Zum Wochenend

Radio rettet Leben. Gerade heute morgen erst versorgte uns der Werbeblock der Hansawelle mit der wichtigen Information, wissenschaftliche Studien hätten belegt, nicht der nächtliche Schlaf sei die entscheidende Quelle der Regeneration, sondern das morgendliche Frühstück. Was man da nicht in sich hinein stopft, hieß es in dem Spot einer Müslifirma, holt man nachts auf der Taschenfederkernmatratze nimmer raus.

Gut zu wissen, daß es die Iduna Nova gibt ... – ach nee, das war schon der nächste Werbespot. Was wir eigentlich sagen wollten: Gut zu wissen, daß das so ist. Denn mit dieser Erkenntnis im vollgefressenen Frühstücksbäuchlein läßt sich die Wochenendplanung doch auf ganz neue Speckröllchen stellen. Anstatt sonntagmorgens um drei Uhr mit schlechtem Gewissen nach Hause zu schleichen, um sich wenigstens eine Mütze voll Schlaf zu gönnen, könnten Sie bis zum Morgengrauen durchfeiern, anschließend einen Abstecher zum Bahnhofsbäcker einlegen und dann mit 24 dick belegten Käse- und Wurstbrötchen Energie für den Tag tanken. Selbst das Geld für den „Ichmachmichschickfürdasweek-end“-Kajalstift könnte mit der Zeit eingespart werden, weil die zentimeterdicken Ränder unter den Augen jeden Schminkversuch überflüssig machten. Vermutlich wird die Wissenschaft ähnlich bahnbrechende Optimierungspotentiale bald auch beim Mittag-, Kuchen- und Abendessen ausfindig machen. Das wäre toll! Wir würden dann ohne Unterlaß futtern, bis wir soviel Energien in uns gespeichert haben, daß wir selbst die Kernkraftwerke problemlos abschalten und gleichzeitig als Volk von Sumo-Ringern im Globalisierungsringkampf jeden Gegner plattmachen könnten. – Die Idee gefällt uns. Sie ist so friedlich, so einfach. Selbst unsere heimische Wirtschaft, zumindest die Nahrungsmittelbranche, würde boomen und endlos viele Arbeitsplätze schaffen. Die graue Maus Ostdeutschland verwandelte sich in ein furchterregendes hamsterbackiges Meerschweinchen, bereit, es den asiatischen Tigern zu zeigen. Und all das, stellen Sie sich nur vor, geschieht, weil Sie den Schlafanzug zur Altkleidersammlung geben und mampfen, was die Backenzähne hergeben. Schon erstaunlich.

Wohlan: Starten wir in ein neues Zeitalter! Das Mark Turner Quartet jazzt im KITO (Sa, 20 Uhr), jenes von Günther Späth im Gerken (Sa, 21 Uhr), während Störfisch, Jimmy Peltz Fistfuck USA und PCP aus Groningen im JFH in der Friesenstraße zu hören sind (Sa, 21 Uhr). Der Bremer Karneval startet Samstag um 14 Uhr auf dem Marktplatz und mündet abends in die große Odyssee im Schlachthof (20 Uhr). Henning und Luise Scherf sind in der Schauburg die WinterGäste von Radio Bremen (Sa, ab 9 Uhr). Die Galerie Mönch eröffnet eine Ausstellung mit Bildern von Rainer Fetting (So, 18 Uhr). Entertainment rund ums Fahrrad gibt's ab 12 Uhr im Congreßzentrum (So), während das Packhaustheater Nick Walshs Komödie Genug ist nicht genug zeigt (So, 16 u. 20 Uhr). Und schließlich macht Massimo Rocchi im KITO den Clown (So, 20 Uhr).

Und, zwischendurch nicht vergessen: Immer schön futtern. Sonst klappt gar nix und Sie müssen doch noch schlafen! taz