piwik no script img

■ MediaBazaarBertelsmann jetzt allein zu Haus

Nun steht Bertelsmann endgültig vor einem Scherbenhaufen bei seinen Allianzen für das digitale Fernsehen: Am Mittwoch kündigte auch der französische Pay- TV-Anbieter Canal Plus das Ende der Verbindung: „Es gibt kein Vertrauen mehr“, sagte Vizechef Marc-André Feffer ausgerechnet auf einer Journalistenreise, die die einst von Bertelsmann und Canal Plus mitinitiierte Digital-TV- „Multimedia-Betriebsgesellschaft“ (MMBG) organisiert hatte. Der Schritt war erwartet worden: Seit Bertelsmann die Fusion seiner Fernsehtochter Ufa mit der luxemburgischen CLT bekanntgegeben hatte, kriselte es zwischen den Partnern: Die CLT wollte Canal Plus in Frankreich mit einem eigenen digitalen Pay-TV Konkurrenz machen. Auch war man sauer, daß Bertelsmann eine 35 Prozent-Beteiligung an Canal Plus abgelehnt hatte – angeblich, weil 1,3 Milliarden Franc zu teuer waren. Das Faß zum Überlaufen brachte schließlich Bertelsmanns Kniefall vor Leo Kirch. Nach der Ankündigung Bertelsmanns, eigene Digitalprogramme über Kirchs DF1 anzubieten und sogar in die Vermarktung der Kirchschen Digitaltechnik einzusteigen, fühlten sich sämtliche Partner der Gütersloher düpiert. Die Absprache betraf vor allem premiere, bei dem Bertelsmann und Canal Plus bislang die Mehrheit haben – und Kirch eine Minderheit von 25 Prozent. Bertelsmann und Kirch machten ab, daß Kirchs Partner Rupert Murdoch bei premiere einsteigen soll und alle vier sich dann mit 25 Prozent bescheiden. Die Franzosen hatte dazu offiziell noch niemand gefragt. „Im Prinzip sind wir nicht dagegen“, erklärte Feffer aber am Mittwoch dem Pariser Figaro. Auch Canal Plus setzt jetzt offenbar darauf, daß Kirchs DF1 die einzige Plattform in Deutschland bleibt: Da premiere in Kirchs Pay- TV-Paket aufgenommen werde, sagte Feffer, „können wir die gleiche Basis benutzen, ohne in eine eigene Vertriebsplattform zu investieren. Lutz Meier

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen