■ Schauerbild: Mißlungen?
Tatort „Ein Hauch von Hollywood“, Mo., 23 Uhr, ARD
Beim SFB-Programmausschuß wollten sie anfangs ganz schön auf den Putz hauen, als sie hörten, die ARD habe ihren schönen „Tatort“ auf Montag 23 Uhr verlegt – was es in 25 Jahren noch nie gab. Nachdem sich die Rundfunkräte dann ein bißchen umgehört haben, sind sie ganz still geworden und haben sich mehr um die Verantwortlichen beim Sender Freies Berlin gekümmert. Um Intendant und Ex- TV-Chef Horst Schättle, Interims-TV-Chef Ulrich Anschütz und Fernsehspielchef Justus Boehnke. Drei, denen Desaster nicht fremd sind: Obwohl der Sender seinen gesamten Fernsehspieletat für Tatorte verbrät, ist bislang schon nur Mist herausgekommen. Für das aber, was am Montag quasi nur noch zum Abschreiben der Produktionskosten versendet wurde, gehören die Herren geknebelt in kalte Ostkeller gesteckt, so wie Hollywood- Mime Roland Haas in ihrem Film ... hätten wir fast gesagt, hätte uns nicht ein Gedanke an den Presserat gezügelt. TV-Chef Anschütz murmelte noch „Experiment“; „nicht optimal gelungen“. Ein Experiment scheint man sich in SFB-Etagen so vorzustellen wie Oberschüler einen Kunstfilm. Derart dilettierend wurde die wirre Groteske dann umgesetzt. Mißlungen ist da mithin gar nichts – alles sollte wohl so. Nur soviel: Eine der Hauptfiguren trägt eine gammlige Ostmütze und ein Kassengestell. Er gibt einen Ostverrückten. Nur damit Sie daß Funktionsprinzip begreifen. Man kann es auch mit einem seiner Dialogsätze sagen: „Als Verrückter hat man so seine Freiheiten.“ Da erst merken wir: Das Irrenhaus mit dem irren Chefirrenarzt ist eine Allegorie auf den SFB. Doch wie bedenklich ist dann das Ende: Schuldig gesprochen wird nicht der Verrückte. Lutz Meier
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