Kutips zum Wochenend

„Es geht auch menschlich“, droht die SPD seit Wochen. GenossInnen, sicher, warum auch nicht?! Ihr müßtet bloß ab Herbst unter dem Patronat von Gerhard „der Wolf im Wolfspelz“Schröder das Großkapital enteignen, Joschka Fischer einen Ministersessel unterjubeln, auf daß er endlich aufhört, sich zu Tode zu joggen, und nebenher die 0-Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich einführen.

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Nun gut. Es geht also doch nicht menschlich. Bleibt also mal wieder nur die Kunst. Jene Welt, von der der Dirigent Yehudi Menuhin in der jüngsten Ausgabe von Le Monde Diplomatique schwärmt, sie sei „das Gegengift zu allem, was die Harmonie unter den Menschen beeinträchtigt.“Wie wahr: Zwei Boxen an des Kanzlerkandidaten Ohren, Lautstärkeregler auf zehn, die ersten Takte Also sprach Zarathustra, und der niedersächische Wolf verwandelt sich in ein taubes, friedvolles, geradezu menschliches Bonner Schaf. Harmonie überall. So, wie die SPD sagt.

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Nun denn, Ihr Bösen und Fiesen inmitten unserer edlen Zielgruppe: Werdet gut, werdet menschlich, konsumiert Kunst! Schon heute abend bricht die Hoochie Coochie Bluesband im Meisenfrei (20 Uhr) die ersten Widerstände gegen den Wandel der innersten Überzeugungen. Mary Cough-lan und Laurie Freelove setzen mit ihrem Doppelkonzert im Moments diese Arbeit fort (20 Uhr). Deutlich geschwächt, auf dem Weg zum Guten in Ihnen, schwanken Sie in jene neun, ein offenes Wochenende zelebrierenden Galerien, die wir Ihnen bereits im Wochenprogramm vom Donnerstag ans Herz legten, und machen einen Abstecher in die GAK, um zu testen, ob sie der Schamlosigkeit von Tracey Emin widerstehen können (19 Uhr).

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Nun ist es geschafft! Sie sind gut! Richtig menschlich! Im Hochschwang der Gefühle genießen sie Stephan Möllers DACAPO-Beethovenabend im Übersee-Museum (20 Uhr) und schweben ganzheitlich in die Stadthalle. Dort lauern den ganzen Tag Bernhard Brink und Konsorten. Sieben Stunden Schlager. Das hält nicht einmal der menschlichste Mensch aus. Kurzum: Sie verprügeln alle KünstlerInnen – Moderator Patrick Lindner nicht vergessen –, schwelgen ausgiebig in einer bösen, sinnlosen Orgie aus Brutalität und Gewalt. Den Titel des guten Menschen von Sezuan gewinnen Sie jetzt natürlich nicht mehr. Aber wenigstens wir lieben Sie heiß und innig für ihren heldenhaften Einsatz. Immerhin besser, als von der menschelnden SPD umarmt zu werden. Oder? taz