: Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine
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Aimée & Jaguar Deutschland 1999, R: Max Färberbock, D: Maria Schrader, Juliane Köhler, Heike Makatsch
„Deutschland 1943: Die lesbische Jüdin Felice (Maria Schrader) lebt im Untergrund, arbeitet bei einer Zeitung und verführt die vierfache Mutter Lilly Wurst (Julianne Köhler). Die Geschichte ist wahr, Frau Wurst, 85, lebt heute in Berlin. Der Film leidet an Eitelkeit und Pathos. Julianne Köhler aber, Theaterbesuchern ohnehin ein Begriff, ist als sture, treue Musterdeutsche eine Entdeckung. (Der Spiegel) CinemaxX, Gondel, UT-Kinocenter, Casablanca (Ol)
Alors Voilá Frankreich 1997, R: Michel Piccoli, D;: Maurice Garrel, Roland Amstutz / Originaklfassung mit englischen Untertiteln
Das Regiedebüt des Schauspielers Michel Piccoli erzählt von drei sehr unterschiedlichen Brüdern, die zusammem ein Lastwagen kaufen, um den Traum des einen Bruders zu verwirklichen. Kino 46
Asterix & Obelix gegen Caesar Frankreich/Deutschland 1998, R: Claude Zidi, D: Gérard Depardieu, Christina Clavier, Gottfried John
„Und? Ist der Film gut? Sagen wir mal so: Richtig schlecht ist er nicht. Als von den Trickfilmen gebannter Fan wird man eindeutig angenehm überrascht. Ausstattung und Kostüme sind den Heftchen liebevoll nachempfunden, die Darsteller – neben den Titelhelden vor allem Gottfried John mit aufgesetztem Römerzinken als Caesar und Roberto Benigni als Intrigant Destruktivus – braucht sich nicht hinter den Kollegen von „Familie Feuerstein“ zu verstecken. Auch fliegen die Leginonäre nach Ohrfeigen und Kinnhaken ungefähr so durch die Luft, wie man sich das bei der Comic-Lektüre immer ausgemalt hatte ... aber genau da, bei den Special effects, muß die Mäkelei einsetzen, denn so manche Tricks – etwa der mit dem Elefanten in der Arena – sehen wirklich zu hausbacken aus, da erwartet der verwöhnte Kinogänger Ende der 90er Jahre von einer internationalen Großproduktion deutlich bessere Effekte, zudem es am Geld offenbar nicht gefehlt hat. Dringend muß auch die Inszenierung bekrittelt werden, die über weite Strecken flau und seltsam lustlos daherkommt, als habe es Regieroutinier Claude Zidi allemal ausgereicht, die hübsch verkleideten Darsteller in den wunderschön aufgebauten Sets ihre Figuren ins Bild zu bringen und die allseits bekannten Zeilen aufsagen zu lassen.“ (Zitty) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall-Kino (Ol)
Ausnahmezustand USA 1998, R: Edward Zwick, D: Denzel Washington, Bruce Willis
„Islamische Terroristen zünden Bomben im Allerheiligsten Amerikas: in Schulen, einem Broadway-Theater und dem Hauptquartier des FBI in New York. Da wird nicht lange gefackelt. FBI-Agent Anthony Hubbard (brilliant: Denzel Washington) exekutiert nur Einzeltäter; General Devereaux (humorlos: Bruce Willis), sein Armee-Konkurrent bei der Bekämpfung der Staatsfeinde, pfercht gleich alle Moslems von Manhattan in Internierungslager. Bigottes Propagandawerk.“ (Der Spiegel) Filmstudio
B
Der Bremen-Film 1871-1945 Bremen 1998, R: Ulrich Scholz
In der ersten halben Stunde sind Handel und Wandel allzusehr im Vordergrund des Films: Wer wann wo was produziert, importiert, exportiert oder verkauft hat, ist ein recht dröger Lehrstoff. Die Bilder von Hafenanlagen an der Schlachte, von Fachwerk-Speichern oder den dichtumdrängten Verkaufsständen auf dem Marktplatz sind zwar echte Fundstücke, verblassen aber fast angesichts der monoton daherredenden Erzählerstimme. In der zweiten Hälfte gibt es zum Glück auch Bilder vom Alltag in der Stadt, von Künstlern, dem Verkehrsgewimmel auf der Brillkreuzung usw. (hip) Schauburg
Bye Bye Frankreich 1995, R: Karim Dridi, D: Sami Bouajila
„Marseille im Sommer. In Karim Dridis sehenswerten Film „Bye Bye“ ist die orientalischste alle französischen Städte von seltsamer Majestät. Wie ein weiblicher Souverän beschützt sie die Protagonisten mit exotischer Wärme und setzt sie gleichzeitig dem Leben aus. Entlang am Leitfaden einer Familiengeschichte streift Dridi die verschiedensten Themen: Rassismus, Liebesverwirrungen, die gegenseitige Durchdringung von nordafrikanischer und französischer Kultur, Drogenprobleme, die angeknackste Stellung des arabischen Patriarchen.“ (tip) Kino 46
D
Dr. Dolittle USA 1998, R: Betty Thomas, D: Eddie Murphy, Oliver Platt
„Wie schon in „The Nutty Professor“ wird Eddie Murphy hier wieder von den Special Effects an die Wand gespielt. Zudem sind die Gags extrem rüde und basieren fast ausschließlich auf Körperausscheidungen und Fürzen. Ich weiß, daß mein 7jähriger Sohn all das lieben wird, denn der Film ist ausschließlich für ein infantiles Publikum gemacht: Er ist Junk Cinema!“ (Christopher Tookey) Filmstudio
Das doppelte Lottchen Deutschland 1950, R: Josef von Baky, D: Jutta und Isa Günther, Liesl Karstadt
„Elfjährige Zwillingsschwestern, durch die Scheidung ihrer Eltern in frühester Kindheit getrennt, finden sich durch Zufall in einem Ferienheim und spinnen eine heiter listige Intrige, um Vater und Mutter wieder zu vereinen. Sympathische und rührende Familienkomödie nach dem Kinderroman von Erich Kästner.“ (Lexikon des internationalen Films) Schauburg
Düstere Legenden USA 1998, R: Jamie Blanks, D: Alicia Witt, Jared Leto
„Ein naher, aber nicht ganz so cleverer Verwandter der „Scream“-Familie: Moderne Mythen sind der Aufhänger dieser Metzelmär. Kennt man hierzulande Schauer-Stories á la „die Spinne in der Yuccapalme“, ist's in der USA eben der Axt-Mörder auf der Rückbank oder jener unheimliche Anrufer, der sich bereits im selben Haus befindet. Mit solcherlei Gruselgags vertreiben sich in diesem Film Studenten an einer US-Uni die Abende, bis ihnen die schalen Späße eines Tages im Halse steckenbleiben, weil irgendein Witzbold die Geschichten in die Tat umsetzt und ein schönes, junges Wesen nach dem anderen ins gepflegte Uni-Gras beißt. Die gar nicht mal üble Idee, den Mords-Reigen auf diese Weise zu legitimieren, hatte ein 22jähriger Filmstudent, die Regie vertraute man einem unbescholtenen 26jährigen Australier an. So ist wohl zu erklären, daß trotz kühler Kosten-Nutzen-Analyse (Teenies + Killer + Ironie - Produktion = immer noch großer Reibach) „Düstere Legenden“ einen so frischen Eindruck macht“ (TV-Spielfilm) CinemaxX
E
Elizabeth Großbritannien 1998, R: Shekhar Kapur, D: Cate Blanchett, Christopher Eccleston, Geoffrey Rush, Fanny Ardant
In England wetzen die Besserwisser schon die Messer, um dem Regisseur Shekhar Kapur all die historischen Fehler seines Films über die „jungfräuliche Königin“ Elisabeth I vorzuhalten. Dabei hatten die Produzenten ihn ja gerade darum engagiert, weil er als Inder nicht den Bildungsballast mit sich herumschleppte, der einen britischen Regisseur niedergedrückt hätte. „Sie wollten einen ignoranten und chaotischen Regisseur“, so Kapur souverän kokett in Venedig. Und der hat ihnen nun ein wundersames Stück Kino hingesetzt: Spannend wie ein Thriller, grandios ausgestattet und mit einer feinen Balance zwischen blutigen Hofintrigen und dem psychologisch tiefen Portrait einer Frau, die dazu gezwungen wird, Macht auszuüben, und dafür ihre Identität und ihr Glück opfern muß. Cate Blanchett verkörpert die Königin wunderbar intensiv und vielschichtig: zugleich dünnhäutig, energiegeladen und später eiskalt. Dies ist alles andere als ein Kostümschinken. (hip) Filmstudio, Solitaire Kino (Westerstede)
E-M§il für Dich USA 1998, R: Nora Ephron, D: Tom Hanks, Meg Ryan
„Seit „Schlaflos in Seattle“ gelten Tom Hanks und Meg Ryan als Dream-Team des Biedersinns. Nun spielen sie zwei Buchhändler, die sich erbittert Konkurenz machen, aber im Internet unwissentlich eine innige Freundschaft pflegen. Die beiden Schauspieler zappeln mit geöltem Charme durch das Remake des Lubitsch-Klassikers „The Shop around the Corner“. Trotzdem fehlt dieser Romanze ein wenig Herzblut, da halfen auch nicht die paar Millionen Dollar, mit denen der Online-dienst AOL den Film gefördert hat.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter
Die Ewigkeit und ein Tag Griechenland 1998, R: Theo Angelopoulos, D: Bruno Ganz, Isabelle Rennauld
„Auch der jüngste Film von Angelopoulos, der im letzten Jahr in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet wurde, spielt in den herben, verschlossenen Landschaften Nordgriechenlands, wo noch über den sonnigen Tage eine Stimmung des Abschiednehmens liegt. Er handelt von einem Mann, der nicht mehr lange zu leben hat und nun, vor dem Eintritt ins Spital, seine letzten Angelegenheiten ordnet. Bruno Ganz verkörpert in einer sehr dichten, geschlossenen Leistung diesen todkranken Schriftsteller, dem in der Rückschau auf sein unerfülltes Leben Bilder seiner Ehe und aus seiner Jugend aufsteigen, und er plötzlich neue Energien schöpft aus der Begegnung mit einem Albanerjungen, der illegal ins Land gekommen ist.“ (Neue Zürcher Zeitung) Cinema
F
Familiensache USA 1998, R: Carl Franklin, D: Meryl Streep, Renée Zellweger, William Hurt
„Mutti ist um die 50 und ein wenig breit in der Taille, sie backt, bastelt und lächelt zuviel, eine amerikanische Muster-Hausfrau wie aus dem Home-sweet-home-Katalog. Daß Mutti nicht so lieb und doof ist, wie alle glauben, erweist sich erst, als sie schwer an Krebs erkrankt. Da verpflichtet ihr putz- und pflegeunwilliger Gatte die verzogene Tochter, die zu Karrierezwecken in die Großstadt entflohen war, zum Einsatz an der Familienfront. Erst schmollt die Tochter, die nie so hausbacken werden wollte wie Mutti, später aber lernt sie von der Sterbenden, daß Herzensbildung wichtiger ist als ein 100.000-Dollar-Job. Das erbauliche Werk schafft es immerhin, nicht ganz im tiefen Tal der Tränen zu versinken. Einziger Grund: Mutti wird gespielt von Meryl Streep, die auch den Kalenderweisheiten des Drehbuchs noch ihre ganz private Wahrheit abringt.“ (Der Spiegel) Atlantis, Ziegelhof-Kino (Ol)
Das Fest Dänemark 1997, R: Thomas Vinterberg, D: Ulrich Thomsen, Thomas Bo Larsen
Thomas Vinterbergs „Das Fest“ steht in einer lange Reihe von Romanen, Theaterstücken und Filmen, bei denen eine Familienfeier im Mittelpunkt steht, auf der schön langsam und dramatisch die schlimme Wahrheit über eine Familie ans Licht kommt. Aber so radikal wie hier wurde ein Clan selten seziert, so aufwühlend traute sich bisher kaum ein Regisseur, den Witz neben die Tragödie zu setzen. (hip) Cinema
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Der Garten des Sergiu Celibidache Deutschland 1998, R: S. I. Celibidache
„Zu Lebzeiten hat er sich geweigert, daß seine Musik auf Tonträger aufgezeichnet wird. Nun hat der Sohn des berühmten Dirigenten Sergiu Celibidache die Spätzeit seines Vater dokumentiert. Der übertriebenen Nähe zum Interviewten begegnet der Sohnemann damit, daß er Celibidaches Lehrsätze über die Phänomenologie der Musik zum Leitfaden des Films macht. „Der Garten des Sergiu Celibidache“ ist jedoch nicht nur für Musikologen gedacht. Eine Reihe von Konzertausschnitten, besonders das Mozart-Requiem und die 9. Symphonie von Anton Bruckner, zeigen den Meister in eindringlichen Szenen mit dem Taktstock.“ (taz) Cinema
Das große Krabbeln USA 1998, R: John Lasseter
„Der zweite komplett computeranimierte Walt-Disney-Film: ein Volltreffer. Der Überlebenskampf einer Ameisenkolonioe wird witzig erzählt, die Animationen sind ein technisches Wunderwerk. Regisseur John Lasseter hat es genau richtig gemacht: kein Animationsfilm für Erwachsene, sondern ein Märchen, um das Eltern ihre Kinder beneiden. Spielbergs „Antz“ sehen da ziemlich alt aus.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Passage (Del)
H
Happiness USA 1998, R: Todd Solondz, D: Jane Adams, Dylan Baker, Lara Flynn Boyle, Ben Gazzara
„Eine schwarze Satire über die Suche dreier Schwestern nach dem persönlichen Glück. Doch statt diesem finden sie Einsamkeit und erschreckende menschliche Tragödien und Abgründe. Der Film ist eine atemberaubende Mischung aus Humor und Horror, ein Hochseilakt der Gefühle, der am Schluß, trotz der ernsten Themen, die der Film anschneidet, mit einem hoffnungsvollen Twist endet.“ (Zoom) City, Casablanca (Ol)
I
Ich kann nicht schlafen Frankreich 1994, R: Claire Denis, D: Katerina Golubeva
„Claire Denis (“Chocolat“) greift den aufsehenerregenden Fall des Pariser Serienmörders Paulin Ende der 80er Jahre auf, um daraus eine einfühlsame Milieustudie des 18. Arrondissements - Montmartre - zu machen. Denis verzichtet auf Aktion und einen durchgehenden erzählerischen Faden und verläßt sich auf die Atmosphäre und innere Spannung mehrerer Nebenhandlungen. Kleine Ungereimtheiten seien ihr dabei verziehen.“ (mu) Kino 46
Irma Vep Frankreich 1996, R: Olivier Assayas, D: Meggie Cheung, Jeran-Pierre Léaud / Originalfasung mit Untertiteln
„Hongkong-Action-Diva Meggie Cheung kommt nach Paris, um ihr europäisches Debüt zu geben - in der Rolle der Bandenchefin Irma Vep, die in der Stummfilmserie „Les Vampires“ ihr Unwesen trieb. Doch der Ex-Nouvelle-Vague-Regisseur (Truffaut-Held Jean-Pierre Léaud) ist ein Nervenbündel, die Maskenbildnerin baggert sie an, und der Dolmetscher sorgt für mehr Chaos als Kommunikation... Witz, Tempo, Selbstironie - alles drin in diesem amüsanten Film über das Filmemachen. Hongkong-Action trifft auf europäisches Autorenkino, schöne Idee, wunderbar umgesetzt.“ (taz) Kino 46
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La mémoire, est-elle soluble dans léau? Frankreich 1995, R: Charles Najman
„Najman hat seine Mutter porträtiert, die das KZ Bergen-Belsen überlebt hat. Sie bekommt, wie viele andere französische Überlebende, von der deutschen Regierung Geld für eine zweijährige Kur in Evian. Das Heilwasser fleißt und spritzt in Strömen. Solange, Heldin des Films, taumelt bewundernswert auf dem schmalen Grat zwischen Verzweiflung und Lebensmut. Doch sie ist auch eine eitle Frau. Und es ist weniger das dezidierte Thema dieses Films als seine Exzesse, die übergroße Verehrung des filmenden Sohns für die dominante Mamma, ihre sich mit dem sonst in „Opferfilmen“ so einfachen Heldenstatus reibende penetrante Persönlichkeit, die hier die Spannung ausmachen.“ (epd-film) Kino 46
