: Oeco Capital unter Zwangsaufsicht
■ Bundesaufsichtsamt übernimmt vorläufig Leitung der grünen Versicherung
Berlin (taz) – Bei Deutschlands erster grüner Lebensversicherung, der Oeco Capital aus München, kehrt keine Ruhe ein. Als Reaktion auf die finanziellen Schwierigkeiten hat das Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen (BAV) am Montag angekündigt, einen Sonderbeauftragten zur Übernahme der Vorstandsgeschäfte einzusetzen.
Für Arnold Wilfurth, Marketingleiter der 1996 an den Markt gegangenen Oeco Capital Lebensversicherung AG, ist dieser Schritt des BAV „ungewöhnlich“. Es sei normal, daß neue Versicherungen anfänglich Verluste machen. Dies habe man auch so einkalkuliert.
Das Problem sind nicht die Renditen der ökologischen Anlagen, mit denen die Oeco Capital das Geld ihrer Kunden mehrt. Bei der Münchener Ökom, die für die Oeco Capital Öko-Rankings von Wertpapieren erstellt, verweist man auf den Erfolg der empfohlenen Öko-Anlagen: So konnte beispielsweise die Aktie des kanadischen Herstellers von Brennstoffzellen, Ballard-Power, ihren Wert im letzten Jahr fast verdreifachen. Die Rendite der jüngsten Investitionen sei im übrigen noch nicht abschließend zu bewerten, erklärt Wilfurth.
Aussagekräftig sind dagegen jetzt schon die Beitragseinnahmen, und die blieben 1997 mit 16 Millionen Mark deutlich hinter dem ursprünglichen Geschäftsziel zurück. Beim BAV will man sich noch nicht äußern, wie ernst die Lage für die Oeco Capital ist. „Die Kundengelder sind aber nicht gefährdet“, versichert Thomas Tritscher vom BAV. Daß das Amt die Vorstandsgeschäfte einer Versicherung an sich ziehe, komme allerdings nur selten vor. Jetzt müßten die Aktionäre der Oeco Capital Geld nachschießen, oder es würden neue Aktionäre gefunden.
Das scheint nicht so leicht zu sein. Denn die Verhandlungen mit potentiellen Investoren ziehen sich bereits seit Januar hin. Von den jetzigen Hauptaktionären – Gothaer Rück und die Treuhandgesellschaft Kontiko mit je 30 Prozent sowie die Schweizerische Rück und die kanadische Life Insurance Company mit je 10 Prozent – könnten jedenfalls alle zur Disposition stehen, sagt Arnold Wilfurth. Niels Boeing
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