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Im Lübecker Brandprozeß wird Eids Vater belastet

■ Libanesischer Mitbewohner bezichtigt den Vater des Angeklagten Safwan Eid der Zeugenbeeinflussung. Der Brandausbruch sollte offenbar vorverlegt werden

Lübeck (taz) – Walid El-Omari hat mit seiner Aussage gestern vor dem Lübecker Landgericht für Aufregung vor allem bei der Verteidigung des Angeklagten Safwan Eid gesorgt.

Der 24jährige Libanese, der zu jener Familie gehört, die mit ihren Auskünften Anfang Juli bei der Staatsanwaltschaft zu Protokoll gab, zwar auch nicht an die Schuld, aber auch nicht an die Unschuld ihres früheren Mitbewohners im Haus an der Lübecker Hafenstraße zu glauben, belastete vor allem Mahwan Eid, Vater des Angeklagten. Dieser habe versucht, die Zeugen zu beeinflussen. El-Omari berichtete, er habe sich bei der Brandkatastrophe vom 18. Januar dieses Jahres erheblich verletzt. Noch während der ersten Tage im Krankenhaus sei er von Angehörigen der Familie Eid besucht worden – und von denen habe er erstmals gehört, daß das Feuer durch eine „Bombe“ verursacht worden sei.

Bei einer zweiten Krankenvisite kurze Zeit darauf – Safwan Eid saß bereits in Untersuchungshaft – bekam Walid El-Omari abermals Besuch von der Familie Eid: Diesmal mit Vater Mahwan und dem im Libanon lebenden und nach dem Brand eilig in die Bundesrepublik gereisten Sohn Bilal. Nun, so der Zeuge, sei ihm mehrmals berichtet worden, daß die „Bombe“ um 2.30 Uhr detoniert sein soll. Gewundert habe er sich schon damals: „Ich dachte, warum haben die uns nicht geweckt.“ Bis dahin ging er – wie die meisten Hausbewohner – davon aus, daß der Brand nach TV- Informationen erst gegen 3.40 Uhr ausgebrochen sei. Trotzdem bestand Mahwan Eid ihm gegenüber auf 2.30 Uhr als Zeitpunkt des Brandbeginns.

Offenbar war dem Vater des Angeklagten daran gelegen, das inzwischen bekannte Alibi der vier Grevesmühlener Jugendlichen zu erschüttern, die für die allgemein angenommene Zeit nicht als Brandstifter in Frage kommen. Stimmt Walid El-Omaris Aussage, wäre die Grevesmühlener Spur endgültig nichts mehr wert. Belastend wirkt sich indes auch Walid El-Omaris Information aus, daß einen Monat nach seiner Krankenhausentlassung Mahwan Eid abermals versuchte, Zeugen auf seine Version einzuschwören.

Während einer Recherche von „Monitor“-Journalisten, die Kontakt zu Mahwan Eid aufnahmen, rief der Vater des Angeklagten bei den El-Omaris an: „Er meinte, wir sollten den Kindern sagen, daß das Fenster vom Vorbau offen war.“ Ein geöffnetes Fenster wäre ein Indiz für einen möglichen Anschlag von außen – doch sowohl Walid als auch Assia El-Omari erklärten, daß die Fenster des Vorbaus stets verschlossen waren. Jan Feddersen

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