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american pieMichigan State wird College-Meister im Basketball

DIE RÜCKKEHR DER MAGISCHEN

And moss grows fat on a rollin stone

Am Ende brüllte Mateen Cleaves mindestens genauso laut wie die 43.116 Zuschauer im RCA Dome von Indianapolis. „Oh Gott, das ist es, wofür ich zurückgekommen bin“, schrie der 22-Jährige, nachdem sein Team von Michigan State durch ein 89:76 gegen die Florida Gators College-Champion im Basketball geworden war. Erst der zweite Titel für die Universität, den ersten hatte vor 21 Jahren die Mannschaft eines gewissen Magic Johnson geholt. Ein Magic ist Cleaves nicht, meint Coach Tom Izzo, aber: „Er kommt ihm am nächsten von allen.“

Fast hätte Izzo schon in dieser Saison auf seinen Spielmacher verzichten müssen, denn Cleaves überlegte nach dem enttäuschenden Ausscheiden im letztjährigen Halbfinale gegen Duke lange, ob er nicht auf sein Senior-Jahr im College verzichten und gleich in die Profiliga NBA gehen sollte. Am Ende entschied er sich zum Bleiben. „Er hat auf eine Menge Geld und eine Menge andere Dinge verzichtet“, sagt Izzo, „das heute ist wie ein Märchen für ihn.“

Prominentester Zuschauer in Indianapolis war Magic Johnson. „Ich wusste, sie würden gewinnen, besonders nachdem Mateen für dieses Jahr zurück kam“, freute sich der fünffache NBA-Champion und meinte: „Es war hart, diese 21 Jahre zu warten.“ Magics spektakuläres Duell mit Indianas Larry Bird hatte dem College-Basketball 1979 einen Popularitätsschub verliehen, der bis heute anhält.

Für den in der Autostadt Flint aufgewachsenen Mateen Cleaves endete die Saison so wie sie begonnen hatte: mit einem Humpeln. Die ersten zwei Monate hatte er wegen eines Fußbruches verpasst und auch die Ehrung als bester Spieler des Final-Four-Turniers musste er nun auf Krücken absolvieren. Zu Beginn der zweiten Halbzeit war er umgeknickt, musste in der Kabine behandelt werden und konnte danach, außer bei Freiwürfen, nicht mehr auf den Korb werfen. Dennoch leitete seine Rückkehr den entscheidenden Lauf ein, mit dem Michigan uneinholbar davonzog. „Ich habe dem Trainer gesagt, dass man mir den Fuß schon amputieren müsse, um mich hier draußen zu halten“, sagte Cleaves, am Ende mit 18 Punkten notiert, später.

Vor allem seiner Ruhe und Ballkontrolle hatten es die „Spartans“ zu verdanken, dass das gefürchtete Pressing der Gators über das ganze Feld völlig wirkungslos blieb. Alle anderen Teams waren in helle Panik geraten und hatten Ballverluste en masse produziert. Michigan dagegen ließ sich nicht ins Bockshorn jagen, sondern nützte die Taktik des Gegners für sich. Geschickt befreite man sich blitzschnell aus der Umklammerung und kam so selbst zu leichten Punkten. Der erste Steal gelang Florida erst weit in der zweiten Halbzeit. „Es kam bloß darauf an, cool zu bleiben“, meinte Cleaves, „das war alles.“

Floridas deprimierter Coach Billy Donovan musste anschließend einräumen, dass sein Pressing diesmal komplett gescheitert war. „Wir haben uns eine Menge Videobänder von den Spartans angeguckt“, berichtete er, „im ganzen Jahr hat kein einziges Team Pressing gegen sie gespielt. Offensichtlich aus gutem Grund.“ Auch Floridas Star Mike Miller, der mit einem Wechsel in die NBA liebäugelt, im Finale aber enttäuschte, war beeindruckt: „Mateen Cleaves ist ein großer Point Guard. Er zeigte es heute.“ Allerdings war Cleaves nicht allein im erfahrenen Team der Spartans. Morris Richardson holte 21 Punkte, A.J.Granger 19. Insgesamt hatte Michigan eine beeindruckende Trefferquote von 56 Prozent, nachdem die Bestmarke gegen die schnellen Gators zuvor die 43 Prozent von Duke bei deren 78:87-Niederlage im Achtelfinale gewesen waren.

Während Florida kaum Abgänge haben wird, steht Tom Izzo praktisch vor einem Neuaufbau, denn neben Cleaves werden auch Richardson und Granger in die NBA wechseln. Freuen kann sich in jedem Fall jene NBA-Mannschaft, die beim Draft Mateen Cleaves erwischt. Sie bekommt einen Point Guard der Extraklasse und, wer weiß, vielleicht wird ja doch noch ein Magic aus ihm. MATTI LIESKE

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