: Maier gegen die grüne Wiese
Senator will in Hamburg das Kulturgut „europäische Stadt“ retten ■ Von Gernot Knödler
Wenn Hamburg nichts dagegen tut, werden in Zukunft immer mehr Menschen in Einkaufszentren auf den grünen Wiesen des Umlandes shoppen gehen. Diese Befürchtung hat jetzt eine von der Stadtentwicklungsbehörde (Steb) in Auftrag gegebene Studie bestätigt. Das Papier der Firmen Gesa und Prisma legt nahe, Einkaufsmeilen in der Stadt mit den Methoden der Einkaufszentren auf der grünen Wiese zu stärken: durch eine bessere Verkehrsanbindung und mehr Parkplätze. Eine andere Studie, die ebenfalls Grundlage für ein Symposium der Steb zur Entwicklung der Zentren in Hamburg war, bewertet die Stadt wenigstens in einer Hinsicht als attraktiv: als Standort für Multiplex-Kinos und Unterhaltungszentren wie die am Nobistor geplante „Kleine Freiheit“.
Beim Einzelhandel – Supermärkte, Kaufhäuser, Jeans- und Möbelläden – ist die Lage uner-quicklich: In der Innenstadt wurden zuletzt ein Viertel weniger Besucher gezählt als vier Jahre zuvor. In ganz Hamburg nimmt die Konzentration im Handel zu: Während die Umsätze aller Einzelhändler seit 1992 um ein halbes Prozent geschrumpft sind, haben die Läden mit mehr als 1000 Quadratmetern Verkaufsfläche neun Prozent mehr Umsatz gemacht.
Schließlich ziehen immer mehr gut verdienende HamburgerInnen hinaus ins Umland und geben dort ihr Geld aus. Richtig dagegenhalten können nach der Gesa/Prisma-Studie nur gemanagte Einkaufszentren. Denn während gewachsene Zentren wie in Eimsbüttel oder Lurup an Bedeutung verloren hätten, legten Zentren mit professionellem Management wie in Billstedt oder das Wandsbeker Quarré zu. „Mit vernünftig gemachten Einkaufszentren in der Stadt kann man die Dinge umdrehen“, bestätigte der Projektentwickler Herbert Appelt bei der Vorstellung der Studien. Dazu könnte es auch gehören, Fachmärkte in die Stadt zu holen und in die vorhandenen Zentren zu integrieren – eine Chance, die nach Ansicht der Experten bisher zu wenig wahrgenommen wurde.
Die Ergebnisse des Symposiums fließen in die laufende Arbeit der Steb ein, die gerade dabei ist, die Leitlinien für die Entwicklung des Hamburger Einzelhandels fortzuschreiben. Stadtentwicklungssenator Willfried Maier (GAL) kommt es dabei vor allem darauf an, durch die Stärkung von Zentren wie Altona oder der City den Charakter Hamburgs als europäische Stadt zu wahren. Das heißt für ihn konkret, daß zum Beispiel auf dem Gelände von Essig-Kühne keine Konkurrenz zur Großen Bergstraße entstehen darf, daß auf der bundespolitischen Ebene etwas passieren muß, um die langen Autofahrten zu den grünen Wiesen teurer zu machen. Es heißt auch, daß die gemanagten, überdachten Einkaufsmeilen in der „City der Zukunft“ für alle zugänglich bleiben müssen.
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