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■ QuerspalteDer Berg rief - keiner kam

Der Metaller tut es, der Fluglotse tut es, der Müllmann tut es. Und seit dieser Woche tun es erstmals auch die deutschen Zahnradbahneinöler. Die Skilifte rund um Garmisch-Partenkirchen wurden bestreikt. Mit einer machtvollen Demonstration ihrer Stärke ging die Gewerkschaft der Eisenbahner dem Skihaserl an den Stemmschwung. Der Berg rief, und keiner kam. „Die Alpen werden bestreikt!“ lärmte die Münchner Abendzeitung und zieh die Gewerkschaft der „Aussperrung der Brettlfans“.

Völlig übersehen wurde bei solch vordergründiger Kritik die historische Situation. Die Eisenbahnergewerkschaft ist zu diesem Streik regelrecht gezwungen worden. Sieben beklagenswert milde Winter lang war an einen anständigen Arbeitskampf nicht zu denken. Sieben brühwarme Winter lang ließen nicht die starken Arme der Arbeiterschaft, sondern blühende Krokusse im Januar, ein persistierendes Islandtief samt nordatlantischem Ausläufer den bayerischen Skilift stillstehen und vor sich hin rosten. Wann, wenn nicht jetzt, soll der Liftarbeiter mehr Lohn fordern, sich in alte Rituale einüben.

Ernest Mandels Theorie der „Kondratieff-Zyklen“ (Dogma der langen Wellen) korrespondiert gewissermaßen mit den meteorologischen Fakten. Auch dort kennt man das wellenförmige Auf und Ab von warmen und kalten Wintern, die stets gehäuft in sogenannten „Clustern“ auftreten. Nur: Der Treibhauseffekt droht diese Gesetzmäßigkeit zu sprengen. Die große Kälte dieses und des vergangenen Jahres könnte also die große Ausnahme sein, wenn der Winter – das hat er mit dem Kapitalismus gemeinsam! – sich nicht doch noch erholt und zur alten Stärke zurückfindet. Wie auch immer: Die Gewerkschaft mußte handeln, die kurze Gunst der kalten Stunde nutzen. 4,1 Prozent mehr Lohn bei minus 18 Grad. Das ist nun wirklich maßvoll.

Zuerst löhnen, dann kriegt Bayern wieder hoch. Die taz hat dafür Verständnis und erklärt sich voll solidarisch mit den bayerischen Skiliftverwesern. Manfred Kriener

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