: In absoluter Stille
Es gibt kein Wort für Homosexualität in der Sprache der Einheimischen in Burkina Faso. Die meisten denken dabei an Europäer und Prostitution. Alles nur eine Frage des Geldes? ■ Von Liesbeth Weeda
In der Hauptstadt des westafrikanischen Landes Burkina Faso schreiten zwei Jungen Hand in Hand nebeneinander über die Straße. Zwei Männer begrüßen sich mit einem Kuß. Spielerisch umarmen sich zwei Jugendliche. Daß Männer zärtlich miteinander umgehen, ist nichts ungewöhnliches – das alles ist Alltag in den Straßen von Ouagadougou. Doch es gibt eine Grenze: Über Homosexualität spricht man kaum. Man sieht sie als un mal qui dort, ein schlafendes Übel, das man lieber nicht weckt. Wieviel Spielraum läßt die afrikanische Tradition für die Männerliebe?
Burkina Faso, das früher Obervolta hieß, ist eine junge afrikanische Demokratie. Der jetzige Präsident der ehemaligen französischen Kolonie, Blaise Compaoré, kam an die Macht, als er 1987 den charismatischen Staatschef Thomas Sankara stürzte. Sankara wurde bei dem Putsch getötet. Zwei Jahre später ließ Compaoré zwei seiner Minister erschießen. Als die Opposition die Präsidentschaftswahlen 1991 für ungültig erklärte, weil drei Viertel der Wahlberechtigten nicht daran teilgenommen hätten, wurde ein Oppositionspolitiker umgebracht. Compaoré blieb an der Macht.
Über Homosexualität wird von offizieller Seite nicht gesprochen. Es gibt kein Gesetz, das die gleichgeschlechtliche Liebe verbietet, das heißt aber nicht, daß sie erlaubt oder gar akzeptiert ist. Die Burkinabé neigen dazu, sich im Zweifel eher an die Tradition als an das Gesetz zu halten, und die Tradition kennt keine Homosexualität. Verbot oder nicht: Homosexualität ist präsent. Doch wird sie vor allem mit Europäern und Prostitution in Verbindung gebracht. Ein Coming-out ist kaum möglich: Wird die Familie dich nicht ausstoßen, wird man dich nicht für verrückt erklären, werden deine Freunde zu dir halten? Bernard Compaoré, Gärtner und früherer Empfangschef eines Hotels, wo er für europäische Hotelgäste Knaben organisierte, meint, die Schwulen in Burkina Faso hätten ein eigenes Interesse daran, sich zu verstecken: „Wenn einige Schwule sich bekennen würden, wäre Ouaga innerhalb von kurzer Zeit voller Schwuler, die möglicherweise sogar eine Gewerkschaft gründen. Das könnte zur Folge haben, daß die Regierung Homosexualität gesetzlich verbietet.“
„Ich habe das Geld sehr geliebt“
Für Jérôme* sind Homosexualität und Prostitution Synonyme. Fast zehn Jahre hat er seinen Körper verkauft. Zuerst bot sich der Junge, der anonym bleiben will, Europäern an, später baute er sich einen festen Kundenkreis aus einigen reichen Burkinabé auf. Jetzt studiert er Philosophie und möchte aus dem Männerumfeld ausbrechen. Ich rede mit ihm in einer vollen Bar in der Hauptstadt: „Ich komme aus einer streng christlichen Dorffamilie. Mit zwölf kam ich nach Ouaga, wo ich die ersten drei Jahre in einem Jungeninternat gewohnt habe. Danach haben meine Eltern eine komplett möblierte Wohnung mit Fernseher für mich gemietet. Ich habe immer viel Geld gehabt.