Neues von der Statt-Stadt

1999. Die Neoliberalen haben die Herrschaft über das neue Berlin übernommen. In den Glasetagen der Arkaden sitzen erfolgreiche Manager, die ihr Ego beim über Kohle-Laufen erweitert haben, um noch effektiver wirtschaften zu können. Unten in der Sushi-Bar stimmen die Handys der Scheinselbständigen den Hymnus der Leistungs- und Rentabilitätszeit an. Sie fühlen sich dann groß, weil sie am Mehrwertfest teilhaben dürfen. Doch der scheinbare Aufgang einer neuen Zeit ist nur der Untergang einer sozial abgesicherten Gesellschaft, und wenn die Sonne untergeht, werfen eben auch Zwerge riesige Schatten. Aber in diesen Schatten verbirgt sich noch eine anderes Berlin, die Statt-Stadt der fortschrittlichen Kräfte. Eingang in dieses Paralleluniversum der ayurvedischen Fußgängervereinigungen, der Vereine und Initiativen bietet eine gelbes Buch. Dieser Gute-Menschen-Guide ist nunmehr die sechste Auflage des Statt-Buches, das in 18 Kapiteln unter 450 Rubriken über 3.500 Adressen von Projekten auflistet. Alle diese Projekte bemühen sich um den Aufbau, das Ausprobieren und um den Erhalt neuer Lebens- und Arbeitsformen, um die Entwicklung von Gegenkultur und um die Veränderung der Gesellschaft von unten. Auch den Scheinselbstständigen in der Sushi-Bar sei diese Lektüre angeraten, denn wenn sie von dem neuen Götzen des unbegrenzten Wachstums abgefallen sind wie tote Schuppen, finden sie dort unter der Rubrik „Arbeit & ohne Arbeit“ die „Beratung überschuldeter Kleingewerbetreibender und gescheiterter Existenzgründer“. Und sie finden dort vielleicht ein Lebenskonzept, das sie auch ohne wirtschaftlichen Erfolg wachsen lässt. eb

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