Lang lebe Ned Devine Großbritannien 1998, R: Kirk Jones, D: Ian Bannen, David Kelly
„In einem kleinen Dorf im Süden Irlands stirbt Ned Devine, der Gewinner des großen Lottojackpots, vor Schreck an einem Herzschlag. Doch ist das ein Grund, daß er seinen Gewinn nicht bekommt? Seine Nachbarn fassen, angeführt von dem regen Jackie O–Shea, den Plan, dem von der Lottogesellschaft entsandten Prüfer einen Gewinner namens Ned Devine zu präsentieren. „Waking Ned Devine“ ist einer dieser raren Filme, bei dem einem endlich wieder bewußt wird, wie schön und herzerfrischend Kino sein kann. Mit seinen skurrilen Gestalten, grandiosen Gesichtern und unbezahlbarem Witz erzählt Regiseur Kirk Jones eine Geschichte aus dem Leben, voller Herz und natürlich mit einem tiefen Blick in menschliche Abgründe. Doch wer würde nicht sein Glas auf das Wohl von Ned Devine erheben, dem mehrfachen Lottomillionär?“ (TV-Spielfilm) City
Late Show Deutschland 1999, R: Helmut Dietl, D: Thomas Gottschalk, Harald Schmidt, Veronica Ferres, Jasmin Tabatabai
„Dietl, seit „Schtonk“ und „Rossini“ deutscher Meister der subtilen Gemeinheiten, hält auch in seiner dritten Kinosatire das gewohnte Niveau, spielt gekonnt mit allen Klischees über die TV-Welt. Die Besetzung ist wie immer handverlesen, einschließlich der beiden Nichtschauspieler in den tragenden Rollen: Harald Schmidt legt als wieseliges Manager-Wrack ein glänzendes Debüt hin, Thomas Gottschalk wächst einem als blaublütiger, idealistischer Strahlemann richtig ans Herz. Und wer außer Dietl würde auf die Idee kommen, als lederverschnürten Moderator eines Erotik-Talks den dicken Dieter „Sperling“ Pfaff zu wählen?“ (TV-Spielfilm) CinemaxX, UT-Kinocenter
Das Leben ist schön Italien 1998, R: Roberto Benigni, D: Benigni, Nicoletta Braschi
„In seinem vieldiskutierten (und -prämierten) Film spielt Benigni einen lebenslustigen, jüdischen Buchhändler, der nach einigen Jahren glücklichen Familienlebens mit seinem vierjährigen Sohn in ein deutsches Vernichtungslager gebracht wird, in das ihm seine junge Frau aus freien Stücken nachfolgt. Der Vater, der sein Kind im Lager verstecken kann, redet diesem ein, das ganze sei nur ein großangelegtes Spiel, bei dem der Gewinner mit einem richtigen Panzer belohnt werde. Benignis melancholische Clownerie und das vorzügliche Spiel aller Beteiligten machen dieses ebenso bewegende wie burleske Lagermärchen zu einer hintergründigen Tragikomödie.“ (NZZ) Atlantis, Casablanca ((Ol), Lindenhof (Wildeshausen)
Lock, Stock & Two Smoking Barrels Großbritannien 1998, R: Guy Ritchie, D: Vinnie Jones, Nick Moran / Originalfassung mit Untertitel
„Die Uhr läuft, die Zeit drängt - wird der Held es schaffen, innerhalb der gesetzten Frist die Aufgabe zu bewältigen? Wenn nicht, droht ihm Schlimmes, das wird drastisch klargemacht. Hier geht es allerdings nicht primär um die Dimension der Zeit. Dieser britische Debütfilm stellt sich einer anderen Herausforderung: Indem er ein komplexes Gegeneinander rivalisierender Parteien entfaltet. In dieser sorgfältigen Konstruktion liegt die eigentliche Qualität des Films, der sich zweifelos auch darin am Vorbild Tarantino orientiert. So ist es durchaus nicht nur ein Werbeversprechen, wenn man „Bube, Dame, König, Gras“ (so der deutsche Verleihtitel) als die britische Antwort auf Tarantino bezeichnet, als Kombination aus der raffinierten Erzählweise von „Pulp Fiction“ und der Männerweltphantasie von „Reservoir Dogs“. Sein Manko ist die Erzählweise, die zu sehr von der Verkürzung der Videoclips geprägt ist: die Personen bleiben Typen, jede einzelne Szene spielt auf ein Maximum an Effekten ab.“ (epd-Film) Kino 46
Lulu on the Bridge USA 1998, R: Paul Auster, D: Harvey Keitel, Mira Sorvino
„Ganz schlimm! Nach den Erfolgen als Drehbuchautor von „Smoke“ und Co-Regisseur bei „Blue in the Face“ wurde der Schriftsteller Paul Auster tollkühn und inszenierte sein nächstes Drehbuch gleich selber. Dabei war er so heillos überfordert, daß selbst Harvey Keitel und Vanessa Redgrave bei ihm hölzern und blaß wie Schauspielschüler wirken. Die Überraschung ist aber, daß sogar die Dialoge, die ja eigentlich Austers Stärke sein sollten, erschreckend banal und langweilig klingen. Und wenn dieses unentschlossene Spiel mit Motiven aus dem Mythos von der „Büchse der Pandora“ und dem entsprechenden Film mit Louise Brooks auch noch mit einer literarischen Schlußpointe endet, die Auster platt aus einer Kurzgeschichte von Ambrose Bierce geklaut hat, stört das am Schluß kaum noch - Egal wie, man ist nur noch dankbar, wenn der Film aufhört. Paul Auster muß jetzt schnell einige verteufelt gute Romane schreiben, um wieder ernstgenommen zu werden.“ (hip) Europa, Ziegelhof-Kinos (Ol)
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Meschugge Deutschland 1998, R: Dani Levy, D: Dani Levy, Maria Schrader
„Neo-Nazis haben einen Brandanschlag verübt – und bringen dadurch ein dunkles Familiengeheimnis ans Licht. Die Neo-Nazis kommen zwar davon, dafür aber wird am Ende ein Alt-Nazi dingfest gemacht. Dazwischen liegen der Tod einer Jüdin, der Beginn einer vielleicht unmöglichen Liebe und eine detektivische Schnitzeljagd über zwei Kontinente. Von Anfang an legt „Meschugge“ eine hohes Tempo vor und weckt große Erwartungen und Neugier, doch der Film will zuviel: Liebesgeschichte, Thriller und Geschichtsbewältigung kommen sich immer wieder in die Quere.“ (tip) City, Passage (Del)
N
Nénette et Boni Frankreich 1996, R: Claire Denis, D: Grégoire Colin / Originalfassung mit Untertiteln
„Film über einen Pizzabäcker in Marseille und seine Schwester.“ (Kommunalkino) Kino 46
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Patch Adams USA 1998, R: Tom Shadyac, D: Robin Williams, Monica Potter
„Sage noch einer, nur deutsche Studenten seien zu alt: Robin Williams, 46, Hollywoods wandelndes Helfersyndrom, spielt den Medizinstudenten Patch, der kranken Kindern den Clown macht und seine Professoren zum Narren hält. Aber auch die Zuschauer nimmt der Film offenbar nicht für voll: Einen kauzig-liebenswerten Gutmenschen kann Williams inzwischen auch unter Narkose spielen; seinen Auftritt hier dürften nicht einmal Fans mit Schauspielkunst verwechseln. Das Drehbuch krankt an einer Überdosis Pathos, und Kunstfehler unterlaufen offenbar nicht nur Medizinern (Regie: Tom Shadyac). Eigentlich müßte der ganze Film dringend in die Notaufnahme - wären da nicht die Kostüme: Williams' Hemden sind von so ausgesuchter Scheußlichkeit, daß es eine wahre Freude ist.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Lichtspielhaus (Del), Wall-Kinos (Ol), Solitaire-Kino (Westerstede)
Payback USA 1999, R: Brian Helgeland, D: Mel Gibson, Gregg Henry, Maria Bello
„Der Gangster Porter (Mel Gibson) wird erst gelinkt, dann stirbt seine Frau an einer Überdosis – und ihr Mann will nur noch Rache. Diese Variation des Lee-Marvin-Thrillers „Point Blank“ schwelgt in Brutalität und Selbstironie. Spannung kommt allerdings kaum auf, denn schnell wird klar: Außer Gibson sind alle Beteiligten Idioten und werden daher umgehend erschossen.“ (Der Spiegel) CinemaxX, Ufa-Palast, UT-Kino, Passage (Del), Wall-Kino (Ol), Solitaire-Kino (Westerstede)
Pleasantville USA 1998, R: Gary Ross, D: Tobey Maguire, Jefee Daniels, Joan Allen
„Pleasantville ist die idealtypische Heile-Welt-Kleinstadt aus einer amerikanischen TV-Familienserie der fünfziger Jahre, also vorbildlich adrett, zuckersüß, spießig. Und natürlich schwarz-weiß. Nun aber tragen zwei Teenager aus der Fremde den frischen Geist von Neugier, Aufbegehren und Sinnlichkeit in das keimfreie Idyll und o Wunder: In dem Maße, wie ihr Widerstand ansteckt, werden Menschen und Objekte farbig. Mit ebensoviel spielerischer Ironie wie tricktechnischer Finesse beginnt so das Regie-Erstlingswerk des geschätzten Drehbuchautors Gary Ross vergnüglich surreal zu glühen und zu blühen. Als Polit-Parabel, die den Sieg der Farbe über ein repressives Schwarz-Weiß-Weltbild wie einen Befreiungsakt feiert, übernimmt sich der Film ein wenig; als verspielte Farce jedoch bleibt er ein Glückstreffer.“ (Der Spiegel) Schauburg, Wall-Kino (Ol)
Prinzessin Dornröschen Finnland 1951, R: Edvine Laine
„Finnische Verfilmung des Märchens von der verwunschenen Prinzessin, die sich an der Spindel sticht, worauf sie und alle anderen in hundertjährigen Schlaf verfallen. Ein spürbar bemühter Versuch, einen eigenständigen Märchenstil zu finden.“ (taz) UFA-Palast
Pünktchen und Anton Deutschland 1998, R: Caroline Link, D: Elea Geissler, Max Felder, Juliane Köhler
„Mit ihrem Kino-Debüt „Jenseits der Stille“ wurde die Regisseurin Caroline Link für den Oscar nominiert. Das wird diesem Film nicht passieren. Zu niedlich die Kinderdarsteller, zu altbacken die Kästnerschen Scherze und Charaktere. Die „German Classics“ von Sat 1 lassen grüßen. Schade, denn mit den Mutterfiguren Juliane Köhler und Meret Becker beweist Link, daß sie moderne Charaktere zeichnen kann.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UT-Kino, Cassablanca (Ol)
R
Rendezvous mit Joe Black USA 1998, R: Martin Best, D: Brad Pitt, Anthony Hopkins, Claire Forlani
„Ich hatte gemeine Gerüchte gehört, daß „Meet Joe Black“ fast drei Stunden lang sein würde. Die Gerüchte bewahrheiteten sich, aber seien wir gerecht: was zählt ist nicht, wie lang ein Film ist, sondern wie lang er einem vorkommt, und „Meet Joe Black“ wirkt überhaupt nicht wie ein drei Stunden-Film. Er scheint zehn Stunden zu dauern. Anthony Hopkins spielt einen Medienmagnaten mit Herz und Claire Forlani spielt seine Tochter, die mit einem Trottel in gutem Anzug verlobt ist. Sie hofft auf einen besseren Mann, und schon kommt er des Weges in der Form von Brad Bitt. Er hat das Pech, bald danach zu versterben; der Tod übernimmt dann Brads Körper und kommt, um des Magnaten Seele zu kassieren und die Tochter gleich noch mal zu gewinnen. Es gibt hier viele unbeantwortete Fragen (warum scheint etwa Pitts grimmiger Schnitter geistig zurückgeblieben zu sein?), von den Anfällen unfreiwilliger Komik ganz zu schweigen. Wie auch immer: zum Ende hin versinken alle heillos in Gefühlsduselei.“ (New Yorker) Filmstudio
Rush Hour USA 1998, R: Brett Ratner, D: Jackie Chan, Chris Tucker, Chris Penn
„Jackie Chan als Hongkonger Kripobeamter in Hollywood, der mit einem schwarzen Chaoten-Cop einen Entführungsfall löst. Der Kung-Fu-Artist wartet in der klamaukigen Actionkomödie wie gewohnt mit allerhand akrobatischen Bravournummern auf, für die Komik ist diesmal vor allem sein US-Kollege Chris Tucker zuständig, als großspuriger Maulheld mit einer noch größeren Klappe als Cassius Clay. Dabei ist die ulkige Darstellung der beiden Typen nie diffamierend, sondern zuweilen wirklich witzig, etwa wenn des komische Paar Edwin Starrs Soul -Klassiker „War“ anstimmt, bevor es in die Schlacht tänzelt.“(tip) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Gloria (Del), Lindenhof (Wildeshausen)
S
Der schmale Grat USA 1998, R: Terence Malick, D: Jim Caviezel, Sean Penn, Nick Nolte
„Ein Kriegsfilm wie bisher noch keiner. Terrence Malick kombiniert Action-Kampfszenen von der amerkanischen Invasion im Pazifik mit elegischen Rückblenden, in denen sich die Soldaten bessere Welten konstruieren. Dabei erzählt Malick, der hier mehrere Off-Stimmen einsetzt, von Sinnlosigkeit und Heldentaten zugleich. Ohne „entscheidende“ Episode geht die Schlacht weiter. „Der schmale Grat“ fragt nicht nach den Gründen für einen Krieg, auf den Amerika mit gutem Gewissen zurückblickt. Er handelt von Männern im Krieg, von unterschiedlichen Reaktionen und Ängsten. Von unvereinbaren Träumen und Erinnerungen, vom Blut auf leuchtend grünen Gräsern.“ (tip) CinemaxX
Schwarze Katze, Weißer Kater Deutschland 1998, R: Emir Kusturica, D: Bajram Severdzan
„Kann man auch aus dem Komödienstadel großes Kino machen? Bei Emir Kusturicas neuem Film fehlt scheinbar jeder politische Anspruch, jede tiefschürfende Aussage. Einen Spaß wollte er seinen Zuschauern, und wohl auch sich machen, und so ist in „Schwarze Katze, Weißer Kater“ alles auf die Lacher und die pittoresken Details ausgerichtet. Strenge Kritiker werfen ihm dies natürlich auch ganz schnell vor, aber warum soll Kusturica nicht mal mit all seinem filmischen Können und der Liebe zu grotesken Figuren, die ihn schon immer auszeichnete, einen Zigeunerschwank inszenieren? Natürlich blitzen da in fast jedem Mund die goldenen Zähne auf, und die Musikanten schrammeln ständig auf ihren Fiedeln herum, aber Kusturica treibt die Stereotypen des Zigeunerlebens so virtous auf die Spitze, daß dabei ein ganz eigener, bei allen Streitereien wunderschöner und vitaler Mikrokosmos entsteht. Und wer außer Kustirica hätte solch ein zugleich saukomisches und symbolisches Bild finden können wie das Schwein, daß an der Biegung einer Straße langsam ein Auto frißt – natürlich einen Trabant.“ (hip) Filmstudio
Schweinchen Babe in der großen Stadt USA 1998, R: George Miller, D: Babe, allerhand Viehzeug, James Cromwell
„Die Fortsetzung übertrifft das Original. Babe, das außergewöhnlich höfliche Schwein mit dem süßen, beharrlichen Auftreten, versucht in der großen Stadt Geld für die daniederliegende Hoggett Farm aufzutreiben. Dort entdeckt Babe ein Land voller Gewalt und Traurigkeit. In einem Tierhotel trifft Babe eine Zirkus-Familie von Affen, zu dem ein cooles Schimpanzsen-Paar und ein mürrischer Orang Utan gehören. Die Tiere, die mit dunkler Ironie reden, strahlen die reale Depression von langjährigen Zirkus-Akrobaten aus. Es gibt auch einen jähzornigen Terrier, dessen arthritische Hinterbeine auf Rädern laufen und eine Horte von Bulldoggen, die es auf Schweineschinken abgesehen haben. Wie sein erfolgreicher Vorläufer hat der Film übersättigte Kinderbuchfarben, aber der emotionale Grundton dieses Films ist schmerzhaft witzig, mit heftigen, zynischen und raffinierten Tupfern, die Kinder wohl eher verwirren werden. Der Regisseur, George Miller, drehte meistens von unten, aus der Perspektive der kleinen Tiere, und mit der Intensität von Zeichentrickfilmen.“ (New Yorker) CinemaxX
Seite an Seite USA 1998, R: Chris Columbus, D: Julia Roberts, Susan Saradon
„Wie Julia Roberts und Susan Sarandon als unabhängiges Yuppie-Mädel und abgehalfterte Frust-Glucke aufeinander losgehen, mag Fans des hochkarätigen Schlagabtauschs unter Stars animieren, doch über Standardsituationen trivialster Art kommt der Film nicht hinaus. Die Krebserkrankung der Älteren etabliert Melodramatik pur, und Ed Harris als Kerl zwischen den Fronten wird vollends zur Nebensache, wenn Siegerin und Verliererin des Damen-Duells händchenhaltend unterm Weihnachtsbaum sitzen.“ (tip) UFA-Palast
Serial Lover Frankreich 1998, R: James Huth, D: Michelle Laroque, Albert Dupontel
„Zu Beginn glaubt man sich in einer Beziehungskomödie. Gleich drei Liebhaber hat die attraktive Claire am Vorabend ihres 35. Geburtstages zum Essen eingeladen mit dem Ziel, die Anzahl aufs monogame Normalmaß zu reduzieren. Wie sich bald zeigt, bietet Claires luxuriöses Maisonette-Appartment ungeahnte Möglichkeiten zufälliger Todesursachen. Innerhalb weniger Minuten kommen die Männer auf skurrile Weise ums Leben, und das Beziehungslustspiel mutiert in eine temporeiche, schwarze Komödie. Wie „Delicatessen“ von Caro/Jeunet lebt auch „Serial Lover“ von der überschäumenden makabren Phantasie und einem surrealen Flair, daß sich vor allem in der stilisierten und farbenprächtigen Ausstattung niederschlägt.“ (Bremer) Schauburg, CinemaxX, UT-Kino, Ziegelhof-Kino (Ol)
Shakespeare in Love USA 1998, R: John Madden, D: Joseph Fiennes, Gwyneth Paltrow, Geoffrey Rush
Von der historischen Person Shakespeare wissen wir so gut wie gar nichts. Für seriöse Biografen ist dies natürlich fatal, aber wenn man0 eine wilde und komische Geschichte aus dem Leben des jungen „Will“ Shakespeare schreiben will, sind das ideale Grundvoraussetzungen. Kein neunmalkluger Akademiker kann einem peinliche Fehler nachweisen, und man kann sich aus dem Barden einen schmucken, romantischen Helden zusammenbasteln. Genau dies taten die britischen Autoren Marc Norman und Tom Stoppard. Sie sahen sich einfach die Stücke an, die von Shakespeare geschrieben wurden und fragten sich: Wie ist er wohl auf diese Idee gekommen. So erlebt er natürlich eine Liebesgeschichte (komplett mit Balkonszene, aber ohne zwei Leichen am Ende), die unglücklich endete, und aus der er sein Stück „Romeo und Julia“ zimmerte. Norman und Stoppard sind in ihrer Konstruktion so konsequent, inspiriert und witzig, daß man schnell mitgerissen wird. Natürlich hilft es, wenn man seinen Shakespeare einigermaßen kennt und weiß, wer Elisabeth I, Christopher Marlowe oder John Webster waren. Aber der große Erfolg des Films bei den US-Amerikanern zeigt, daß es darauf in dieser romantischen Komödie erst in zweiter Linie ankommt. (hip) Schauburg, CinemaxX, Casablanca (Ol), Apollo (Whv)
Shoemaker Kanada 1996, R: Colleen Murphy, D: Randy Hughson, Alberta Watson, Hardee Lineham / Originalfassung mit Untertiteln
„In einem angestaubten Schuhmacherladen am Rand von Toronto wartet Carey auf die große Liebe. Aber weil der bald vierzigjährige Simplizissimus für immer mit dem Gemüt eines Kindes gesegnet ist, läßt sich sein Traum nur schwer verwirklichen. Das Drehbuch zu dieser freundlichen Forrest-Gump-Variante verzichtet auf politische Korrektheit und setzt lieber auf leicht geschärften Humor, ohne dabei je die Sympathien für die untypischen Helden zu verlieren. Ein mildes Vergnügen.“ (tip) Kino 46
Die Siebtelbauern Österreich 1998, R: Stefan Ruzowitzky, D: Lars Rudolph, Simon Schwarz, Sophie Rois
„Es beginnt mit einem Mord. Der reiche Bauer liegt mit durchgeschnittener Kehle auf dem Hof. Die Mörderin sitzt und schweigt im Hühnerstahl, das blutige Messer noch in der Hand und ein dunkles Geheimnis in ihrem Herzen. Aus einer Laune heraus und sehr zum Verdruß der restlichen Bauernschaft hat der Verstorbene den Knechten und Mägden Haus und Hof vermacht. Ohne Zynismus zeigt der Film das langsame Erwachen aus der Dummheit und das Entstehen von Selbstbewußtsein. Die kollektivie Idylle blüht jedoch nur kurze Zeit. „Ein Knecht kann nie ein Bauer sein“ sagt der reichste Bauer im Ort. Das Pathos, mit dem der Kampf der Knechte und Mägde um Land und Gerechtigkeit inszeniert wird, ist sorgfältig dosiert und manchmal wirkt „Die Siebtelbauern“ auch wie ein Western made in Austria.“ (Der Bremer) Cinema