“ Jérôme ist männlich und muskulös, wie er selbst sagt: ein teurer Typ. Auf dem linken Arm sind Wundspuren sichtbar, Narben von Drogenexperimenten mit halluzinogenen Kräutern. Nie hat er umsonst mit einem Mann geschlafen, abgesehen von Gruppensex mit seinen Freunden, aber dies sei kein Sex, sondern Spaß gewesen. Seinen letzten sexuellen Kontakt mit einem Mann hatte er im Sommer letzten Jahres. „In meiner Jugend habe ich das Geld sehr geliebt. Ich ging jeden Abend mit meinen Freunden in teure Läden, wo wir rauchten, viel tranken und Drogen nahmen. Ich ging einen Schritt weiter, indem ich die Homosexualität praktizierte. Ich machte das, weil ich schockieren wollte, und außerdem brachte es viel Geld. Meinen ersten Kontakt hatte ich als Sechzehnjähriger mit einem Franzosen. Im Nachtclub des Hotels Indépendance erzählte er mir von dem Phänomen Homosexualität; ich wußte nicht mal, daß so etwas existiert. Drei Monate hat er gebraucht, dann, an einem Abend, an dem ich stockbesoffen war, ist es passiert: Ich bin mit ihm aufs Hotelzimmer hochgegangen. Am nächsten Morgen hatte ich enorme Gewissensbisse, ich hatte mit meiner christlichen Erziehung und mit den Normen der afrikanischen Gesellschaft gebrochen. Doch ich hatte soviel Geld bekommen, daß ich zwei Wochen lang meine Freunde einladen konnte! Ab dem Zeitpunkt sahen meine Freunde mich mit wichtigen Herren am Tisch sitzen, und sie fragten sich nur: Wie macht er das? Ich habe ihnen nichts erzählt. Ich war weiter gegangen als sie alle.“
Die Nachtclubs der Luxushotels fungieren als Treffpunkte, wo Burkinabé-Jungen sich europäischen Besuchern anbieten. Das geht sehr unauffällig. Jérôme meint, es dauert ein halbes Jahr, bevor man die Zeichen erkennt: Wenn jemand seine Hosentasche umdreht, sei klar, daß er was von dir will. „Jetzt, wo ich intelligenter geworden bin, will ich die ganze Geschichte hinter mir lassen. Vor einer Woche habe ich zum ersten Mal mit einer Frau geschlafen, und das hat mich umgehauen. Jetzt verstehe ich, was Männer an Frauen anzieht.“ Dann, mit Nachdruck: „Männerliebe, was ist das? Schwule tun es wegen des Geldes. Die Schwulen in Burkina sind Männer in hohen Positionen, die soviel Frauen haben können, wie sie wollen, und die auf der Suche sind nach etwas Unnormalem. Es ist ja immer aufregend, etwas Verbotenes zu tun. Das geschieht in absoluter Stille, sie müssen sicher sein, daß niemand redet. Wer Geld hat wie sie, kann sich Verschwiegenheit kaufen. Ich verstehe Leute nicht, die sagen, es sei normal, daß Männer miteinander schlafen. Ich habe die Homosexualität praktiziert und hatte dafür meine Gründe, aber ich bin dagegen. Es ist unnatürlich und nicht gut für Afrika“, sagt der Exprostituierte, der dieses Wort nicht in den Mund nimmt. Er nennt sich selbst pedé, Schwuler. „Aus Leibeskräften habe ich angefangen, Frauen zu lieben.“ Aus Leibeskräften ... es klingt, als müßte er seine Worte unterstützen, um sein Leben auf die „richtige“ Bahn zu bringen.
