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Kein Schulterklopfen

■ Der biedere Pianist Steve Klink liefert den perfekten Schwiegersohn-Auftritt

Der Beipackzettel strotzt nur so von Kritikerlob, das der in Köln lebende Amerikaner mit seinem Erstling Blue Suit eingefahren hat. „Nicht nur für Jazzfans das reine Vergnügen“, bilanzierte der Spiegel. Und in der Woche hub sogar das Zungeschnalzen an: „Der Mann muss einen Schlag bei den Jazz-Damen haben!“ Grob fahrlässiger Unfug, vor dem man den Gefeierten am liebsten in Schutz nehmen würde – hätte er ihn sich nicht selbst eingebrockt. Denn dieser Klavier-Jazz ist leider sehr wohlfeil. Und sogar um einiges harmloser noch als Tuckis Bekenntnisprosa. Mit der tätlichen Biederkeit obiger Komplimente kommt er jedenfalls prima zur Deckung. Und so hört man denn, ob laut, ob leise, ob langsam oder schnell in unerbittlicher Kadenz, wofür Steve Klink sein Schulterklopfen erntet: für strebsames Bravsein, für selbstsichere Tadellosigkeit, für den perfekten Schwiegersohn-Auftritt.

Die Platte klingt, ich kann mir nicht helfen, wie der Soundtrack zu einer Endlosschleife Tagesschau vor 25 Jahren. Nichts gegen Hardbop, auf dem hier hörbar alles fußt. Aber Klink ist zu vernarrt in das, was er diesbezüglich schon alles drauf hat. Dass es noch nicht reicht, um seinen Göttern angemessen zu huldigen, andererseits aber genügt, um zu sich selbst aufzuschauen, macht diesen Fall von Künstlerpech manchmal sogar unfreiwillig komisch. Klinks Modellversuch, das Schimmern der Blue Notes auf Quote zu polieren, ist eine vergleichsweise steife Angelegenheit.

Oder sollte Blue Suit am Ende nichts weiter als ein verzeihliches Frühchen gewesen sein, und im Birdland geht doch ein wenig die Post ab? Andreas Schäfler

Fr, 14. Januar, 21 Uhr, Birdland

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