: Die große Flatter am Kreuzberg
■ „1. Europäische Nacht der Fledermäuse“: Naturschützer werben um Verständnis für die unbekannten Nachbarn
Sie sind eine besondere Art von Metropolenbewohnern: Tagsüber schlafen sie und arbeiten nachts. Sie leben vollkommen streßfrei, haben keine Feinde und treffen gern Menschen. Leider sind sie vom Aussterben bedroht: Denn die Sanierung der Wohnquartiere vertreibt sie aus ihrem Kiez.
Die Rede ist von besonderen Haustieren: den Fledermäusen. 15 Arten der fliegenden Säugetiere leben in der Stadt, insgesamt „mehrere tausend Individuen“, wie Carsten Kallasch vom Fledermausschutzverein „Vespertilio“ sagt. Mit dem Winterquartier in der Zitadelle Spandau, wo sich bis zu 10.000 Tiere zum winterlichen Abhängen zusammenfinden, beweist Berlin seinen Ruf als „Hauptstadt der Fledermäuse“. Damit die Hauptstädter von ihren nachtaktiven Nachbarn erfahren, die heimlich, still und leise neben ihnen wohnen, wird am Samstag die „1. Europäische Nacht der Fledermäuse“ im Kreuzberger Viktoriapark veranstaltet. Auch in England, Polen, Frankreich und der Ukraine wird an diesem Tag über die geflügelten Säuger aufgeklärt. Denen geht es nämlich durch das Verschwinden von alter Bausubstanz, durch den Rückgang ihrer Insektennahrung und durch den Einsatz von Pestiziden an den Kragen. Und damit die Menschen in der Innenstadt nicht panisch reagieren, wenn im Herbst plötzlich ein Schwarm schwarzer Tierchen durch das offene Fenster in die Wohnung flattert, sollen die Besucher am Viktoriapark die Lebenswelt der Flattermänner kennenlernen.
„Traditionell haben die Menschen Angst vor den Fledermäusen, aber gerade bei Kindern werden die Tiere in der letzten Zeit immer beliebter“, meint Christian Muhs, in der Umweltverwaltung zuständig für Naturschutz. Immerhin stehen die Tiere unter strengem Schutz, ihre Störung oder Tötung ist strafbar. Die Verwaltung von Batman Strieder hat deshalb die „Nacht der Fledermäuse“ unter ihre Fittiche genommen und informiert mit einer Ausstellung über die „harmlosen und oft verkannten Stadtbewohner“. Bernhard Pötter
Samstag, 20.9, Viktoriapark, ab 14 Uhr: 3-D-Dias, Basteln, Spiele zur Lebenswelt der Tiere, Infos der Naturschützer, abends Fledermaus- Führungen durch Park und Viktoria-Denkmal
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