Neugier und abenteuerliche Natur
Paul* (28) Barinhaber in einem hauptstädtischen Wohnviertel aus Lehmbauten, hat keine Probleme mit seiner Religion: Sein Vater ist Moslem, aber er selbst bekennt sich zum Animismus, der Sex mit Tieren ausdrücklich verbietet, aber schweigt über Sex mit demselben Geschlecht. Doch Paul spürt die stillschweigende Intoleranz. Er hat seit einem Jahr eine Beziehung mit einem niederländischen Entwicklungshelfer, Hans. Erst nach erheblichen Zweifeln will er darüber sprechen. Paul sagt, die Beziehung zu Hans sei eine Liebesbeziehung, aber der Sex bedeute ihm nicht viel. „Ich habe ein schlechtes Gewissen, und ich schäme mich, obwohl ich weiß, daß ich kein Verbrechen begangen habe.“
Wir sitzen vorne in Pauls Bar neben der offenstehenden Tür, wo der Harmattan, der trockene Wüstenwind, für einige Abkühlung sorgt. Paul winkt einen Zigarettenverkäufer von der Straße und kauft ihm vier Zigaretten für umgerechnet 20 Pfennig ab. Der Barjunge kehrt den Boden und versucht mitzukriegen, worüber wir reden. Stets, wenn er tut, als ob er fertig sei und unauffällig in der Nähe stehenbleibt, zeigt ihm Paul neue Arbeit. Leise erklärt er mir dann, wie man seiner Ansicht nach homosexuell wird: „Es gibt drei Kategorien: Manche sind so geworden, weil sie im ehelichen Leben enttäuscht sind, andere machen es des Geldes wegen, und dann gibt es diejenigen, die keine Wahl haben, weil sie impotent sind, keine Frau befriedigen können und keine Kinder erzeugen können. Für mich zählt nur die Zärtlichkeit. Ich gehöre zu keiner Kategorie, ich bin ein spezieller Fall. Meine neugierige Art und abenteuerliche Natur haben mich zu Hans gebracht, und, um die Wahrheit zu sagen, der Materialismus spielt auch eine Rolle. Nur mit seiner finanziellen Unterstützung konnte ich diese Bar gründen.
Meine Freunde haben mich verdächtigt, schwul zu sein, sie fanden es seltsam, daß ein Weißer und ein Schwarzer so gut miteinander auskommen. Man möchte auch wissen, wie ich so jung schon Barinhaber sein kann. Wenn ich ihnen alles erzählen würde, liefe ich Gefahr, meine Kunden zu verlieren. Ich sage nichts, und niemand traut sich, seine Vermutung auszusprechen. Ich weiß, daß meine Mutter sich fragt, ob ich keine komischen Sachen mache, aber sie tut, als wüßte sie von nichts. In meinem Geburtsort hatten einige Typen meines Alters – ich war damals sechzehn – etwas mit dem Priester. Ich fand das nicht normal, aber ich wußte, warum sie es machten: wegen des Geldes. Wir zogen sie damit auf.“
Paul ist unsicher, wie sich sein sexuelles Leben entwickeln wird. Hans geht demnächst zurück nach Holland. „Ein Jahr Homosexualität hat noch keinen Schwulen aus mir gemacht. Ich bin bisexuell und ich könnte mich unter zwei Bedingungen ganz in einen Schwulen verwandeln. Erstens will ich ein Kind und zweitens Geld. Ich brauche Geld, um Jungen bezahlen zu können. Wenn ich Geld hätte, würde ich meine Bar umändern in einen Nachtclub. An die Tür würde ich schreiben: Ich bin schwul. Das würde schwule Kunden anziehen. Man muß das Homoleben in Afrika kaufen. Wenn du Geld hast, respektiert man dich. Wer kein Geld hat, muß sich verstecken, um kein Opfer der Gesellschaft zu werden.“
Aids: Kondome verteilen reicht nicht
Homosexualität und Geld gehen zusammen, aber Aids gehört nicht automatisch dazu. 80 Prozent der Aidsfälle in Burkina Faso werden über heterosexuelle Kontakte vermittelt. Aids, so behaupten die Burkinabé, komme hauptsächlich aus der angrenzenden Elfenbeinküste, wo viele Burkinabé arbeiten. Auch die Prostituierten sind ein großer Infektionsfaktor. Nach einem Bericht des Gesundheitsministeriums von Burkina Faso sind 62 Prozent der weiblichen Prostituierten seropositiv, während die Zahl der HIV-Infizierten unter der Gesamtbevölkerung auf 8,5 Prozent geschätzt wird.
