piwik no script img

Todesvisionen aus Augsburg

■ Ulrich Tukur mit Brecht-Programm in den Kammerspielen

Aus Augsburg kommen sie, nach Augsburg will keiner gehen. Aber Heimat verbindet, besonders die Schwaben. Wen wundert's da, daß Ulrich Tukur „auf den Spuren des jungen Bertolt Brecht“Von Augsburg nach Bilbao marschiert. Die Heimatstadt hatte der vor 100 Jahren geborene Sohn eines Angestellten 1919 in Richtung München verlassen, 1924 ging's dann in die Metropole – „Nach Berlin! Nach Berlin!“natürlich, wo das wilde Leben tobte. Brecht selbst wurde in der wilden Weltstadt allerdings immer disziplinierter, und Anfang der Dreißiger war der laute Lyriker schon strenger Lehrmeister.

Tukur konzentriert sich in seinem Programm deshalb auf die frühen Jahre bis ca. 1926, er will „die berstende Vitalität, die Bilderstürze, schwarzen Phantasien und Todesvisionen“. Nicht dramatische Texte, sondern Gedichte und Tagebucheintragungen stehen im Vordergrund, womit sich der Abend von anderen Brecht-Feiern unterscheiden soll: Etwa 90 Prozent der Texte, so heißt es aus den Kammerspielen, seien nur absoluten Brecht-Kennern vertraut, alle anderen könnten mit erstaunlich „unintellektuellen“Überraschungen rechnen. Ebenfalls unbekannt, da brandneu, sind die Vertonungen der Lyrik und Prosa: Efim Jourist hat 12 der 16 Lieder des Programms „ganz Brecht-untypisch“mit Blues-, Tango- und Musette-Anleihen komponiert. Soviel Neues könnte dem vor Stillstand stets Erbleichten nur recht sein. Christiane Kühl

Premiere: Sonntag, 22. Februar, 19 Uhr, Hamburger Kammerspiele

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen