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■ Im Visier der ÖKO-TESTerWohl bemützt / Leuchtendes Beispiel / Haarige Hilfe / Mobiles Sitzen

Wohl bemützt

Die Mützenfabrik Bauer, ein alteingesessener Familienbetrieb in Bürstadt, bietet seit kurzem auch eine „Öko-Line“an. Die Mützen, Schals, Stirnbänder oder auch Strickjacken für Kinder sind aus reinen Naturmaterialien: zu je einem Drittel aus Wolle, Seide und Baumwolle, „aus kontrolliert biologischem Anbau“, wie Inhaber Peter Bauer mitteilt. Das Garn wird in Deutschland gefärbt, „in sanften Färbeverfahren nach naturgerechten Kriterien“. Das jedenfalls versicherte die Färberei gegenüber Bauer junior. ÖKO-TEST hat eine blau-geringelte Zipfelmütze für Kinder in verschiedenen Labors prüfen lassen.

Weder Pestizide, optische Aufheller noch gesundheitsschädliches Formaldehyd wurden gefunden, allerdings geringe Spuren halogenorganischer Verbindungen. Bauer junior war überrascht. Doch die Färberei bestätigte, daß die blaue Farbe die Ursache des Übels ist. Aus technischen Gründen ließe sich das Wolle-Baumwolle-Seiden-Gemisch dieses Garns nicht anders lichtecht färben.

Daher ist die blaugeringelte Zipfelmütze nur mit Einschränkung zu empfehlen. Bei der naturfarbenen Mütze gibt es allerdings keine Beanstandungen. Die Mütze gibt es bei Naturtextil-Versandhäusern, aber auch im Facheinzelhandel mit einem, zwei oder drei Zipfeln. Sie kostet etwa 35 Mark.

Leuchtendes Beispiel

Die Firma Busch & Müller ist vor allem Rad-Profis ein Begriff, gerade im Bereich Beleuchtung. So hat der Betrieb vor drei Jahren den Toplight plus Rückstrahler mit Standlichttechnik vorgestellt. Inzwischen gibt es den Frontstrahler dazu. Standlichttechnik bedeutet, daß eine elektronische Regeleinrichtung dafür sorgt, daß während der Fahrt ein geringer Teil der Lichtenergie in einem Kondensator gespeichert wird. Er ist bereits nach rund drei Minuten bei einer Fahrgeschwindigkeit von 20 Kilometern pro Stunde geladen. Müssen Radler an einer Ampel halten, wird die Energie an eine Diode weitergegeben, die dann leuchtet.

Das Test-Labor bestätigt, daß der Lumotec plus keine Teile aus PVC oder andere chlorierte Bestandteile enthält. Das gilt auch für die innenliegenden Kabel – was vor drei Jahren bei dem Rücklicht noch beanstandet wurde. Den empfehlenswerten Lumotec plus-Frontstrahler gibt es für rund 50 Mark im Fachhandel.

Haarige Hilfe

Das neue Schauma Kids ultra-mild reinigt die Haare angeblich, „ohne dabei in den Augen zu brennen oder die empfindliche Kopfhaut von Kindern zu irritieren“. Zudem soll das Kämmen kinderleicht gehen, „ohne zu ziepen“.

Die ÖKO-TESTer haben an dem Schwarzkopf-Produkt nichts auszusetzen. Zwar fanden sich Emulgatoren auf der Basis von Polyethylenglykolen, was normalerweise zu einem Minuspunkt führt. Da sie beim Haarewaschen aber nur kurzzeitig auf der Kopfhaut bleiben, sieht ÖKO-TEST bei Shampoos von einer Abwertung ab. Rein analytisch gesehen ist Schauma Kids nach den Kriterien im ÖKO-TEST-Sonderheft Kleinkinder empfehlenswert – auch wenn das rote extrem nach Erdbeere, das blaue heftig nach Cola riecht. Damit die Kinder keine Lust auf einen Schluck bekommen, ist ein unbedenklicher Bitterstoff beigemischt. Besser wäre es, solche unsinnigen Rezepturen gleich zu lassen. Die 250-Milliliter-Flasche kostet etwa drei Mark.

Mobiles Sitzen

Rückenschmerzen sind inzwischen zur Volkskrankheit geworden. Mit dem Sitzmobil Ergo, das, von Walter Frese erfunden, von der Firma Löffler im bayerischen Hersbruck gefertigt wird, sollen die Qualen vermieden werden können. Der Hocker hat eine gekrümmte Stehfläche, die eine Drehung nach allen Seiten erlaubt. Zudem ist die Sitzfläche auf einer Art Kugelgelenk angebracht, so daß man immer wieder durch Beckenverschiebung sein Gleichgewicht auspendeln muß. Das trainiert die vernachlässigten Rücken- und Hüftmuskeln aufs Angenehmste – wie wir in einem Praxistest festgestellt haben. Das Sitzmobil ist in der Höhe verstellbar und kann schon von Kindern genutzt werden. Es hat auch den Vorteil, daß es leicht in seine Einzelteile zerlegt und gut recycelt werden kann.

Die Bauteile des Sitzmobils sind zwar generell nicht zu beanstanden, allerdings entwich Formaldehyd in großen Mengen aus der mehrschichtverleimten Buchenholz-Platte, aus der der Fuß des Hockers und das Unterteil der Sitzfläche gefertigt sind. Wie die Firma Löffler bestätigt, steckt die bedenkliche Chemikalie im Leim. Künftig sollen die Holzteile aus Kunststoff gefertigt werden. Zu kritisieren ist auch das Polyure-than-Polster der Sitzfläche – eine latexierte Kokosfaser wäre die umweltfreundlichere Variante.

Insgesamt können die ÖKO-TESTer Ergo in seiner jetzigen Ausführung nur eingeschränkt empfehlen. Er wiegt zehn Kilogramm und kostet je nach Bezug im Büro- und Möbelfachhandel zwischen 369 und 439 Mark.

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