: Mach mal Pause, Triel!
■ Im Brennpunkt des Vogelzugs: Insel Neuwerk in der Elbmündung dient reisefreudigem Federvieh als Nist- und Rastplatz Von Harro H. Müller
Die vom Wattenmeer eingerahmte Elbmündung mit den zum Hamburger Staatsgebiet gehörenden Inseln Neuwerk, Scharhörn und Nigehörn zählt zu den wichtigsten Vogelzuggebieten Deutschlands. Alljährlich machen im Frühjahr und Herbst einige Millionen Watvögel im Nationalpark „Hamburgisches Wattenmeer“ Station, um sich auf ihrem langen Flug mal die Füße zu vertreten. Aber auch für Singvögel ist vor allem die Insel Neuwerk ein bedeutender Rastplatz.
Insgesamt 275 Vogelarten wurden bisher auf Neuwerk beobachtet, wie der Cuxhavener Ornithologe Wilhelm Lemke in einer neuen Übersicht der Vogelwelt der Insel in den „Hamburger Avifaunistischen Beiträgen“ beschreibt. Die meisten Vögel legen auf ihrem Zug entlang der Küstenlinie nur einen kurzen Erholungsstopp ein. Das betrifft sowohl Sing- als auch Wat- und Wasservögel.
Neuwerks Artenliste umfaßt alle Vogelfamilien wie Seetaucher, Sturmvögel, Reiher, Gänse, Enten, Greifvögel, Watvögel, Möwen, Seeschwalben und Eulen bis hin zu unterschiedlichsten Arten von Singvögeln. Darunter finden sich viele in Deutschland selten zu sehende Arten wie Eistaucher, Sturmschwalbe, Löffler, Scheckente, Zwergsumpfhuhn, Triel, Bienenfresser, Erddrossel, Rosenstar, Samtkopfgrasmücke, Goldhähnchenlaubsänger und Waldammer.
Die Zahl der Brutvögel ist der Arbeit Lemkes zufolge dagegen vergleichsweise gering. Seit 1946 haben 17 Vogelarten regelmäßig auf der Insel gebrütet, mit 53 Arten nistete 1985 die höchste Artenzahl auf dem rund drei Quadratkilometer großen Neuwerk. Charaktervögel unter den Brutvögeln sind der Austernfischer mit rund 250 und die Flußseeschwalbe mit etwa 400 Paaren.
Hamburgs Wattenmeer wurde erst 1990 Nationalpark, fünf Jahre später als die Watten Schleswig-Holsteins und Niedersachsens. Hochfliegende Wirtschaftspläne sahen zunächst in der Elbmündung einen Tiefwasserhafen mit Umpflügen der Wattenmeerlandschaft vor. Aber, so sagt Klaus Janke, Leiter des Nationalparks „Hamburgisches Wattenmeer“: „Die wachsende Einsicht der Gesellschaft in die Bedeutung ökologischer Probleme sind auch an Neuwerk nicht spurlos vorbeigegangen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen