: Hermann Vinke darf sitzenbleiben
■ Radio Bremen-Hörfunkchef setzt sich knapp gegen Hörfunk-Profi Jürgen Köster durch
Für Hermann Vinke hat das Bangen nun ein Ende: Der amtierende Hörfunkchef von Radio Bremen hat sich gestern bei der Wahl im Rundfunkrat mit einer hauchdünnen Mehrheit von 19 zu 18 Stimmen gegen den einzigen Mitbewerber Jürgen Köster durchsetzen können. Allerdings erst im zweiten Wahlgang, im ersten sah es mit 18 zu 17 für Vinke und einer Enthaltung noch kipplig aus.
Daß Vinke weiter amtieren soll, „darf aber nicht ohne Korrekturen bleiben“, kündigte der stellvertretende Rundfunkratsvorsitzende Horst Isola nach dem zweistündigen Wahlshowdown trocken an. „Positiv“, findet der SPD-Mann aber, daß Vinke den gestrigen Tag so überstanden hat. Schließlich hatte der Rundfunkrat Ende Juni beschlossen, Vinkes Vertrag nicht automatisch zu verlängern, sondern die Stelle öffentlich auszuschreiben – ein deutliches Mißtrauensvotum. Bei der letzten Media-Analyse hatten sich nicht wenige gefragt, ob der Hörerschwund mit Vinke noch aufzuhalten sei. Vor allem aus der CDU kam Widerstand. Vinke gilt als SPD-Kandidat und die CDU hatte in den letzten Wochen im Sender bereits sämtliche Posten der Ausschuß-Vorsitzenden erobert.
Auch der Posten des Rundfunkratsvorsitzenden ging an die CDU: Roswitha Erlenwein setzte sich als ehemalige CDU-Bürgerschaftsabgeordnete gegen SPD-Kandidat Heinz Möller durch. Sie fackelte Ende Juni nicht lange und schrieb Vinkes Stelle neu aus: Zehn Bewerbungen gingen ein, doch nur drei wurden eingeladen. Der Dritte im Bunde habe aus „persönlichen Gründen“ abgesagt.
Daß Kontrahent Jürgen Köster von der CDU ins Rennen gebracht wurde, wird auf den Funkfluren nur von wenigen bezweifelt. Es soll gar ein Treffen mit den Bremer CDU-Spitzen im Vorfeld der Wahlen gegeben haben. Doch als er sich gestern im Vorfeld der Wahlen auf der Personalversammlung vorstellte, schnitt er nicht gut ab. Der sei zwar ein Profi, aber aalglatt und „ohne Stallgeruch“, munkelte man in Mitarbeiterkreisen. Kein Funke sei da übergesprungen, schließlich sei der gute Mann sowohl für den privaten wie den öffentlichen Rundfunk tätig gewesen. Erst baute er „Radio Schleswig Holstein“ als Privatsender auf, ließ sich dann aber flugs vom Norddeutschen Rundfunk abwerben und machte Radio Niedersachsen „NDR 1“ als Programmchef zur Erfolgswelle. Schließlich ging es zum Privatsender FFN weiter, wo er seiner eigenen öffentlich-rechtlichen Welle nun heftig Konkurrenz machte.
Diese Kapriolen hatten auch Christiane Bodammer, die für die Grünen im Rundfunkrat sitzt, stutzig gemacht. Daß Köster nicht ins Haus paßte, obwohl man sich doch auch frischen Wind erhofft hatte, schein gestern vielen klar gewesen zu sein. Außerdem machten Gerüchte die Runde, daß Köster nicht zimperlich mit seinen Mitarbeitern umspringen würde. Vinke sei mehr geeignet und eindeutig die bessere Lösung, so resümierte man gestern im Rundfunkhaus. Man wolle sich keinen von außen aufpfropfen lassen. Ob aber auch alte Besen gut kehren, muß Vinke jetzt unter Beweis stellen: „Ganz klar, daß sich Radio Bremen in der dramatischen Situation was einfallen lassen muß“, sagte gestern der SPD-Landesvorsitzende und Rundfunkratsmitglied Detlev Albers. kat
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