piwik no script img

■ VorschlagLover's Rock, aber niemals ordinär! Maxi Priest kommt ins Loft

Wenn das Leben gerecht wäre, dann wäre Maxi Priest größer, erfolgreicher und öfter im Fernsehen als die Kelly Family. Warum? Na, ist doch klar: Erstens hat Maxi Priest eine nicht zu unterschätzende Zahl wirklich süßer Schnulzen in die Welt gesetzt. Zweitens sieht er echt klasse aus, dreadlocks an' all, ya know? (Oder wäre er sonst auf MTV? Na bitte!) Drittens hat er anscheinend einen High- School-Abschluß (im Gegensatz zu gewissen Teenie-Heroen!). Und viertens hat er noch nie einen Ordner geschlagen. Womit der Vergleich zwischen der Kelly Family und Maxi Priest auch endgültig zu Tode geritten wäre.

Was gibt es außerdem noch über Maxi Priest sagen? Na ja, er ist wirklich ein begnadeter Sänger. Und er hat seit Ende der siebziger Jahre jede Menge wirklich toller Songs aufgenommen (zum Beispiel den Klassiker „Some guys have all the luck“.) Zu dieser Zeit wurden in Jamaica die Dancehall-DJs mit ihren wirklich obszönen „lyrics“ populär. Doch der Brite Maxi Priest hat sich an diesem ordinären Treiben nie beteiligt, er war immer ein Balladensänger, ein „Crooner“ – obwohl er mit Dancehall-Obermacker Shabba Ranks im „Combination-Style“ die ziemlich erfolgreiche Single „Housecall“ (“Your body can't lie to me“) aufgenommen hat. Auch andere DJs wie Tiger und der amerikanische Rapper Jazzie B haben mit Maxi Priest zusammengearbeitet, um ihren Sprechgesang durch seine sanften Vocals versüßen zu lassen. Was Maxi solo gemacht hat, war immer purer Lover's Rock – süße, einlullende Pop-Reggae-Balladen. Immer wenn Maxi Priest sich damit etwas zu weit aus dem Fenster gehängt hat (z. B. mit einer recht enervierenden Version von Cat Stevens „Wild World“), kam er damit auch in Europa in die Charts.

Seine lieblichen Reggae-Balladen und die obszönen „Lyrics“ der Dancehall-DJs sind dabei Teil derselben Entwicklung im Reggae. Während diese Musik in den Siebzigern eine politische, bewußtseinsbildende Funktion ausüben wollte, hat der Reggae der letzten zehn, fünfzehn Jahre eine hedonistische, unpolitische Position eingenommen: Die Dancehall-Toaster redeten nun vom Alltagsleben, von Sex, Gewalt und Ganja; im Lover's Rock geht es um Liebe, Romanze, Erotik in allen ihren heterosexuellen Spielarten. In Jamaica produzieren Künstler wie Sanchez, Ghost oder Veteranen wie Gregory Issacs diesen Soundtrack für die kleine, schwarze Oberschicht der Insel. Der international erfolgreichste Vertreter des Lover's Rock ist Maxi Priest, dessen politische Botschaft nicht über gelegentliche Beschwörungen von weltweitem Frieden, Brüderlichkeit und „Unity“ hinausgeht. Tilman Baumgärtel

Morgen, 20 Uhr, Loft im Metropol, Nollendorfplatz

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen