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Antipsychiatrisches Projekt fürchtet Finanzloch

■ Gesundheitssenatorin Hübner verzögert die Finanzierung des bundesweit einzigartigen Projekts „Weglaufhaus“. Andere Einrichtungen in freier Trägerschaft haben längst Zusagen

„Dieser psychiatriefreie Raum muß unbedingt erhalten bleiben“, fordert Iris Hölling, Mitarbeiterin des antipsychiatrischen Projekts „Weglaufhaus“. Die Einrichtung bietet seit drei Jahren psychiatrieerfahrenen Menschen in einer kleinen Villa im bürgerlichen Viertel Frohnau im nördlichen Berlin einen Zufluchtsort. Das bundesweit einzigartige Projekt ist bedroht. Denn CDU-Gesundheitssenatorin Beate Hübner, so klagen die MitarbeiterInnen des Projekts, blockiere die Finanzierung für das kommende Jahr.

Dabei schien alles geregelt: Als das heftig umstrittene Weglaufhaus nach jahrelangen Kämpfen Anfang 1996 endlich seine Pforten öffnen konnte, hatte man sich mit dem Senat auf eine Entgeltvereinbarung auf Grundlage des § 72 Bundessozialhilfegesetzes (BSHG) geeinigt, das die „Hilfe in besonderen sozialen Schwierigkeiten“ regelt: Ein Tagessatz von etwa 200 Mark pro BewohnerIn des Weglaufhauses wurde festgelegt, der beim jeweils zuständigen Sozialamt beantragt werden muß.

Wie bei vielen anderen Projekten läuft die Vereinbarung mit dem Senat Ende des Jahres aus. Das allein sei noch kein Problem, sagt Iris Hölling. Denn der Senat hat mit der LIGA, in der sich die freien Träger zusammengeschlossen haben, eine Fortschreibung für das kommende Jahr vereinbart. Alle andere Projekte, die ähnlich finanziert werden, haben dieses Angebot vom Senat längst schriftlich in der Hand, nur das Weglaufhaus ist bislang leer ausgegangen.

„Wir wissen inzwischen, daß die Gesundheitssenatorin unsere Fortschreibung blockiert“, klagt Rainer Deiters, Mitarbeiter im Weglaufhaus. „Aber ohne sie können uns die Sozialämter nicht finanzieren.“ Trotz mehrfacher Nachfragen war dazu keine Stellungnahme von Gesundheitssenatorin Hübner zu bekommen. Deiters ist sich sicher, daß das antipsychiatrische Projekt nach drei Jahren noch immer ein Dorn im Auge der Hauptstadt-CDU ist. Klein beigeben will er nicht: „Aber wenn's sein muß, werden wir juristisch dagegen vorgehen.“

Das Weglaufhaus versteht sich als Gegenkonzept zur Psychiatrie, ohne Gewalt, Druck und Bevormundung von ÄrztInnen und PflegerInnen, ohne ruhigstellende Psychopharmaka: „Wir bieten einen Zufluchtsort für Menschen in seelischen Krisen, die aus der gewaltbereiten Psychiatrie weglaufen und psychopharmakafreie Hilfe suchen“, beschreibt Mitarbeiter Peter Lehmann das Konzept. Menschen, die ins Weglaufhaus kommen, verstehen die MitarbeiterInnen nicht als „zu behandelnde Kranke“: „Das sind Persönlichkeiten mit individueller Lebensgeschichte, traumatischen Erfahrungen, intensiven Gefühlen, oftmals verrückten Gedanken, einem eignen spezifischen Erleben der Welt und einem manchmal eigenartigen Verhalten, das nur schwer oder gar nicht zu verstehen ist.“

Praktisch funktioniert das Projekt ähnlich wie ein Frauenhaus. Wer kommt, kann auf einem einem der 13 Plätze maximal sechs Monate bleiben, bekommt Schutz und Hilfestellung, wenn nötig 24 Stunden am Tag. Unterstützung geben die 13 MitarbeiterInnen, die zum Teil selbst psychiatrieerfahren sind, beim Absetzen der Psychopharmaka, bei der Suche nach Wohnung, Arbeit, Ausbildung. „Durch Zusammenleben, durch Fragen und Hinhören helfen wir beim Suchen nach Lösungswegen“, sagt Rainer Deiters. Und wie seine KollegInnen findet auch er, daß die Arbeit zwar machmal verdammt anstrengend sei, aber das Weglaufhaus ein Projekt ist, um das es sich zu kämpfen lohnt. Sabine am Orde

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