: Wut in Sankt Petersburg
■ Die beliebte russische Politikerin Galina Starowojtowa wurde vor ihrer Wohnung ermordet
Moskau (taz) – Rußlands prominenteste demokratische Politikerin, Galina Starowojtowa, wurde in der Nacht zum Samstag vor ihrer Wohnung in St. Petersburg erschossen. Bei den mutmaßlichen Tätern handelt es sich um einen Mann und eine Frau. Der persönliche Referent der oppositionellen radikaldemokratischen Abgeordneten, Ruslan Linkow, wurde bei dem Anschlag ebenfalls schwer verletzt. Nach mehrstündiger Operation schwebt er indes nicht mehr in Lebensgefahr. Ein Raubmord gilt als unwahrscheinlich, da die Täter 1.700 Dollar, die Starowojtowa bei sich trug, am Tatort zurückließen.
In der russischen Bevölkerung hat der Mord an der populären Politikerin nicht allein Bestürzung ausgelöst. Oppositionspolitiker meinten, das Attentat könne der Auftakt zu einer breiten Welle politischen Terrors sein. Reformer Grigori Jawlinski sagte, er befürchte, solche Attentate könnten sich wiederholen. In den letzten Wochen war Starowojtowa Scheinfirmen auf der Spur, die Wahlkampfspenden für den kommunistischen Parlamentspräsidenten Gennadi Selesnjow und Kommunistenchef Gennadi Sjuganow eintrieben. Der Reformer Anatoli Tschubais deutete an, die Politikerin habe „Kommunisten und Banditen“ im Wege gestanden. Die Kommunisten wiesen diese Vorwürfe gestern zurück.
Erst kürzlich hatte die studierte Ethnologin die Kommunistische Partei wegen antisemitischer Äußerungen öffentlich attackiert. Außerdem stellte sie sich an die Spitze einer Vereinigung, die gegen den Petersburger Bürgermeister bei den Kommunalwahlen antreten wird. Klaus-Helge Donath
Tagesthema Seite 3
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