: Die Spur von Rolls-Royce verliert sich
Die Tage des Rolls-Royce made by Volkswagen sind schon wieder gezählt: Ab dem Jahr 2003 kommen die Luxusschlitten vom Münchner Konkurrenten BMW. Dafür verkauft BMW weiter Zuliefererteile an Rolls-Royce ■ Von Jürgen Voges
Hannover (taz) – An der Nobelautomarke Rolls-Royce kann sich VW-Chef Ferdinand Piäch nun doch nicht allzulange erfreuen. Zwar sind die Verträge, mit denen die Volkswagen AG für 1,44 Milliarden Mark den britischen Luxuswagenhersteller gekauft hat, erst gut vierzehn Tage alt. Doch seit gestern sind die Tage der Rolls-Royce made by Volkswagen schon wieder gezählt. Ab dem 1. Januar 2003 wird es keine vom Volkswagen-Konzern produzierten Rolls- Royce mehr geben.
Dies sieht eine Absichtserklärung vor, die Volkswagen AG und Bayerische Motorenwerke (BMW) gestern in London unterzeichnet haben. Damit legen BMW und VW ihren Zwist um die Zulieferungen von BMW an Rolls- Royce und vor allem den Streit um die Namensrechte bei, die bisher allein bei dem BMW eng verbundenen Triebwerkhersteller Rolls- Royce plc. liegen.
In dem Wettrennen um die Nobelmarke bleibt Piäch, der BMW mit 1,44 Milliarden überboten hatte, nun am Ende doch nur Zweiter. Ab dem Jahr 2003 darf VW nur noch Luxusautos der Marke Bentley produzieren. Seine derzeitige Tochter Rolls-Royce Motor Cars Ltd. muß VW Ende 2002 in Bentley Motor Cars Ltd. umbenennen. Die imageträchtige Nobelmarke Rolls-Royce ersteht dann gleichzeitig bei BMW wieder auf. Anfang des Jahres 2003 werde „eine neue Rolls-Royce Motor Cars Ltd durch die BMW AG gegründet“, teilte VW mit.
An die neue Rolls-Royce Motor Cars wird BMW billiger kommen als VW vorübergehend an die alte. 40 Millionen Pfund (118 Millionen Mark) wird BMW an den Triebwerkhersteller Rolls-Royce plc. für die Namensrechte zahlen. Bis zum 31. 12. 2002 wird BMW die Rechte am Namen Rolls-Royce für den Automobilbereich kostenlos und exklusiv der alten Rolls- Royce Motor Cars Ltd. überlassen. Im Zuge der Einigung hat BMW der VW AG außerdem zugesagt, Rolls-Royce im britischen Crewe auf Grundlage der bestehenden, aber zwischenzeitlich gekündigten Verträge weiterhin mit Motoren und Komponenten zu beliefern. Besonders in diesem Punkt hätte Piäch ein Gesichtsverlust gedroht: Die betuchte Rolls-Royce-Kundschaft wäre nicht amüsiert, wenn sie in einem Jahr keine Ersatzteile aus dem Hause BMW mehr bekommen hätte.
Für die Lieferung und die befristete Überlassung der Namensrechte muß VW einen hohen Preis zahlen. „Die Volkswagen-Gruppe konzentriert sich ab 1. Januar 2003 ausschließlich auf Entwicklung, Herstellung und Vertrieb von Top- Luxus-Fahrzeugen unter der Marke Bentley“, hieß es. Branchenkenner berichten, daß Piäch die sportlicheren Bentleys eh wichtiger waren. Außerdem können von der Luxusmarke Bentley mit 10.000 Stück pro Jahr mehr Autos produziert werden als von Rolls- Royce. Nur der „Rolls-Royce Silver Seraph“ soll noch in dem zu VW gehörenden Werk in Crewe in Kooperation mit BMW weiterproduziert werden.
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