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Außerirdisches Basislager im Zweimannzelt

■ Internationaler Ufo-Kongreß in der Türkei: Neue Berechnungen rechtfertigen Alien-Alarm

Istanbul – Fast unbemerkt endete im winterlichen Istanbul am vergangenen Sonntag der „Erste Internationale Ufo-Kongreß in der Türkei“. Das mangelnde Interesse fast der gesamten internationalen Presse ist, folgt man der Argumentation des Veranstalters, nicht nur sträflich gefährlich, sondern typisch für die meisten Erdenbewohner. Schließlich hätten wir unseren Nachbarn im All schon immer ausgesuchte Ignoranz entgegengebracht und ihnen durch das Zünden von Atombomben höchstens zu verstehen gegeben, daß mit uns nicht gut Kirschen essen ist. Jedenfalls entgingen dem größten Teil der Weltbevölkerung die Informationen und, ungleich wichtiger, die Warnungen, die die Elite der Ufo-Forschung den 2.300 wissensdurstigen Zuhörern im ausverkauften Kongreßzentrum entgegenschmetterte.

Das ist insofern tragisch, als daß nach einhelliger Meinung der Redner nicht mehr viel Zeit bleibt, uns auf die erste bewußte, langandauernde Begegnung mit außerirdischer Intelligenz vorzubereiten – und ob diese friedlich ist, weiß man nicht. Zwar scheuen die Aliens, so Kongreßteilnehmer Erich von Daeniken, körperliche Arbeit, aber auch Krieg und Gewalt? Das ist pauschal wohl kaum zu beantworten, betrachtet man die Anzahl alleine der hochentwickelten Zivilisationen im All, die laut Forscher Michael Lindemann mit N=R x f(p) x n(e) x f(l) x f(i) x f(c) x L berechnet werden kann. Genauer: N bezeichnet die Anzahl der Welten, die Radiowellen kennen. L steht für die Anzahl Jahre, die wir auf der Erde von der Entdeckung des Radios bis zur Selbstvernichtung durch Atomwaffen brauchen werden. Den Rest zu erläutern, so Lindemann, genüge die Zeit nicht. Wem die Formel allerdings zu kompliziert sei, der könne auch ganz einfach N=L setzen, beteuerte er, das Ergebnis bleibe erstaunlicherweise das gleiche.

Daß es zum Kontakt kommen wird, scheint also ein fait accompli zu sein. Möglicherweise sind wir allerdings früher bei unseren Weltallmitbewohnern als sie bei uns, stehen wir doch an den Anfängen des Raumtourismus. Raketen, die der neuen Generation der Naßrasierer erstaunlich ähneln, werden jedermann demnächst weiter als bis zum Mond bringen, auf dem, wie die erstaunten Türken von Lindemann vernehmen konnten, die Japaner ein Hotel bauen wollen. Da diese Reisen aber Sprit kosten, den niemand bezahlen und mitschleppen kann, muß erst dieses Problem gelöst werden. Zumindest für Deutschland könnte die Lösung ein Ende der unseligen Energiedebatte bedeuten, gibt es doch im All die unerschöpfliche „Nullpunkt-Energie“.

Trotz dieser positiven Aussichten dominierten warnende Töne das Treffen. Die russische „Kosmonautin“ Marina Popovich, die allerdings ebensowenig wie „Astronaut“ Brian O'Leary jemals wirklich im All war, zeigte brisante Aufnahmen aggressiver Aliens. Als Basis während des Aufenthaltes auf unserem Planeten hatten sie verblüffenderweise ein durchaus auch hier gebräuchliches Zweimannzelt gewählt. Warnungen wurden auch vor Abduction laut, also der Entführung auf Ufos. Forscher Bob Hopkins sprach an, was zu dem Zeitpunkt bereits alle ahnten: Jeder kann Opfer werden – und jeder kann schon Opfer gewesen sein, ohne sich daran zu erinnern. Fehlende Stücke des eigenen Fleischs, lange Strecken neben dem Wagen herrennende Tiere, z. B. eine Kuh, und unerklärliche Schwangerschaften können laut Hopkins Zeichen einer kurz vorher stattgefundenen oder bevorstehenden Entführung sein.

Mit Travis Walton, 1975 für 126 Stunden in der Gewalt der Aliens, saß ein Zeuge dieser furchtbaren Bedrohung auf dem Podium. In Istanbul jedenfalls weiß man jetzt Bescheid: Außerirdische werden hier zwar nicht mit einem feindlichen, aber doch skeptischen Hos Geldiniz – Willkommen – empfangen werden. Der Rest der Welt allerdings wird rennende Kühe, fehlende Ehepartner und harmlos aussehende Zweimannzelte weiterhin nicht richtig zu deuten wissen. Milliarden wird es wohl unvorbereitet treffen, wenn die Besucher kommen. Can Merey

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