Seit einigen Jahren sind zahlreiche Gruppen in der Aidsaufklärung aktiv, zum Beispiel auf dem Markt in Ouagadougou: Tanzend zu viel zu lauter Musik ringen drei junge Männer mit Mikrophonen in der Hand um Aufmerksamkeit. An ihrem Stand stehen prächtige, aus braunem Holz geschnitzte Penisse. In der regionalen Sprache, dem More, demonstrieren sie die Anwendung des Kondoms, indem sie dem Holzpenis ein Gummi überziehen, während das hauptsächlich aus Männern bestehende Publikum gespannt zuschaut. Die drei jungen Männer gehören zur „Union des routiers burkinabé“ einer Organisation von Busfahrern, Lkw-Fahrern und Monteuren mit etwa 250 Mitgliedern. Die Union organisiert auch Informationsabende für ihre Kollegen, die eine Risikogruppe für die Verbreitung der Krankheit bilden, weil sie viel unterwegs sind. Auf die Frage, ob sie auch spezielle Kondome für den homosexuellen Verkehr haben, sagen sie, sie verstünden nicht.
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Es gibt nur eine Marke, prudence – Vorsicht. Die Kondome, made in Germany, werden zu einem niedrigen Preis verkauft: 4 für 50 CFA (15 Pfennig).
Ein Stück weiter steht der Stand der „Association pour la Solidarité Africaine“, ein Jugendverein, der sich mit Aidsaufklärung beschäftigt. Sie haben einige Bücher über Aids, aber wen erreicht man damit schon in einem Land, wo 80 Prozent (Unesco-Bericht 1990) der Bevölkerung nicht lesen können? Demnächst wollen sie ein Informationsheft herausgeben, das sich an Schwule wendet. Mit Schwulen sind Strichjungen gemeint.
Auch das Krankenhaus in Ouagadougou macht mit: „Aids verhindern = Treue dem Kondom“, steht groß an der Wand. Die Bevölkerung ist kaum über die Ansteckungsmöglichkeiten aufgeklärt. Die Folgen sind unbegründete Angst einerseits und unvernünftiges Verhalten andererseits: Aidspatienten werden nicht mehr von ihrer Familie aufgenommen, Ärzte verschweigen oft, daß es sich um Aids handelt. Skeptiker meinen, daß sida (wie Aids auf französisch heißt), für „syndrome imaginaire pour décourager les amoureux“ stehe. Mit anderen Worten: Sie verwerfen das ganze Palaver über Aids, das sie übersetzen mit „imaginäres Syndrom, um Verliebte zu demütigen“.
Schwule Europäer in Burkina
Zirca 5.000 Europäer wohnen in Burkina Faso. Die Meinung ist verbreitet, daß sie die Homosexualität ins Land gebracht haben. Wie ist es für die Schwulen unter ihnen, in einem Land zu leben, wo ihre sexuelle Art ein Tabu ist? Hans (41) aus den Niederlanden ist seit 12 Jahren Entwicklungshelfer im Sahelland. Die ersten 7 Jahre hatte er eine Liebesbeziehung zu einem Burkinabé, mit dem er zusammenwohnte. Seit einem Jahr hat er einen neuen Freund: Barinhaber Paul. „Man denkt hier, ,Homosexualität existiert, aber ich will nichts davon wissen.‘ Niemand fragt, warum ich nicht verheiratet bin. Man will es entweder nicht wissen, oder man macht sich im stillen seine eigenen Gedanken. Als ich mit meinem Freund zusammenwohnte, fragte auch niemand nach den Einzelheiten. Jede Woche gingen wir bei der Familie meines Freundes essen – niemand redete über unsere Beziehung. Als wir uns getrennt hatten, begriff niemand, daß wir uns nicht mehr sahen. Man sagt, daß Homosexualität von den Europäern importiert wurde, aber das stimmt nicht. Das Wort Homosexualität gab es in der lokalen afrikanischen Sprache nicht, aber die Zärtlichkeit gab es schon immer. Normalerweise zeigt man Gefühle nicht öffentlich. Man sieht nur selten eine Frau und einen Mann, die sich auf der Straße umarmen. Ein Kuß in der Öffentlichkeit führt zu großem Aufsehen. Männer dagegen laufen Hand in Hand und küssen sich beim Grüßen, das ist normal. Einige Studenten, mit denen ich mal eine Diskussion hatte, schlugen vor: ,Wenn du schwul bist, könntest du ja heiraten und Kinder erzeugen, um den Schein zu wahren, und für die homosexuelle Befriedigung könntest du ins Hotel gehen‘“, so der niederländische Entwicklungshelfer.
