: „Todesstrafe ist angemessen“
■ Manfred Wirth von der Brandenburger CDU will die Todesstrafe für Polizistenmord und schwere Sexualstraftaten wieder einführen
In Brandenburg wollen 20 CDU-Mitglieder die Todesstrafe wieder einführen. Sie legten ihren Antrag den brandenburgischen Bundestagsabgeordneten mit der Bitte um Stellungnahme vor. CDU- Chef Peter Wagner nennt die Diskussion „absurd“. Deren Initiator, der Chef der CDU-Kreistagsfraktion Teltow-Fläming und pensonierter Russischlehrer Manfred Wirth (67), verteidigt seine Haltung.
taz: Wie kommen Sie darauf, die Todesstrafe zu fordern?
Manfred Wirth: Was wir in Belgien erlebt haben, ist eine Straftat der Lust und des Kommerzes wegen. Dies könnte so auch hier passieren. Für solch extreme Straftaten wäre die Todesstrafe eine angemessene Reaktion.
Sie transferieren Gewaltverbrechen nach Deutschland und überlegen, was wäre wenn ...
Ich habe vier Kinder und vier Enkelkinder, ich stelle mir vor, wie ich reagieren würde, wenn ihnen solches widerfahren würde. Deswegen habe ich die Diskussion angeregt. Ich bin in drei Fällen für die Einführung der Todesstrafe: Polizistenmord, Gewalttaten, die man mit fünfmal lebenslänglich ahndet und Sexualstraftaten mit kommerziellem Hintergrund, wo es nicht um psychisch Kranke geht. Ich habe sehr viel positive Resonanz bekommen.
Sie erhaschen populistische Effekte. Triebtäter leiden an einer Störung des Gehirns und nicht des Geschlechtsorgans.
Taten von Sexualtätern, die Kinder filmen und ermorden, sind nicht mehr entschuldbar mit irgendwelchen Defekten, die im Gehirn entstehen.
Haben Sie darüber nachgedacht, daß Sie durch Ihre Diskussion auch Projektionen der lustvollen Angst freisetzen?
Wollen wir doch keine Tiefenpsychologie betreiben. Es geht hier einfach um das Praktische.
Praktisch kanzeln alle CDU- Kollegen Ihren Vorschlag ab.
Wir brauchen ein konsequentes Strafrecht. Wer das nicht sieht, der steht ohne Verbindung zur Bevölkerung da. Es geht uns um eine Verschärfung des Strafrechts insgesamt. Es würde mich freuen, wenn manch ein Politiker auf diese Weise hinter dem Ofen hervorgeholt werden würde.
Die Todesstrafe ist per Grundgesetz abgeschafft. Ignorieren Sie das leichthin?
Das Grundgesetz ist ein Boden, auf dem wir uns bewegen, aber es ist doch nicht statisch zu sehen. Deswegen dürfen wir die Diskussion doch weiterhin führen. Wir haben doch Meinungsfreiheit. Interview: Annette Rogalla
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