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Eine Berliner Maultasche im Ruhestand
Kurt Krieger ist nicht nur der älteste „Berlin-Botschafter“, er ist auch der umstrittenste. Die Bezirksbürgermeisterin von Reinickendorf, einem kleinbürgerlichen Bezirk im Berliner Norden, war überhaupt nicht angetan von der Wahl des gebürtigen Schwaben. Krieger, der die Bezirkschefin seit Jahren „als Bürger“ kennt, wie er sich diplomatisch ausdrückt, will das klären. „Bei der nächsten Gelegenheit werde ich sie freundlich ernst darauf ansprechen“, sagt der Rentner.
Krieger kam vor knapp zwanzig Jahren nach Berlin. Vorher arbeitete der Wirtschaftswissenschaftler in Mexiko, wo er von seinen Nachbarn „so gut aufgenommen und eingeführt wurde“, dass er nun selbst Ausländern helfen will, „tiefer ins Land reinzugucken“.
Krieger geht mit besten Kenntnissen in Sachen Berliner Umland ins Rennen und bietet eine Fahrradtour entlang des alten Zollwegs, eine Tour durch ein Landschaftsschutzgebiet namens „Eiskeller“ entlang der früheren Grenze oder andere „Landmarks plus subjektive Erfahrungen“ an. Ansonsten will er sich in Zurückhaltung üben. „Wenn Fragen kommen, will ich etwas zur Beantwortung beitragen.“ Darin sieht er seine „eigentliche Aufgabe“.
Wer hofft, von dem Mann mit dem schwäbischen Idiom schwäbische Spezialitäten kennenzulernen, irrt. Er wird sich um „verständliches Deutsch“ bemühen und auch mit seinen Kochkenntnissen hinter den Berg halten. Zwar kann er alle schwäbischen Gerichte kochen. Doch weil er sich in erster Linie „als Deutscher“ sieht, will er niemanden auf seine Heimat trimmen. „Es wäre falsch, wenn ein Botschafter danach sagt, dass er über Maultaschen hervorragend Bescheid weiß“, sagt er. wahn
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