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Zwölf Wassermühlen und ein Canyon

■ Die zweite VeloTour im Sommer 96: Von Neuzelle nach Frankfurt (Oder). Jenseits der Straße durch das Schlaubetal, den jüngsten Naturpark Brandenburgs

Das Schlaubetal ist der jüngste Naturpark Brandenburgs, hauptsächlich mit Mischwald bedeckt und Heimat für viele seltene Pflanzen- und Tierarten. Die vorgeschlagene Tour geht über zirka 70 Kilometer meist auf Waldwegen entlang des durch die Eiszeit geformten Flußtals. Deshalb empfiehlt es sich, die Fahrt mit breiterer Bereifung durchzuführen und aufgrund des Geländeprofils auch etwas Kondition mitzubringen.

Der Start des Ausflugs ist in Neuzelle, welches mit dem Regionalexpreß von Berlin aus in gut einer Stunde zu erreichen ist. Vom Bahnhof kommend fährt man zunächst in den Ort. Hier ist ein Besuch des nicht zu verfehlenden, 1268 gegründeten ehemaligen Stiftsklosters empfehlenswert. Das Kloster stellt eine katholische Enklave im sonst protestantischen Brandenburg dar, was einem schon deutlich an der Architektur, die eher an Bayern erinnert, auffällt. Die Besichtigung der angeschlossenen Klosterbrauerei sollte aber angesichts der noch bevorstehenden Tour auf einen späteren Besuch vertagt werden.

Weiter geht es auf der Hauptstraße durch den Ort, bis der Abzweig nach rechts in den Ortsteil Kummro erreicht ist. In Kummro findet man die erste von zwölf ehemaligen Wassermühlen im Naturpark, die heute zum Teil touristisch genutzt werden oder, wie in Kummro, noch auf Investoren zur Denkmalsrettung warten.

Am Ortsausgang von Kummro geht es in Richtung Ossendorf. Das Verlassen des Odertals ist mit einem Höhengewinn von über 100 Metern verbunden, was doch einige Kraft erfordert. Der Weg setzt sich fort über Bahro und Treppeln. Dort biegt man Richtung Friedland ab und erreicht nach zirka fünf Kilometern mit einer zum Schluß schön abschüssigen Fahrt das Schlaubetal. Linkerhand ist nach wenigen Metern der Wirchensee zu sehen, der den Beginn des Flußlaufes markiert. Dort ist neben einem Hotel (dessen frühere Nutzung als Erholungsheim der Nationalen Volksarmee nicht zu übersehen ist) auch die Naturparkverwaltung mit einem Informationszentrum untergebracht und ein Naturlehrpfad zu erwandern. Wieder zurück auf der Straße, erübrigt sich im weiteren Verlauf fast die Streckenbeschreibung für die nächsten 35 Kilometer, da man immer nur der Wanderwegmarkierung (blauer Querbalken auf weißem Untergrund) folgen muß. Der Weg beginnt zunächst rechts der Schlaube, um dann an der Kieselwitzer Mühle auf die linke Seite zu wechseln. Der nun folgende Abschnitt ist fast canyonartig, was für Brandenburg verblüffend ist. Auf dem hier teilweise doch recht schmalen Weg sollte man besonders Rücksicht auf Wanderer nehmen. Im Restaurant in der Bremsdorfer Mühle, die dann erreicht wird, besteht die Möglichkeit, sich für den zweiten Teil der Tour zu stärken. Der ist auch nicht mehr so anstrengend. Der Weg setzt sich links vom Großen Treppelsee fort. Auch im Forsthaus Siehdichum und im Kupferhammer (die Namen sagen alles) sind heute Gaststätten zu finden. Wer hier, nach zirka 45 Kilometern, genug hat, kann auf der nach links gehenden Straße nach zwei Kilometern den Bahnhof Mixdorf erreichen, von dem aus es stündlich über Frankfurt (Oder) oder Königs Wusterhausen zurück nach Berlin geht.

Für Leute mit genügend Ausdauer empfiehlt sich die Weiterfahrt entlang der Schlaube, die jetzt in einem weiten Tal mit heideartigen Wiesen weiterfließt. Nach wenigen Kilometern erreicht man den Großen Müllroser See, wo sich auch die Möglichkeit zum Baden bietet. Anschließend wird das Ackerbürgerstädtchen Müllrose durchfahren, das nach Überquerung des Oder-Spree-Kanals in Richtung Brieskow verlassen wird. Der weitere Weg nach Frankfurt (Oder) verläuft nun auf asphaltierten Straßen. In Schlaubehammer biegt man nach links ab und fährt vorbei am Helenesee, dem wichtigsten Erholungsgebiet Frankfurts. Die B 112 wird in Richtung des Frankfurter Stadtteils Güldendorf überquert, wo es wieder hinab zur Oder geht. Über den Buschmühlenweg und die Gubener Straße gelangt man dann zum Bahnhof, von wo aus die Rückfahrt angetreten wird. Martin Zeise

Abfahrt der Züge ab Berlin-Hauptbahnhof: stündlich zu den Minuten .30, Rückfahrt ab Frankfurt (Oder) stündlich zu den Minuten .45.

Als Fahrkarte empfiehlt sich ein Wochenendticket für bis zu fünf Personen, verbunden mit einer 5 Mark teuren Fahrradtageskarte (für je ein Fahrrad).

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