piwik no script img

Demnächst auch Cyber-Cops in Berlin

■ Innenverwaltung will EDV- und Internet-Gruppe einrichten

Die Berliner Polizei soll verstärkt im Internet Jagd auf Straftäter machen. Die Innenverwaltung plant für Anfang nächsten Jahres die Einrichtung einer 19köpfigen „EDV Prüfgruppe“ und einer dreiköpfigen „Internet“-Gruppe. Nach Angaben der Sprecherin Isabelle Kalbitzer ist die Finanzierung derzeit noch unklar. Lediglich die Stellen wurden vom Senat bewilligt. Sie sollen durch Umstrukturierungen in der Polizei geschaffen werden.

Der amtierende Leiter des Landeskriminalamtes (LKA), Hans Ulrich Voß, begrüßt zwar diese Verstärkung. Doch: „Wir wollten doppelt soviel Personal.“ Zwar werde der sexuelle Mißbrauch von Kindern schon jetzt mit „einem hohen Personaleinsatz“ verfolgt, doch dieser reiche längst nicht aus. Immerhin zeige die Haltung des Senats, daß „Prioritäten anerkannt werden“. Auch wenn die Finanzierung noch unklar ist, gebe es zumindest eine „politische Entscheidung“.

Isabelle Kalbitzer betont, daß die Einrichtung der beiden Gruppen keine Reaktion auf den aktuellen Kinderpornographieskandal in den Niederlanden sei, bei dem auch Kunden in Berlin vermutet werden. Vielmehr gehe es darum, das Internet verstärkt als „Ermittlungshilfe“ zu benutzen. Die 19 Beamten sollen nicht nur auf der Suche nach Kinderpornographie im Netz surfen. Berlin hat zur Bekämpfung von Kinderpornographie bereits vor einem Jahr ein Spezialreferat mit Internet-Experten eingerichtet. Ab 1999 sollen dann ebenso Links- und Rechtsextremismus wie auch Wirtschaftskriminalität im Internet unter die Lupe genommen werden. Deshalb sei ihre Arbeit nicht mit den „Cyber-Cops“ in Bayern gleichzusetzen, so Kalbitzer.

In Bayern ermitteln seit 1995 zehn Beamte der Polizei und des Landeskriminalamtes (LKA), die sogenannten Cyber-Cops, vorwiegend gegen Hersteller von Kinderpornographie im Internet. Entsprechende Erkenntnisse werden dann an das zuständige LKA weitergeleitet. Für Heinz Fiehl vom LKA München ist das Medium „PC-Kommunikation“ sehr wichtig. „Wir sind regelmäßig in gewisser Stärke verdachtsunabhängig im Netz“, sagt er. Fiehls Fazit der Arbeit ist positiv. Im vergangenen Jahr sei es zu 600 Anzeigen gekommen. „Dieses Jahr wird es ähnlich sein“, so Fiehl. In den meisten Fällen endeten die Verfahren mit Geldbußen oder Haftstrafen auf Bewährung. Letztlich sei es nicht zu vermeiden, so Fiehl weiter, daß der Polizei viele Täter entwischen. Manchmal fehlten die neusten Programme. Doch entscheidend sei, so der Sachgebietsleiter weiter, „im Netz anwesend zu sein, um Druck zu machen“. Die „Cyber- Cops“ seien „stinknormale PC-interessierte Polizisten“, die sich mit „learning by doing“ ihr Fachwissen aneigneten. Die Grundausstattung hat nach Angaben von Fiehl etwa 30.000 Mark gekostet, der jährliche Etat für technische Neuerungen beläuft sich auf 20.000 bis 25.000 Mark. Barbara Bollwahn

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen