: Die Entführungsindustrie in Italien ist ein gutes und einträgliches Geschäft
Entführungen sind in Italien nicht selten; seit 1945 gerieten mehr als 1.000 Personen in die Hände der „Anonima sequestri“, der „Entführungs-AG“, wie Italiens Zeitungen die Lösegeld- industrie nennen.
Mitte der 70er Jahre verfügten die Mafiabosse, daß auf Sizilien selbst nicht mehr entführt werden darf – große Polizeirazzien hatten auch die „normalen“ Geschäfte zu schädigen begonnen. Um so eifriger wurden Menschen von da an in Kalabrien, der Toskana oder auf Sardinien entführt.
Ende der 80er Jahre befand sich zeitweise mehr als ein halbes Dutzend Menschen gleichzeitig in den Händen der verschiedenen Banden. Die Zahlung von Lösegeldern ist verboten. Um zu verhindern, daß gezahlt wird, wurde 1991 die automatische Beschlagnahme der Güter von Entführungsopfern und deren Verwandten Gesetz. Wer nicht zahlen kann, zahlt auch nicht, und wo es kein Geschäft gibt, wird es keine Entführungen geben, so die Logik des Gesetzgebers. Seither werden pro Jahr nur noch drei Fälle gemeldet – nach Polizeimeinung sind es einige mehr, nur wird der Rest geheimgehalten und durch anonyme Vermittler „erledigt“.
Zu den berühmtesten Entführungen gehörten die des Liedermachers Fabrizio de Andre, der Kinder des deutschen Fernsehjournalisten Dieter Kornzucker, des US-Milliardenerben Paul Getty jr. (dessen abgeschnittenes Ohrläppchen der Familie zugeschickt wurde), und des neunjährigen Milliardenerben Farouk Kassim.
Die geforderten Lösegeldsummen schwankten zwischen umgerechnet zwei und zehn Millionen Mark – offiziell, denn nicht immer wurde der genaue Preis bekannt: Oft wurde kam das Lösegeld aus schwarzen Kassen, und die hätten sonst nachversteuert werden müssen.rai
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