Neues von den Bücherwürmchen: Anfälle von Lesewut
■ Viertel-Kids haben die todgeweihte Stadtbücherei Steintor leergeliehen
Merkwürdige Anfälle von Lesewut und Büchersucht haben offenbar die Kinder und Jugendlichen aus dem Viertel in den letzten Tagen befallen. Die NutzerInnen der Stadtbücherei Vor dem Steintor schleppten taschenweise Lesbares nach Hause, so dreißig Schmöker kann man ja schon für die Woche ausleihen. Jetzt ist Schluß damit: Jetzt ist nurmehr erlaubt, drei Bücher auf einmal mitzunehmen. Denn die Bücherei ist nahezu leer. Alle Bücher lagern in großen Haufen – natürlich sauber gestapelt – in Viertel-Kinderzimmern und Speichern.
Gelesen werden die zugegebenermaßen wohl nicht alle. Mit der Lesewut-Aktion soll die anstehende Schließung der Bücherei-Filiale verhindert werden. Nachdem Bitten und Demonstration nichts gefruchtet hatten, werden die Bibliothekare und Bürokraten jetzt mit einer Nachfrage-Welle geschlagen.
Denn: Wohin soll man die Bücher zurückbringen, wenn die Leihzeit abgelaufen ist, aber die Zweigstelle inzwischen dichtgemacht hat? Diese zwingend logische Aktion hatte nur einen Haken, wie auch Sympathisanten durchaus einräumen: Die MitarbeiterInnen mußten die Sache ausbaden und sich beim Ausfüllen der Leihscheine die Finger wund schreiben.
Jetzt stellt sich die dringende Frage, was mit dem in alle Winde zerstreuten Wissensschatz passiert. Mahngebühren ins Unendliche treiben? Razzien auf der Suche nach dem verschollenen Buch? Kripo-Sonderkommission Buchraub?
Ein Kompromiß zeichnet sich ab. Die Kids bringen die Bücher zurück, im Gegenzug gibt es das Versprechen, die Bücherei im Steintor mindestens bis Ostern nächsten Jahres offen zu halten. Wozu Leselust doch führen kann.... jof
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