■ Soundcheck: Cake / Joan Baez
Gehört: Cake. Nach einem hübsch melodiösen Gitarrenkrach-Einstieg von readymade aus Wiesbaden, einer sympathischen T-Shirtträgerband in dem Alter, wo man noch „still waiting for something to happen / still waiting for an overdosis of communication“ist, betraten Cake die Bühne wie eine Band of Onkels. Allen voran Frontman John McCrea, mit Khakihose, Holzfällerhemd, Filzhut, Bart und schwarzer Sonnenbrille, geradeso, als sei er eben vom Fluß hochgekommen. Dabei war er wieder Worte fischen, die an den großen chilenischen Modernisten Vicente Huidobro erinnerten. „Die vier Kardinalpunkte sind drei: Norden und Süden“, schrieb jener 1931; „FRIEND is a 4-letter word: END is the only part I've heard“, singt McCrea 66 Jahre später. Begleitet wird er dabei von einem orgelspielenden Bassisten, einem Gitarristen, einem Steuerberater am Schlagzeug und einem jungen Anwalt an der Trompete, der in Anzug, hochgeknöpftem Hemd und Schlips auch an der Kuhglocke ein erfrischendes Bild abgab.
Die Mischung von Ernst und Spaß und musikalischen Stilen sind Cakes Stärke. Gitarrengeschrabbel, lustige Country Songs und Ausflüge in Richtung psychedelischen HipHops gelingen ihnen ebenso leichtläufig wie großartige Coverversionen quer durch die Musikgeschichte des Jahrhunderts. Cecilia Cruz' „Quizas, quizas“– (“Dieser Song wurde geschrieben, bevor irgend jemand hier im Raum geboren wurde, und er ist großartig!“) – wird zu einem undramatischen „Perhaps, perhaps“, und Gloria Gaynors „I will survive“, des Disco-Glanzes beraubt, mit einem kleinen „fucking“hier oder da aufgestockt, wird vor allem mithilfe Vince di Fiores Trompete noch einmal zum echten trotzigen Herzensbrecher.
Mit großen, holzigen Gesten und der Hand am Herz – McCrea hat bestimmt first year Drama School hinter sich – brachte Cake das Publikum in der Großen Freiheit schon beim zweiten Song zum Mitsingen, beim fünften ließ es sich dirigieren. Auf Anfrage meldeten sich Menschen mit Liebeskummer, die dann mit „It's coming down, it's raining outside“belohnt wurden. So war's. Plärrender Regen. Einmal mehr hat der Fischer mit dem Wort auf die Wahrheit getroffen.
Christiane Kühl/Foto: jms
Heute: Joan Baez. Alle haben wir es irgendwann einmal gemacht: am Lagerfeuer „We shall overcome“singen. Einst Protesthymne, bleibt der Song heute nicht viel mehr als eine Fingerübung für angehende Gitarristen. Play me Backwards heißt ihr neustes Werk, das sie heute den Hamburger Folkfreaks vorstellt. jd
19 Uhr, Audimax
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