■ Soundcheck: Gehört: Veda Hille & Her Smokin' Combo
Gehört: Veda Hille & Her Smokin' Combo. Mit dem unumgänglichen Stereotyp, daß sich jede neue Singer/Songwriterin erst einmal an der brancheninternen Ahnengalerie messen lassen muß, wird Veda Hille ganz gut fertig. Die junge Kanadierin aus Vancouver hat früh gelernt, sich unterscheidbar zu machen. Was die reife Joni Mitchell (die ja einst in der gleichen Stadt begann) retrospektiv in „Hits“und „Misses“unterschied, hat auch Frau Hille im Repertoire – ein paar unwiderstehliche Nummern, denen man schnell erliegt, und daneben eher sperrige Songs, auf denen sie mutig und mit Nachdruck beharrt.
Wenn Veda Hille sich als Girlie mit Tenorgitarre vor der Band postiert und die Vertonung ihres Poesiealbums zum besten gibt, gesellt sich zum Mut das Talent: weniger auf den vier Saiten, die kaum mehr als Klangfarbe abzugeben haben, aber umso mehr über die Stimme, die vor keinem Tempo zurückschreckt und deren kecke Phrasierung den freischwebenden Texten einige Vehemenz verleiht.
Veda Hilles Hauptinstrument ist jedoch das Klavier. Und hier trumpfte sie immer mal wieder kurz auf – doch schon galoppierte die Band drauflos und tat dem Mainstream dabei fast zuviel der Ehre an. Mochte die Chefin nicht so recht auf dem krummen Charakter ihrer Lieder insistieren?
Vielleicht hatte diese Vorsicht damit zu tun, daß Veda Hille nach ihrer Live-Platte vom letzten „Women in (e)motion“-Festival flugs auf den stets freien Platz zwischen den Stühlen Rock, Folk, Postpunk, Jazz und Avantgarde gehievt worden war. Doch was den Feuilletonisten Futter gibt, macht eine Künstlerin noch lange nicht satt. Wenn Veda Hille ihre Präsenz aber so forsch markiert, wie sie das vor allem in den schulterfreien Zugaben tat, braucht um ihr Fortkommen niemandem bange zu sein.
Andreas Schäfler/Zeichnung: Martin tom Dieck
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