■ Soundcheck: Gehört: Vernon Reid
Gehört: Vernon Reid & Masque. Im Logo ist man fast so nah am Geschehen dran wie in einem jener Kinos, wo zur Zeit Mikrokosmos läuft und konnte so hautnah sieben emsige Wesen beobachten, die sich an fetten, kriechstarken Ohrwürmern zu schaffen machten. Vernon Reid und seine neue Band Masque dirigierten sie mit List und Tücke auf die Tonspur eines Hörspiels mit dem Titel Mistaken Identity. Ob der gleichnamigen Platte des Ex-Living Colours-Gitarristen war vielen Fans das Basecap hochgegangen, und die meisten Kritiker hatten sie als zu ambitionierten Fehltritt abgetan.
Tatsächlich hat Reid die Schaltkreise seines ohnehin schon stilübergreifenden Waltens mit Masque noch beträchtlich erweitert. Alles, was er hier anzettelt, ist (nicht nur) musikalisch prekär und hat multiple Bedeutung – fast wie die Dialoge der „übellaunigen jungen Neger“ in Darius James' Roman Negrophobia. Und, hurra, auch im Live-Programm dieser bösen HipRock-Buben ist es die Klarinette, die eine prominente Rolle spielt: Don Byron bändigt sie wie kein zweiter und bläst, als müßte durch ihren Trichter die Energie der gesamten Band entweichen. Masque, eine sozusagen patentgefaltete Bigband aus Präzisionsarbeitern und pfiffigen Maschinen, klingt oft nach Ellington auf Pille und Hendrix im Sinn. Und nach Ohropax, ersatzweise o.b. mini oder Zigarettenfiltern.
Der aufgepeitschte und zerrüttete Zustand des Autors nach Konzertschluß darf hier ausnahmsweise einmal für einen ganz fabelhaften Auftritt einer ebensolchen Band sprechen.
Andreas Schäfler
Zeichnung: Martin tom Dieck
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