: Kotze auf Höhe Rote Erde
Ob nun eitle Millionäre für die Borussia kicken oder nette Kerle – nach dem 1:3 gegen den Tabellenletzten Arminia Bielefeld sind die Dortmunder Fans sogar zum Sauersein zu frustriert
DORTMUND taz ■ Schweigend trotteten die Dortmunder Fans zu den Parkplätzen. Ihre Mannschaft hatte soeben gegen Arminia Bielefeld gespielt, gegen das einzige Team also, von dem die BVB-Anhänger hofften, dass es ebenso desolat und verunsichert auftreten würde wie die eigene Elf. Damit zumindest hatten sie Recht behalten: Selbst Bielefelds Trainer Hermann Gerland gab zu, dass sein Tabellenletzter „nicht gut“ gespielt habe.
Das löste aus Dortmunder Sicht nicht das Problem, sondern machte es nur noch schlimmer. Denn der designierte Zweitligist schoss drei Tore im Westfalenstadion, kassierte selbst nur eines und nahm somit alle Punkte mit in die Heimat. Man hätte also annehmen dürfen, dass die Dortmunder Zuschauer ihrem Ärger Luft machen würden. Doch die, die noch vor kurzem entrüstet „Wir wollen euch kämpfen sehen!“ geschrieen haben, senkten den Blick und stapften in die Nacht. Auf Höhe des Stadions Rote Erde, wo der Klub 1972 spielte, als man zusammen mit Bielefeld aus der ersten Liga abstieg, teilte sich der Tross. Der Grund: eine beachtliche Lache Erbrochenes mitten auf dem Weg. „Was soll man auch sonst sagen?“, kommentierte ein Fan den Mageninhalt des Leidensgenossen.
In der Tat: Was soll man sagen? Zu guter Letzt sind auch den Fans die Ideen ausgegangen. Ob nun angeblich eitle Millionäre wie Ikpeba kicken, vorgeblich hungrige Youngster wie Francis Bugri oder wirklich nette Kerle wie Teddy de Beer – das Ergebnis ist immer das Gleiche. Und wo die Hoffnung herkommen soll, das weiß auch keiner. Manager Michael Maier glaubt, es brauche nur etwas „Dusel“, aber den hatte der BVB nicht einmal gegen die ewigen Pechvögel aus Bielefeld. Selbst die Theorie, dass die Borussia sich gegen die Top-Teams der Liga leichter tun würde, hat nur wenig für sich, denn wer (wie in Rostock demonstriert) nicht einmal in 5-zu-2-Überzahl kontern kann, für den sind Top-Teams eben genau das: zu starke Gegner. Ob der BVB absteigen könne, wurde 1860 Münchens Martin Max im DSF gefragt. „Das wäre ja ein Witz!“, sagte Max. Aber einer mit einer Riesenpointe.
ULI HESSE-LICHTENBERGER
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