Die Vorschau: Suff und Schmutz
■ Punkrock mit Antiseen im Wehrschloß
Antiseen – der Name ist mit solch einer Präzision gewählt, daß man meint, der US-Punkband hätte ein Imageberater zur Seite gestanden. Natürlich würden die vier schmutzigen New Yorker so jemanden auf keinen Fall fragen.
Schließlich will man, so erklärt der verstümmelte Name, ja kein Bestandteil sein – auch keiner des Punk-Establishments. Daß aber vier Mitt-Dreißiger mit nichts weiter als einer Scheißwut im Bauch eine derart präzise kulturelle Ausdrucksform für ihre White Trash-Befindlichkeit gefunden haben, macht Antiseen auch für Nicht-Punker interessant.
Die Amerikaner sind ein eindrucksvoller Beweis für die gelebte Verweigerung – musikalischer Fortschritt eingeschlossen. Seit Jahr und Tag werden stoisch Stücke heruntergebraten, gegen die das Schaffen der Ramones kompliziert wirkt. „Here to Ruin your Groove“ heißt das neueste Album – vom Titel her eine erneute Abgrenzung gegen das party-mäßige Konsumieren von Musik.
Genau wie auf den fünf Alben zuvor hacken zwei krumme, dreckige Finger die berühmten drei Akkorde in die Gitarrensaiten. Ein brutaler Baß poltert verzerrt genau an den einfachen Gitarrenriffs entlang.
Vor allem aber gehen bei Live-Konzerten die Typen unter die Haut. Wenn diese alten Männer mit den erschütternden Gesichtsruinen spielen, bis ihnen die Finger bluten, und dabei saufen, was in die Plauze paßt, dann ist das keine Show. Denn selbst wenn Antiseen wollten – andere Musik könnten sie gar nicht machen. Und anders leben vermutlich auch nicht. L.R.
Samstag, 22.2., 21.00 Uhr im Wehrschloß
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