: Per Datenbank in die Qualifizierung
Immer mehr Anbieter von Weiterbildung stellen ihre Angebote ins World Wide Web. Über den Werbeeffekt der virtuellen Welt lässt sich jedoch immer noch streiten
Wer auf der Suche nach beruflichen Weiterbildungsmöglichkeiten nicht mehr in einem Berg von Broschüren ersticken möchte, sollte es im Internet versuchen. Um einer Informationsüberflutung vorzubeugen, empfiehlt sich das Anklicken einer Bildungsdatenbank. Die deutschlandweit größte regionale Weiterbildungsdatenbank erreicht man unter www.wdb.berlin.de. Dort bietet die Senatsverwaltung für Arbeit, Berufliche Bildung und Frauen, unterstützt von der Europäischen Union, einen Dozentenpool, eine Praktikumsbörse sowie eine virtuelle Mediathek an. Seit der Gründung vor einem Jahr sind bereits 200.000 Visits verzeichnet. Mittels thematischem Schlagwort kann sich der Nutzer Veranstaltungsprofile, Termine und Kontaktdaten aus dem Netz ziehen. Von Agrarwirtschaft bis Zertifizierung ist alles vorhanden, insgesamt sind 2.500 Weiterbildungsmaßnahmen von 280 Anbietern verfügbar. Eine Bewertung der einzelnen Veranstaltungen sucht man allerdings vergebens, dafür ist der Service für Anbieter und Nutzer kostenlos.
Wer den Weg zum Seminar scheut, kann zusätzlich die Mediathek nutzen: 3.000 Einträge zum Selbstlernen, Unterrichtshilfen, Info-Material, Online-Lektionen sowie Kurzfilme mit Berufsbildern sind abrufbar.
Eine noch wesentlich größere Auswahl an Veranstaltungen findet man unter www.arbeitsamt.de. Alternativ zur seit langem angebotenen CD-Rom und dem Gang zum Berufsinformationszentrum hat das Arbeitsamt seit Juli eine Datenbank mit 380.000 Veranstaltungen installiert, die bisher bereits über eine Million Mal besucht wurde. Die Technik steckt allerdings noch in den Kinderschuhen. Links sucht man vergeblich, es gibt weder Verknüpfungs- noch Beschränkungsmöglichkeiten bei der Suche – so kann man beispielsweise auch nicht in einem bestimmten Bundesland suchen.
Fortschrittlicher präsentiert sich die Datenbank des Deutschen Instituts für Wirtschaft unter www.liquide.de. Die Suche nach bestimmten Inhalten und Regionen führt einen per Link direkt zur Homepage des jeweiligen Anbieters. Im Idealfall kann der Interessent von dort direkten E-Mail-Kontakt aufnehmen. Einige Anbieter bieten nicht nur ein ausführliches Profil ihrer Veranstaltungen, sondern auch einen Pressespiegel.
Das Angebot von „Liquide“ richtet sich allerdings eher an Personal- und Bildungsfachleute aus Unternehmen, Verbänden und Gewerkschaften. Den Veranstalter kostet die Aufnahme 200 Mark im Jahr.
Ria Hinzmann ist eine der VeranstalterInnen. Ihr Ein-Frau Betrieb „Konzepte“ bietet unter anderem Seminare zur Überwindung von Flugangst an. Hinzmann beschreibt den Erfolg von „Liquide“ allerdings nur als mäßig: Innerhalb eines Jahres habe sich nur ein Interessent aufgrund der Homepage gemeldet. Zudem habe sie große Probleme gehabt, das Schlagwort „Flugangst“ bei „Liquide“ durchzusetzen. Im Selbstversuch sei es ihr außerdem kaum gelungen, ihre eigenen Seminare zu finden. Mit ihrem Problem steht Hinzmann nicht alleine da: Für die meisten Anbieter läuft das Internet als Kontaktbörse immer noch nebenbei.Die Zukunft dürfte jedoch anders aussehen. Martin Reichert
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