamilie versteckt ihr Anderssein, um eine eheliche Verbindung mit einer anderen glücklichen Kleinfamilie möglich zu machen. The Birdcage mag ein lustiger Film sein, es mag sogar ein Film sein, in dem Schwule vorkommen, aber es ist kein Film über das Schwulsein. Die Amerikaner haben ihn geliebt. Thomas Winkler

„The Birdcage“, USA 1996. Regie: Mike Nichols; Buch: Elaine May. Mit: Robin Williams, Nathan Lane u.a.

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