piwik no script img

■ VorlaufBrödl sitzt da

„Grenzgänge – Der Filmemacher Herbert Brödl“, Sa., 19.20 Uhr, 3sat

Noch bevor das Dokudrama große Fernsehmode wurde, hat Herbert Brödl seine Filme so genannt. Und für „Jaguar und Regen“ hat er vor vier Jahren eine Bootsreise durchs brasilianische Amazonien gefilmt und diese später als Geschichte erzählt, beinahe, wie es heute die Macher der „Docu-Soaps“ tun. Brödl spricht von „erfundenen Geschichten, die auf dem Dokumentarischen aufbauen“. Weil Brödls Geschichten in der Südsee oder im Urwald spielen und oft phantastische Züge haben, könnte man das Ganze auch „magischem Realismus“ nennen und mit den Erzählungen von Gabriel Garcia Márquez vergleichen, wenn mit dem nicht heutzutage fast alles verglichen würde.

Da ist z.B. „Früchtchen“, Brödls neuester Film, der am Freitag Premiere hat. Dort fällt eine riesige Brotfrucht ans eine Ende der Äquatorinsel Sao Tome. „Mein Früchtchen“, behauptet der Bewohner der Hütte dahinter, „ich hab's geträumt“, und macht sich mit dem Monstrum auf den Weg über die Insel, wo die Riesenfrucht Aufruhr und Staatsaktionen auslöst. Am Anfang, erzählt Brödl, stand nur eine fixe Idee: „Was machen mit'm großen Ding auf'm Äquator“, einer Riesenmelone, die direkt auf jener magischen Linie wächst? Zeigen, „daß Ort und Menschen zusammengehören“.

Das Besondere am Blick von Brödl und seinem Kameramann Volker Tittel ist, daß er immer europäisch, beobachtend, interessiert, verwundert ist, nie aber exotisch oder verlogen insiderhaft. In dem Filmporträt von Peter Kremski tritt all das leider kaum zutage. Dort sitzt Brödl da und erzählt, und die Kamera filmt das alles stumm ab. Es mag beruhigen, daß der Macher dieser schönen Filme kein bärtiger Haudraufabenteurer ist, sondern ein spröder, zurückhaltender Mensch. Zugleich aber macht das Brödls Filme auch so viel sehenswerter als Kremskis mißglücktes Filmporträt. Lutz Meier

„Jaguar und Regen“, 4.1.; „Goldland“, 6.1.; „Früchtchen“, 8.1., jeweils 20.15 Uhr, 3sat

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen