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Ein Picknick mit Reismatte und Curryhuhn

taz-Sommerserie „Mooslos durch den Sommer“ (5. und letzter Teil): Im Wilmersdorfer Preußenpark trifft sich bei schönem Wetter die asiatische Community zum Picknick – samt Kühltasche, Erdnusssoße und deutschen Ehemännern  ■   Von Kirsten Küppers

Viele bunte Sonnenschirme. Von weitem sieht es aus, wie eine von Christos Schirme-auf-Insel-Installationen. Nur eben mitten im Wilmersdorfer Preußenpark. Doch hinter den Schirmen steckt weder Kunst noch Preußengloria, sondern ein Asia-Picknick.

Auf der großen Rasenfläche des Parks findet sich bei gutem Wetter die asiatische Community Berlins zu Curryhuhn und Bananenkuchen ein. Thailand, Laos, China, Kambodscha, Vietnam, Japan, Singapur und Indonesien sind hier mit Kühltaschen vertreten. Man hält ein Schwätzchen auf der Reismatte, borgt sich vom Nachbarn rote Pfefferschoten oder spielt Würfelspiele.

Besucher sind immer willkommen. Wer guckt, was in den Töpfen köchelt, kommt ohne eine Portion Fisch, Erdnusssoße und Limonenschnitze nicht davon. Dazu ein kleiner Plausch mit Mandy Ling*. Sie arbeitet seit fünf Jahren in einem Thai-Restaurant in Berlin, weil es in ihrer Heimat keine Jobs gibt, wie sie sagt. Ihre Landsleute trifft sie regelmäßig im Preußenpark. Berlin sei eine schöne Stadt, außerdem könne sie alles – sogar thailändische Klatschzeitschriften – bei „Asia-Food-Land“ in der Wilmersdorfer Straße einkaufen. „Kohl und Schröder sind herzliche Menschen“ resümiert sie. Trotz soviel Bekenntnis zu Deutschland gibt es immer wieder Ärger um das asiatische Picknick im Preußenpark. Denn klar, dass, was so nach China-Garküche, Vietnamesenmafia und Geldwäsche riecht, ordentliche Wilmersdorfer hinter den Geranien hervorlockt.

So kam es in den letzten Jahren vermehrt zu Polizeikontrollen, weil Anwohner hinter der friedlichen Esserei im Park nicht nur Zigarettenhandel witterten. Hinzu kamen Beschwerden über überquellende Mülleimer und fehlende Parkplätze in der Umgebung.

„Die Verdächtigungen haben sich jedoch nicht bestätigt“, sagt der zuständige Bauamtsleiter Axel Kirchner. Trotzdem patrouilliert jetzt regelmäßig der Kontaktbereichsbeamte über die Rasenfläche. Und am Rande des Geländes hat der Baustadtrat Schilder aufstellen lassen. Darauf steht in Deutsch, Englisch und Thai, dass in den Grünanlagen Glücksspiel verboten und „das Mitbringen von Lebensmitteln lediglich für den eigenen Verzehr erlaubt“ ist.

„Dabei machen wir doch nur Party hier“, sagt Peter Schulze, „und wenn sie wollen, können die Anwohner auch immer einen Löffel abhaben.“ Schulze sitzt mit Bierdose in der Hand in einem Gartenstuhl mitten im Picknickgeschehen. Er ist mit einer Thailänderin verheiratet, die er vor sieben Jahren bei einem Bangok-Urlaub kennengelernt hat. Viele deutsche Männer mittleren Alters sitzen in kleinen Grüppchen für sich auf der Wiese. Sie sind Freunde oder Ehemänner von Thailänderinnen, die sich hier mit ihren Freundinnen treffen. Man sitze häufig nach Geschlechtern getrennt, erklärt Schulze, weil „der Mann in der Thai-Küche nichts zu suchen hat“. Im übrigen seien die Thailänderinnen die besten Köchinnen der Welt, darum habe er auch eine geheiratet, meint Schulze. Das gute Essen sieht man seinem stattlichen Bauch durchaus an, aber das dürfte Schulze nicht kümmern, denn in Thailand wird Dickleibigkeit traditionell mit Wohlstand assoziiert. *Name von der Redaktion geändert

Thailändisches Picknick bei schönem Wetter immer im Preußenpark, Nähe Fehrbelliner Platz, Wilmersdorf

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