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■ MediaBazaarSchwindelgefühle bei Schreinemakers

„Ehe mit einem Mörder“, „unbekannte Verwandte“ und „den Tod vor Augen“ – das sind die Themen der morgigen Sendung „Schreinemakers live“. Nicht die Spur von Steuern. Auch auf der Gästeliste finden sich ausnahmslos unverdächtige Kandidaten: Stefan Effenberg, Jürgen Drews und die „sterbenskranke Helga J.“. Trotzdem ist mam nicht nur bei Sat.1 skeptisch, daß Margarethe Schreinemakers ihre Probleme mit dem Finanzamt ausklammert. Zu Recht. Denn ganz am Ende der Themenliste findet sich noch ein eigenartig allgemein formulierter Ordnungspunkt: „Schwindelgefühle – wenn sich alles dreht“. Darunter ließe sich so einiges subsummieren – natürlich auch Steuergeschichten. Denn wem würde nicht schwindelig bei einer Zahlungsforderung von über 20 Millionen Mark? So herrscht im MAZ-Raum von Sat.1 seit Tagen erhöhte Alarmbereitschaft. Techniker üben den schnellen Knopfdruck, denn Programmchef Fred Kogel ist fest entschlossen, die renitente Moderatorin sofort vom Sender zu nehmen, falls ihr auch nur ein Wort zur Steueraffäre entfährt: „Wir werden dann sicherlich ein paar Minuten einen Ausschnitt aus einer anderen Sendung senden, bis die Sache geklärt ist.“ Denkbar ist auch, daß sich Kogel während der Unterbrechung mit einer Erklärung an das Publikum wendet. Um seine Programmhoheit durchzusetzen, beruft sich Sat.1 via Bild auf die Landesrundfunkgesetze, die unabhängige und sachliche Sendungen einfordern. Auch Schreinemakers Anwalt und Ehemann Werner Klumpe gab inzwischen zu, daß Sat.1 ein Anrecht darauf habe, seine Frau zum Schweigen zu bringen. Sollte die Sendung eskalieren, könnte das Schadenersatzforderungen der Werbekunden in Millionenhöhe einbringen. Die Spots zur Sendung sind bereits gebucht. Den Spekulationen, daß sie vorzeitig zu RTL wechseln wolle, erteilte Schreinemakers eine Absage: „Ich werde meinen Vertrag ordnungsgemäß bis Ende des Jahres erfüllen.“O.G.

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