André (29) arbeitet in einer europäischen Botschaft in Ouagadougou, wo er mit seinem Freund und Landsmann Peter eine Villa mit fünf Mann Personal bewohnt. Es ist Sonntag nachmittag. Der Tageswächter rennt auf mich zu, um mich einzulassen. André liegt noch auf dem Sofa und hält seinen Mittagsschlaf. Zur Erfrischung taucht er kurz in sein Schwimmbad. Im Außenministerium seines Herkunftslandes waren die Lesben und Schwulen in seiner Abteilung in der Mehrzahl, hier, in der Botschaft, ist er der einzige. Die Botschaftsleitung hat ihn gebeten, diskret zu sein, da sonst die politischen Beziehungen gefährdet werden könnten. Er selbst nimmt es lässig. „Schwul sein in Burkina Faso ist nicht spektakulär. Solange man die Menschen nicht schockiert und ihnen die Freiheit läßt, zu denken, was sie wollen, gibt es keine Probleme.“ Das Personal des europäischen Männerpaares, das weiß, daß André und Peter ein Bett teilen, verliert kein Wort über die Beziehung. „Es denkt, wir seien Brüder“, meint Peter. Es ist in Afrika üblich, daß Freunde und Brüder zusammen schlafen, auch wenn im Haus genug Platz ist – einfach weil man es vorzieht, in Gesellschaft zu sein. Konfusion entsteht erst dann, wenn die traditionelle Rollenverteilung wegfällt. In einem traditionellen Haushalt ist es klar: Der Mann arbeitet und ist monsieur oder patron, die Frau ist zu Hause und ist madame. „Aber was soll man machen, wenn ein Mann zu Hause sitzt? Es hat Monate gedauert, bis das Personal sich etwas ausgedacht hatte und Peter ,den anderen Patron‘ nannte“, sagt André. Aber manchmal kommt es auch anders: Ein Bekannter von ihnen, der tagsüber zu Hause ist, während seine Frau außer Haus arbeitet, wurde von seinem Personal mit „madame“ angesprochen: „Schon komisch, wenn der Wächter auf die Frage ,Ist Monsieur zu Hause?' antwortet: ,Nein, er ist nicht da', während du ihn ganz lebendig auf der Terrasse sitzen siehst.“
Andrés Freund ist von der Regierung in Burkina Faso als Familienmitglied akzeptiert worden. Bei repräsentativen Angelegenheiten der Botschaft wird Peter manchmal namentlich, manchmal auch als Andrés Partner vorgestellt. „Die Menschen bleiben sehr neutral, wir bekommen nie Reaktionen. Vielleicht übergeben sie sich, wenn sie nach Hause kommen, aber vorher lassen sie sich nichts anmerken. Die Burkinabé sind ein höfliches Volk“, sagt André.
Daß diese Höflichkeit nicht mit Akzeptanz gleichzusetzen ist, zeigte sich im letzten Jahr auf dem einzigen panafrikanischen Filmfestival Fespaco in Ouagadougou, wo die internationale Presse und Filmwelt versammelt waren: Die schwarze Hälfte des Publikums verließ den Saal, als ein Film gezeigt wurde, der mit harten Männersexszenen anfing.
Das Nachtleben in Burkina Faso unterscheidet sich von dem, wie es André kennt. „Homobars oder Schwulendiskos kennt man nicht, dafür gibt es hier mehr Subkultur: kleine, für Außenstehende geschlossene Clubs. Ansonsten sind die Schwulen gezwungen, sich im Hetero-Nachtleben zu bewegen. Die Schwulen scheinen integriert, weil sie sich nicht provokant verhalten.“ Die Schwulenszene ist zu unsichtbar, um zu einem gesellschaftlichen Problem zu werden.
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