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Integration kann man sich sparen

Berufsvorbereitungsarbeit für junge Migrantinnen gestrichen: Das Projekt „Inci“ steht vor dem finanziellen Aus. GAL entgeistert  ■ Von Silke Mertins

Was soll ich werden? Sind meine Eltern mit der Ausbildung einverstanden? Wie muß ich mich bewerben? Sozialpädagoginnen wie Cemile Yildirim vom Projekt „Inci“ helfen jungen Migrantinnen in Hamburg nicht nur, den individuell richtigen Beruf zu finden. Sie sprechen auf Wunsch der Mädchen auch mit den Eltern und machen die Schulabgängerinnen für die Jobsuche fit.

Bewerbungen schreiben wird geübt, mit Rollenspielen das richtige Verhalten während eines Gesprächs mit den potentiellen ChefInnen einstudiert und auf Einstellungstests vorbereitet. Kurz: Für rund 100 bis 150 Mädchen ausländischer Herkunft leistet der Alto-naer Verein wichtige Intergrationsarbeit.

Ausgerechnet diese speziell auf Migrantinnen ausgerichtete „Arbeitsvorbereitungshilfe“ (AVH) will die Jugendbehörde nun streichen. Wenn Schul- und Jugendsenatorin Rosemarie Raab (SPD) heute mittag ihren Haushalt für das kommende Jahr vorstellt, wird der AVH-Posten für „Inci“ nicht mehr dabei sein. „Infolge der Haushaltskonsolidierung sieht sich die Behörde leider nicht mehr in der Lage, die AVH-Projekte im bisherigen Umfang zu finanzieren“, schreibt der Senatsdirektor im Amt für Jugend, Achim Meyer auf der Heyde, in einem Brief an „Inci“.

Deshalb müßten die Mittel ab dem nächsten Jahr wegfallen. Die Region Altona sei ausreichend versorgt. St. Pauli zwar auch, doch da dieser Stadtteil Armutsbekämpfungsgebiet sei, werde hier nicht gekürzt. „Wir bedauern sehr, Ihnen keine andere Mitteilung machen zu können.“

Erst recht bedauert „Inci“-Mitarbeiterin Cemile Yildirim den Sparwillen des Senats wider die Integrationsarbeit. Denn die geplante Streichung von 181.000 Mark „ist für uns eine Katastrophe“. Alle Projekte von „Inci“ hingen voneinander ab, so die Sozialpädagogin. Fällt ein Standbein weg, könne beispielsweise die Miete nicht gezahlt werden. Ein Teil der Beratungsarbeit sei nicht mehr zu leisten. Manche Ratsuchenden müßten in Zukunft zwangsläufig abgewiesen werden. Und auch Info-Veranstaltungen in den Schulen seien 1999 wohl nicht mehr drin.

Die GAL ist über das Vorgehen der Jugendbehörde nicht nur überrascht, sondern auch entgeistert. Es sei „nicht hinnehmbar“, daß ein von Eltern und Mädchen sehr akzeptiertes Projekt, das dazu noch über gute Kontakte zu quartiersnahen Betrieben verfüge, auf diese Weise beschnitten würde, so die frauenpolitische Sprecherin der GAL, Heide Simon. Der „stabilisierende Effekt“ dieser Arbeit mit jungen Migrantinnen und ihren Familien müsse erhalten werden.

Die mitregierenden Grünen würden deshalb „eingreifen“ und mit der SPD-Behörde verhandeln. „Wir wollen das Projekt halten“, so Simon. „Und ich vermute, daß da auch noch Spielraum ist.“

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