Sitcom Frankreich 1998, Francois Ozon, D: Evelyne Dandry, Francois Marthouret, Marina de Van
„Jean hat offenbar seine Familie erschossen. Rückblende, einige Monate zuvor: Ein scheinbar normales Familienleben, alles geht seinen gewohnten Gang. Bis Jean eines Tages eine Ratte mitbringt und Sohn Nicolas mit einer ersten Hiobsbotschaft bei gemeinsamen Abendessen herausrückt – er sei homosexuell. Für Mutter Hélène ein Schock, Jean nimmt es gelassen wie alles um ihn herum. Ozon hält das Brennglas gezielt auf den Mikrokosmos der Bourgeoisie und erlaubt sich hierbei, eine Ratte als kathartisches Moment einzusetzen. Ihm geling es dabei hervorragend, hinter den äußeren Bewegungsabläufen die innere Konstitution der Charaktere zu reflektieren, mittels subtil-grotesker Dialoge und durch absurde Situationskomik, die oftmals in Tragik umkippt. Ozons Film ist weit mehr mehr als eine bitterböse schwarze Komödie.“ (Kinofenster) Cinema
Der Soldat James Ryan USA 1998, R: Steven Spielberg, D: Tom Hanks, Matt Damon
„Steven Spielbergs sowohl nüchterner als auch großartiger Kriegsfilm gibt dem Genre Leidenschaft und Sinn zurück, und er tut dies mit solch einer sogartigen Kraft, daß er es ganz neu zu erfinden scheint, und dabei blendet er mit der Intensität seiner Imagination. Keine allgemein anerkannten Konventionen – dramaturgisch oder ideologisch – schwächen diese Leistung ab. Dieser Film sieht einfach so auf den Krieg wie noch keiner vor ihm. Obwohl die Erfahrungen, die er vermittelt, zermürbend sind, ist es der Film selbst nie.“ (The New York Times) Europa
Der Staatsfeind Nr. 1 USA 1998, R: Tony Scott, D: Will Smith, Gene Hackman, Jon Voight
„Spannender Überwachungs-Paranoia-Thriller. Was du auch machst, sie sehen dich. Tony Scott montiert effektvoll verschiedene Aufnahmematerialien zusammen - Filmszenen, Überwachungsvideobänder, Fotos, Satellitenbilder - und stellt die Handlung abwechselnd aus der Sicht des Gejagten und der Jäger dar. Der Gejagte ist ein sympathischer, selbstbewußter Yuppie, und seine Verfolger sind keine bösartigen Verbrechertypen, sondern intelligente Technokraten ohne große Skrupel, denen ihr Job offensichtlich Spaß macht.“ (tip) Filmstudio
T
Die Truman Show USA 1998, R: Peter Weir, D: Jim Carrey, Jaura Linney, Ed Harris
Hatten Sie nicht auch schon manchmal das Gefühl, Sie wären in einem schlechten Film oder – noch schlimmer – in einer Fernsehserie? Genau dieser Verdacht beschleicht Truman Burbank eines Morgens, als direkt vor seine Füße ein Scheinwerfer aus dem strahlend blauen Himmelszelt fällt. Aber Trumans Himmel ist genaugenommen eine Kuppel: Ein riesiger künstlicher Dom, unter dem eine ganze Kleinstadt konstruiert wurde. Und all das nur für Truman Burbank, denn dieser ist, ohne es zu wissen, seit seiner Geburt der Star einer täglich rund um die Uhr gesendeten Fernsehserie. Alle Bewohner von Seahaven, all seine Freunde, Arbeitskollegen, seine Ehefrau sind Schauspieler. „Die Truman Show“ ist eine scharfsinnige und sehr komische Satire auf die Entwicklung der Medien, die Obsession eines Millionenpublikums mit Fernsehserien und ihre Gier nach immer mehr „reality“. (hip) Filmstudio
U
Uhrwerk Orange Großbritannien 1971, R: Stanley Kubrick, D: Malcolm McDowell, Paul Farrell
„Ein wüster und schwer zu entschlüsselnder Alptraum: eine Parabel über die Gewalt, die zerstörerisch und notwendig zugleich ist? Ein Plädoyer für die Freiheit des Menschen, der verkümmert, wenn man ihn seiner Triebe beraubt? Eine deprimierende Utopie von der Entmenschlichtung der Gesellschaft und der Allgewalt der Wissenschaft? Auf jeden Fall ein faszinierendes Kinostück, in dem alle Details kunstvoll zusammenklingen. Besondere Bedeutung haben hier auch die Dekorationen, die von monströser Modernität sind, und die Sprache, die an ein stilisiertes Rocker-Idiom erinnert.“ (Reclam Filmführer) Filmstudio
Un indien dans la ville Frankreich 1994, R: Hervé Palud, D: Thierry Lhermitte, Patrick Timsir / deutsche Synchronfassung
„Ein gestreßter Pariser Börsenmakler lernt nach 13 Jahren seinen mit seiner Mutter bei Amazonas-Indianern lebenden Sohn kennen und nimmt ihn mit nach Frankreich. Ein konventionell inszenierter, von sympathischen Hauptdarstellern getragener „Sommer-Spaß“, der die Konfrontation zwischen Naturkind und Zivilisationskrankheiten für eine Reihe netter Gags nutzt und manchmal sogar satirische Ansätze zeigt.“ (filmdienst) Kino 46
Y
You've Got Mail USA 1998, R: Nora Ephron, D: Tom Hanks, Meg Ryan / Originafassung ohne Untertitel
Originaltitel und -fassung von „E-M§ail für Dich“ Kurzkritik siehe dort UFA-Palast
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